Chroniken » Chroniken VII. - Die Zeit des Siegels: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2010
2010.09.04 - Die Herausforderung der 7: Nachspiel
08.09.2010 - 20:04

Sie lag eine Weile mit geschlossenen Augen da und fühlte das Klopfen in der Wunde an ihrem Hals. Wenn man sich genug darauf konzentrierte, tat es gar nicht weh. Es war nur ein rhythmisches Klopfen, in gleichen Tempo, wie ihr Herzschlag. Der jetzt gar nicht mehr so selbstverständlich war.

Sie musste ihre Strategie ändern.
Ihr Verhalten überdenken.

Oh, sie hatte sich so sicher gefühlt an diesem Abend. Und war vor lauter Übermut unvorsichtig geworden.
Dieser eine Moment, in dem sie aufstehen und gehen wollte, war der Richtige gewesen. Was zum Teufel hatte sie dazu gebracht, ausgerechnet dann ruhig sitzen zu bleiben, als die Frau, die eindeutig kurz vor dem Ausrasten war, in ihre Richtung kam, wieso hatte sie plötzlich so viel auf fremde Versprechungen gegeben? "Sie sind hier sicher", sie konnte es nicht mal denken, ohne tiefen Sarkasmus zu spüren. Wie ironisch es war, dass es ausgerechnet der Dicke war, dem sie den Aufenthalt im Krankenhaus zu verdanken hatte. Schließlich schien er ein Freund von ihrem "übereifrigen Beschützer" gewesen zu sein. Zugegeben, er hatte die Frau irgendwie daran gehindert, weiterzumachen. Aber noch während sie versucht hatte, genug Kontrolle über ihre Glieder zu bekommen, um wegzukommen, hatte sich der Mann im Kaftan über sie gebeugt. Und dann dieser Satz, als sie hoffte, er hätte genug gehabt, ihr schon schwarz vor Augen wurde und sie kurz davor war ihr Bewusstsein zu verlieren:"Ausgezeichneter Jahrgang"!

Sie lächelte.
Aber im Nachhinein war es spannend.
Nichts, was sie davon abhalten würde, wieder hinzugehen.
Nur nicht mehr so naiv und unvorbereitet. Hier musste sie anders messen als bei Menschen - und das war es doch ohnehin, was sie gewollt hatte.

Sie hatte nur überzeugt werden müssen.

Sie schlug die Augen auf. Die Zimmerdecke im Krankenhaus war nicht viel interessanter, als vor ein paar Minuten, aber schlafen konnte sie ohnehin nicht.

(Erlebnisse)


Regenmädchen


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