Chroniken » Chroniken VI. - Die Zeit der Toten: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2009 |
2009.09.05 - Fest der Bastet: P.2009-09-05.BAS.EM |
11.09.2009 - 13:00 |
Bericht über das Treffen des Hofes der Nacht am 05.09.2009 in Karlsruhe, das dem Titel "Fest der Bastet" folgte.
Generelle Betrachtungen
Wie so viele rituelle Begebenheiten der Zeitgeschichte, so gab es auch hier wieder Missverständnisse und Verfälschungen, die mich natürlich interessierten. So fand ich heraus, das es nicht nur DAS Fest der Bastet gab, sondern im Laufe des Jahres solch ein Fest zweimal stattfand. Zum einen das "Große Fest der Bastet", am Anfang des Jahres, wenn der Frühling neue Überschwemmungen des Nils hervorrief und somit den Feiernden die Möglichkeit gab, über den Fluss nach Bubastis zu fahren. Das Zweite, "Kleine Fest der Bastet", fiel mit dem Fest des Osiris zusammen. Das Fest des Osiris hatte auch den Beinamen "Schönes Fest der Trunkenheit", da bereits auf dem Weg dorthin von den Bootsfahrenden reichlich Alkohol in Form von Bier und Wein konsumiert wurde, sodass am Ziel angekommen, bereits ein hoher Pegel an Trunkenheit vorherrschte. Dieses "Kleine Fest der Bastet" richtete sich nach dem heliakischen Aufgang von Sirius, was einen Zeitraum vom 03. Juni bis 12. August bedeutet, gerade wenn man auch die zweite Nilschwemme als wichtiges Indiz nimmt. Somit fand also dieses Fest eigentlich zu einem falschen Zeitpunkt statt. Aber ich denke, so kleinlich sollte man da nicht sein, da die moderne Welt ja schließlich nicht mehr auf die Nilschwemme angewiesen ist.
21:00 Uhr
Wie geplant, traf ich pünktlich auf dem avisierten Fest der Bastet in Karlsruhe ein. Herr Toyotomi hatte also Recht, als er mir diesen Versammlungsort nannte. Verschiedene Hinweise fand ich dann auch, die belegten, das dort ein sogenannter Hof der Nacht stattfinden sollte. In den Erzählungen Herrn Toyotomis klang es immer irgendwie aufregend, aber mein erster Eindruck war dann doch eher ernüchternd. Das war also einer der gefährlichsten Orte? Am Eingang wurden Blumen verkauft. Da ich keine florale Neigungen besitze habe ich dankend abgelehnt.
21:02 Uhr
Ich fragte mich zu Herrn Fox durch, den mir aufzusuchen Herr Toyotomi auftrug. Ich fand ihn dann auch gleich und muss zugeben, das er unserem Generaldirektor alle Ehre machen würde, so umschwärmt und belagert, wie der Herr war. Aber nach einer gewissen Zeit war es mir vergönnt das Kästchen des Herrn Toyotomi an Herrn Fox weiter zureichen und kurz über sein Ableben zu berichten, denn..
21:05 Uhr
Die Hausherrin Frau Rowina sprach zu der Gesellschaft und begrüßte sie an diesem Abend. Sie sprach davon das alle "Gäste der Priesterinnen" seien und "auf sich aufpassen sollten", da man nie wissen könnte, welche "Erleuchtung" einem widerfährt. Nun ja, den Eindruck hinterließ die Lokation nun wahrlich nicht, obwohl sich alle Mühe gegeben wurde ein Flair des Orient aufzubauen. Allerdings kenne ich Tempel der Bastet aus Fotografien und dort sieht es tatsächlich ein wenig anders aus.
21:25 Uhr
Erneut begab ich mich zum Tisch, den sich Herr Fox ausgesucht hatte und musste wiederum warten, da der Tisch erneut umlagert wurde. Es scheint, das Herr Fox ein gern gesehener Gesprächspartner ist. Umso erleichterter war ich, als mir Herr Fox seinen Schutz zusagte für den Abend. Was sehr wohl in meinem Interesse lag, wie sich später noch herausstellen sollte. Beim Warten auf eine günstige Gelegenheit begegnete ich Frau Beatrice, der Schwester von Herrn Fox, und wir kamen ins Gespräch. Mit ihr zusammen ging ich dann doch zum Tisch von Herrn Fox und mir wurde eine Frau Gräfin in einem roten Kleid vorgestellt, die sich merkwürdig benahm, aber sich dann zum Glück recht bald verabschiedete. Ich bekam die Möglichkeit, meinen Bericht über die letzten Tage des Aido Toyotomi zu Ende zu führen. Ich bekam dafür mehr Aufmerksamkeit, als ich erwartet hatte und mir wurde angeboten, die Familie Fox in ihrem Domizil zu besuchen, was ich gerne annahm. Galt es doch für mich, mehr über die Gesellschaft herauszufinden.
