Welt » 1. Wesen der Nacht - Vampire und Sterbliche
1.1. Prägung - Vom Schicksal gezeichnet
04.03.2004 - 10:54

"Die Masken fallen
Das Alphabet des Lebens
wird neu geschrieben"
(Ernst Ferstl)

Schon immer, in allen Kulturen und zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die aus der Masse herausstechen, die etwas Besonderes an sich haben, etwas Unerklärliches, einen Hauch des Übernatürlichen. Die einfach ‚Anders‘ sind.

Manchmal äußert sich das als ein ‚sechster Sinn‘. Anderen wird das ‚zweite Gesicht‘ nachgesagt. Meist vergessen oder verdrängen solche Sterbliche ihr besonderes Talent.

In sehr seltenen Fällen aber entfaltet sich diese Veranlagung, und diese Menschen werden vielleicht zu Hexen, Wicca, Schamanen, Medien – oder sie werden von einem Untoten erwählt und zu einem Vampir gemacht.

Dieses Phänomen war schon in früheren Zeiten bekannt und trägt in allen Kulturkreisen die unterschiedlichsten Namen. Die Vampire nennen es die "Prägung".

Geprägte sind diejenigen, die vom Schicksal gezeichnet wurden. Sie alle haben als Zeichen der Prägung ein Omen. Dies ist ein mystisches Vorzeichen, welches unauslöschlich in ihre Seele gebrannt ist und welches symbolisch in Form von drei Tarotkarten ausgedrückt werden kann.

Niemand kennt den Ursprung der Prägung, oder den Grund warum nur wenige Sterbliche, vielleicht einer unter Tausenden, geprägt sind. Den Vampiren ist auch unbekannt, nach welchem Muster oder welchem Gesetz die Prägung erfolgt. Selbst wenn es gewisse Regelmäßigkeiten zu geben scheint, gibt es genügend Ausnahmen, um jede Gesetzmäßigkeit zu durchbrechen.

Manche Sterbliche werden bereits geprägt geboren. In einigen Familien scheint sich die Prägung regelrecht zu vererben, von Generation zu Generation. Manchmal nur der Linie der Frauen folgend, manchmal auch einzelne Generationen überspringend.

Vielfach tritt die Prägung aber auch ohne einen ersichtlichen Ursprung auf.

Außer denjenigen die von Geburt an geprägt sind, gibt es noch Fälle spontaner Prägung. Bei diesen Menschen tritt die Prägung irgendwann im Laufe ihres Lebens ein. In den allermeisten Fällen ist das Auftreten der Vorzeichen direkt mit einem schicksalhaften, elementar einschneidenden Erlebnis verbunden. Das kann zum Beispiel eine schwere Krankheit, ein Unfall, ein Schicksalsschlag in der Familie oder der Tod eines geliebten Menschen sein. Manchmal ist es auch eine extrem traumatische Erfahrung, die zu einer spontanen Prägung führen kann. Es gab sogar Fälle, in denen die Prägung auftrat, als der Sterbliche Beute eines Vampirs wurde.

Gelegentlich erfolgt die Prägung auch in der Pubertät. Dies ist vor allem bei weiblichen Sterblichen beobachtet worden.

Geprägte weisen einige bemerkenswerte Merkmale auf, die sie von der restlichen Bevölkerung unterscheiden. Zunächst einmal sind sie mystisch gezeichnet, was nahezu jeder Vampir sofort instinktiv erkennen kann. Sie haben eine markante Resonanz, die von einigen Vampiren sogar gelesen werden kann.

Die Prägung gibt ihnen, im Gegensatz zu normalen Sterblichen, ein übernatürliches Potential, eine Anlage für die Entwicklung von mystischen oder spirituellen Gaben. Grundsätzlich scheinen alle Geprägten ein Gespür für Vampire zu haben. Dies wird meist der ‚wahre Blick‘ genannt, ein unterbewußtes, intuitives Gefühl für die wahre Natur der Dinge.

Das erklärt, warum manche Geprägte sich zu spirituellen oder okkulten Ideen und Konzepten hingezogen fühlen. Es gibt einige Gerüchte und Legenden über Medien oder Hexen. Das allermeiste davon ist bloße Scharlatanerie, doch in mancher Geschichte ist vielleicht auch ein Kern von Wahrheit verborgen. Dennoch bedeutet die Prägung als solche nicht mehr als eine potentielle Möglichkeit. In den meisten Fällen wird ein Geprägter sich dessen nicht bewußt.

Fest steht, dass nur Geprägte überhaupt eine Begabung für derlei Dinge besitzen. Und nur Geprägte können den dunklen Kuss empfangen und zu Vampiren werden. Das ist die entscheidende Wahrheit, der Schlüssel zum Verständnis der Art der Vampire und ihrer Gesellschaft. Nur Geprägte können erwählt werden. Nur sie verstehen die Natur des Vampirs, nur sie tragen den Keim in sich, der getränkt durch machtvolles, vampirisches Blut zu einem neuen Geschöpf der Nacht erblühen kann.

Mehr noch, der Schleier der Ewigkeit wirkt nicht auf sie wie auf andere Menschen, die geblendet durch Arroganz und Wissenschaft blind und taub für das Tun und Sein der Vampire sind.

Geprägte können einen Vampir in der Regel auf Gesprächsdistanz erkennen, da sie seine Resonanz, seine untote Ausstrahlung fühlen. Wie sich dies äußert, ist höchst unterschiedlich. Manchmal ein Gefahreninstinkt, manchmal ein prickelndes Gefühl oder ein winziger Stromschlag, wenn sie das tote Fleisch eines Vampirs berühren.

Wegen ihrer Seltenheit, sind Geprägte für die Vampire so wertvoll. Manche glauben, dass im Laufe des letzten Jahrhunderts die Anzahl der Geprägten langsam abgenommen hätte. Sie führen dies auf den allgemeinen Unglauben der Sterblichen zurück, die zunehmende Technisierung, die die Nemesis aller Spiritualität ist.

Andere wiederum halten dies für reinen Aberglauben, für Ammenmärchen, mit denen die Ältesten ihren Nachkommen Angst einjagen wollen.



Mercurius


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