21:35 Uhr
Ich kam ins Gespräch mit einer Frau Luna, die Herrn Toyotomi gekannt zu haben schien. Angeblich hatte ich ihr versprochen, mich mit ihr bekannt zu machen. Wir sprachen über Herrn Toyotomi und ich erzählte ihr in groben Zügen die Eckpunkte der Geschichte. Da ich allerdings von Herrn Toyotomi ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, Details nur an Herr Fox und seine Familie weiterzugeben, vermied ich es, ihr nähere Erläuterungen zu geben.
21:55 Uhr
Ich wurde in eine Gespräch mit Frau Rowina verwickelt, als ich mich mit ihr auseinandersetzte, warum sie das Fest zu einem so späten Zeitpunkt angesetzt hatte. Wir sprachen über die beiden Feste der Bastet und über den richtigen Zeitpunkt und ich hatte den Eindruck, das es ihr eher um den Sinn des Festes, als um das eigentliche Ritual und somit den richtigen Zeitpunkt ging. Wenn das also nur ein Themenfest sein soll, dann muss ich wohl über diese Unstimmigkeiten hinwegsehen, obwohl sich der weitere Abend dann doch mystischer entwickelte, als ich nach der Aussage von Frau Rowina vermutete.
22:00 Uhr
Die Bediensteten, die sich ausschließlich in einem Lendenschurz kleideten, betraten den Raum mit Speisen und eröffneten damit ein Buffet, das wirklich hervorragend angerichtet und duftend zurecht gemacht schien. Allerdings hatte ich immer noch Herrn Toyotomis Warnhinweis im Kopf, sehr vorsichtig zu sein. Somit unterließ ich es, das eventuell vergiftete Essen anzufassen. Allerdings sollte mir das nichts nützen, wie ich später herausfand.
22:18 Uhr
Ich hatte eine sehr unerfreuliche Begegnung mit einer Frau Tatjana, von der ich, wenn ich den Berichten folge die ich über Vampire gelesen habe, eindeutig glaube, das sie ein Vampir ist. Wie so einige andere der Anwesenden auch Vampire waren, eingeschlossen Herrn Fox und Frau Beatrice. Ich hatte mich zu einer unbedachten Äußerung hinreisen lassen, die mich dann doch gleich in eine prekäre Situation brachte. Ich konnte allerdings den Kelch an mir vorüber gehen lassen und die Dame dann doch soweit beruhigen, das sie von mir lies. Ich muss unbedingt mehr auf meine Worte achten!
22:20 Uhr
An den Tisch des Herrn Fox zurückgekommen wurde mir eine Dame aus dem Haus Lucius vorgestellt, die als Vertretung eines gewissen Herrn Isidor von Xanten anwesend war. So wie sie sich gab, muss das wohl einer dieser Modezaren sein, die alle Welt kennen sollte. Zumindest hatte sie das typische Gehabe einer dieser Modedamen an sich, die nur ihre Welt des Glamours kennen. Herr Fox hielt sie für wichtig, wahrscheinlich hat sie gute Beziehungen zur Regierung, als VIP oder ähnliches.
22:30 Uhr
Ein gewisser Herr Arnold wurde mir vorgestellt, der sich auf dem Fest scheinbar gut mit den Damen amüsiert hatte. Denn er wurde von Ihnen umschwärmt, das es fast schon peinlich für ihn sein musste. Aber wahrscheinlich stehen die Frauen einfach auf solche wilden Lockenmähnen. Für mich käme solch eine aufwendige Frisur niemals in Frage. Da verbringt man ja mehr Zeit im Bad, als einem am Tag zur Verfügung steht. Währenddessen sprach die Vertreterin des Modezaren mit einem Herrn Konrad der ebenfalls in diese exzentrischen Welt der Mode zu gehören schien, denn die beiden schienen sich gut zu verstehen und sprachen beide in einer Art und Weise, wie es unter normalen Menschen unüblich ist. Ich habe sie allerdings beide im Verdacht ebenfalls Vampire zu sein, denn trotz eines sehr warmen Raums hatte dieser Herr Konrad eiskalte Finger. Und da kam es mir auch zugute, das Herr Fox liebenswürdiger Weise meinen Schutz für diesen Abend übernahm, denn es scheint, als wenn dieser Herr Konrad, entweder homosexuelle oder zumindest bisexuellen Neigungen hat. Ich bekam diese handgreiflich zu spüren und mit einem geflüsterten "Schade", das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, wand er sich von mir ab, als ich ihm sagen konnte, das Herr Fox für mich bürgen würde. Wer weis in welches Sado- Maso-Studio mich dieser Herr sonst noch entführt hätte. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken.
22:55 Uhr
Im Gespräch mit einem Gast vertieft, bemerkte ich auf einmal, das einer der Bediensteten von einem Gast regelrecht angefallen wurde. Ich erfuhr später, das es Frau Mandell war, ebenfalls ein Vampir, die sich am "lebende Buffet" bediente. Allerdings versuchte ich erst einmal einen der Gastgeber auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, was mir auch gelang. Allerdings war dann die Situation auch schon wieder geklärt, der Herr stand auf und man versicherte mir, das das alles in Ordnung ist und ich mir keine Sorgen machen bräuchte. Allerdings, wenn ein Mensch offen derart überfallen wird, dann hat man natürlich, wenn man ebenfalls Mensch ist, so seine Sorgen. Dann traf ich Frau Fey, wie sie sagte, aus dem Hause Nekhrun, die mich gleich Frau Astarte vorstellte. Auch sie kannten Herrn Toyotomi und ich war überrascht, das mein Name bereits ihr bekannt war. Das ging ja gut los, ich muss aufpassen und versuchen, meine Identität doch mehr unter Verschluss zu halten. Auf jeden Fall scheint dieses Haus eine geringe Schamgrenze zu haben und man redete über Dinge, die normalerweise nicht als Gesprächspunkte nach 10 min. Bekanntschaft zur Debatte stehen sollten. Ich vermute, das diese Familie ein Haus für Personen mit einer großen Libido darstellt. Währenddessen beobachtete ich, das eine der Dienerinnen einen der Gäste zur Seite stand und Luft mit einem Fächer zuwedelte. Allerdings hatte meine Gespräch mit Frau Astarte noch eine Fortsetzung, denn ...
23:15 Uhr
Wieder am Tisch des Hauses Fox sprach mich plötzlich Frau Luna auf das Thema Frauen und die Liebe an, unterstützt von Frau Beatrice, die mir als DIE erste Literaturstudentin von England vorgestellt wurde. Das hieße ja, das diese Dame bereits ein mehr als biblisches Alter besäße. Ich freue mich nun wirklich, in einer ruhigen Minute, zu Gast im Hause der Familie Fox, nähere Gespräche darüber zu führen. Aber bis dahin musste ich erst einmal peinliche Fragen über mich ergehen lassen und die große Libido von Frau Astarte wurde mir nochmals von den Gesprächspartnern vor Augen geführt. Es wurde mir ans Herz gelegt, in solchen Angelegenheiten mich an sie zu wenden. Betreibt das Haus Nekhrun etwa eine Partnervermittlung?
23:25 Uhr
Der Auftritt der als Göttinnen verkleideten Damen errettete mich aus dem Gespräch und ich verfolgte diese witzige Geschichte, die sich nun abspielte. Auch da war wohl eher der Showcharakter ausschlaggebend, als wirkliche Rituale oder Anbetungen. Ansonsten hätte Frau Rowina wissen müssen, das die drei aufgetretenen Göttinnen (Bastet, Sachmet und Hathor) nur jeweils Aspekte der einen, nämlich Bastet sind. Von Sachmet heißt es nämlich, das sie den Schatten Bastet verkörpert, also alle bösen Eigenschaften und Hathor ist nur eine andere Bezeichnung für Bastet, die in den eher dörflichen Gegenden geführt wurde. Aber nun ja, als Show war es ganz nett angelegt und ich musste mir ein Grinsen verkneifen, um die Gastgeberin nicht zu brüskieren, als eine der Damen, es könnte die Darstellerin der Sachmet gewesen sein, auf mich zu kam und Frau Rowina mich fragte, ob ich nicht daran glauben würde. Eventuell hat sie meine Bemerkung zuvor nicht einschätzen können, als ich sie fragte, ob der Auftritt der drei etwas ähnliches wie die Dreifaltigkeit der Gestalt Gottes darstellen sollen. Dort gibt es ja auch den Vater, den Sohn und den Geist, die alle nur jeweils Materialisationen des einen Gottes sind. Ich habe mich dann einfach darauf beschränkt, nichts zu sagen. Aber das man mir das offensichtlich übel genommen hat, zeigte sich kurz darauf.
gegen 23:45 Uhr
Ich wurde vergiftet! Das einzige, was ich an diesem Abend nicht vermieden hatte, war das Trinken. Denn wenn man etwas zu erzählen hat, wird man nun mal durstig. Ich beschränkte mich allerdings auf Wasser und dachte, damit nichts falsch machen zu können. Leider hatte ich das Pech, dann doch ein vergiftet Glas zu erwischen und prompt bekam ich eine Art Gehörsturz oder so etwas in der Art. Auf jeden Fall rauschte es in meinen Kopf wie ein riesiger Wasserfall und man hörte alle Stimmen, als wenn man gerade unter Wasser wäre. Definitiv nichts, was ich als positiv bezeichnen würde. Und als dann auch noch ein ungewolltes Verlangen und Hitzewallungen auftraten, wurde mir bewusst, das es sich wahrscheinlich um Drogen gehandelt haben muss. Herr Fox wollte mir helfen und fragte bei den Gastgebern nach Einzelheiten zu diesem Vorfall. Aber es kam nur ein Schulterzucken und es schien plötzlich auch anderen Gästen so zu gehen. Ab diesen Zeitpunkt allerdings fehlten meine Aufzeichnen, die ich tat und ich musste versuchen, das aus dem Gedächtnis noch einmal zu rekonstruieren.
Gegen 23:50 Uhr
Die Frau Gräfin, die mir bereits vorgestellt wurde, war irgendwie anders zugegen als zuvor und auch ihre Konversation mit Herrn Fox war komplett anders, als ich es in Erinnerung hatte. Im Saal kippte plötzlich die Stimmung und es begann tatsächlich ein Fest der Trunkenheit zu werden. Zumindest wirkten viele der Gäste so. Was mich stutzig machte, das es plötzlich so vielen so ging. Sollte das Ganze tatsächlich eine Drogenparty werden? Kann es sein, das den Gastgebern ebenfalls auffiel, wie wenig die Stimmung dem Anlass des Festes entsprach und haben für Abhilfe gesorgt? Das wäre eine berechtigte Annahme, zumal früher schon in Tempeln Opiate verbrannt wurden, angeblich um die Götter spüren zu können. Auf jeden Fall ging es plötzlich dort zu, wie im Tollhaus.
23:55 Uhr
Diese Uhrzeit weis ich noch mit Sicherheit, aber erst einmal zu den Details. Ich saß gerade bei Herrn Fox und fragte ihn, ob es noch sicher hier sei. Er versicherte mir das alles in Ordnung sei und er für meine Sicherheit sorgen würde. In dem Augenblick berichtete Herr Demian, das einer der Vampire, Frau Mandell, fluchtartig den Raum verlassen hätte. Wenn selbst eine Vampirin es als nicht mehr sicher empfand, dann musste wirklich etwas im Argen sein. Ich schaute auf meine Uhr und es war 5 vor 12! So schnell wie noch nie, sprang ich auf und verließ fluchtartig den Raum. Zu eben jenen Zweck hatte ich diesmal bewusst auf meine zum Anzug passenden Schuhe verzichtet und mir meine besten Laufschuhe angezogen. Das machte sich jetzt natürlich bezahlt und ich nutzte die allgemeine Aufregung, um zu verschwinden.
gegen 00:00 Uhr
In der kühlen Luft des Abends klärten sich meine Gedanken etwas auf und ich dachte, ich sollte mich zumindest noch bei Herrn Fox verabschieden und mich für seine Hilfe bedanken. Ich begab mich also vorsichtig wieder zurück und versuchte unauffällig zu recherchieren, wie die Stimmung im Saal war. Ich konnte Frau Astarte sehen, die von einer anderen Dame getröstet wurde und immer noch jede Menge Verrückter, die wild in der Gegend herumtanzten und ich sah, das die Stimmung bedrohlicher wurde. Somit wusste ich, das ich auf diesem Fest nichts mehr zu suchen hatte und verschwand nach Hause. Ich legte mich ins Bett und schlief, ob der Aufregung, auch bald ein.
gegen 00:45 Uhr
Plötzlich wurde ich wieder munter. Das Licht brannte, ich war nicht in meinem Schlafzimmer, hatte wieder meine Sachen an und befand mich wieder auf dem Fest der Bastet, das ich doch bereits verlassen hatte?! Vor Schreck sprang ich auf und flüchtete erneut. Im Heraus laufen bemerkte ich, das alle anderen Gäste sich ebenfalls gerade dabei befanden, aufzuwachen... sollte das alles nur ein Traum gewesen sein? Zumindest fehlten mir Aufzeichnungen, von denen ich sicher war, das ich sie gefertigt hatte. Nachdem ich mich ein zweites Mal zu Bett legte, wachte ich dann doch wohlbehalten am nächsten Morgen im selben Bett wieder auf. Aber ich konnte nicht alles geträumt haben. Denn die Schatulle war nicht mehr da, ich fand eine dieser Blumen an meinem Sakkoanzug und die Aufzeichnungen sprachen ebenfalls eine eindeutige Sprache... |
Erich Miles |
gedruckt am Heute, 20:48 |
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