Chroniken » Chroniken XI. - Die Zeit des Schnitters: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2014
2014.05.31 - Aula Capit: Gespräch mit Unbekannt
02.07.2014 - 07:56

Kurz nach dem Fest Aula Capit am Hofe der Nacht, in einem Zimmer des Schlosses Scàthach.

Sandrine: "Ja ... wenn ich Dir es doch sage ... ! Nein, momentan bin ich nicht bei Hardenberg.

Ach, das hatte ich Dir noch nicht erzählt. Okay mmhh ... ich bin zur Zeit zu Besuch bei einem anderen Vampirhaus. Das Haus des Drachen. Haus Scàthach."

Der Raum ist nur schwach beleuchtet, draußen ist es bereits tiefschwarze Nacht. Sandrine läuft nervös mit dem Handy im Raum herum, ihre Aufmerksamkeit auf ihren Gesprächspartner gerichtet. Hin und wieder wirft sie einen Blick zur Tür.

"Warum willst Du wissen ... nein, das ist jetzt nicht wichtig. Das werde ich Dir zu einem späteren Zeitpunkt erzählen, " wiegelt sie schnell ab.

"Ob ich mich dort wohlfühle, ...? Machst Du Witze? Wohlfühlen?, " wiederholt sie noch mal und reißt ungläubig die Augen auf.

"Wohlfühlen und Vampire, ma Chère ... das sind zwei Begriffe, die nicht zusammenpassen. Aber das solltest Du doch am besten wissen. Mir geht es gut und ich lebe noch, sagen wir mal so. Ich bin den Vampiren des Hauses zwar noch nicht über den Weg gelaufen, aber bei früheren Festen habe ich sie schon gesehen. Nichts desto trotz bin ich wirklich schon sehr gespannt, was mich erwartet, wenn ich Ihnen begegne.

Ähm, was wollte ich Dir eigentlich erzählen? ... ach ja Fest. Es gab doch wieder ein Fest am Hofe. Dieses Mal war ich eben mit besagtem Haus Scàthach zu dem Fest. Die Vampire meines Gasthauses waren leider nicht anwesend, wahrscheinlich anderweitig verhindert. Ich weiß es nicht. So bin ich halt alleine mit einer Erwählten des Hauses dort gewesen. Ihr Name ist Lielan. Sie scheint sehr nett zu sein. Aber Du weißt ja, ich bin sehr vorsichtig, was solche Aussagen betrifft. Solange man die Leute nicht näher kennt und dann noch in so einem Umfeld. Warten wir es ab.

Also: Eingeladen hatte ein Orden. Der Ordo Arkanum. Schicksalsorden und so. Alles sehr mysteriös, sag ich Dir. Zumindest lieben sie Rätsel oder einer von ihnen. Lielan hatte ein sehr schönes Tuch als Gastgeschenk für sie angefertigt und mein Geschenk bestand daran, dass sie drei Rätsel lösen mussten. Einer der Vampire fand es nicht so sonderlich lustig und um ein Haar hätten wir ihn deswegen verärgert. Vampire heraus zu fordern ist nicht gesund. Zumindest wenn es als solche angesehen wird. Er ließ sich aber glücklicherweise beschwichtigen. Naturellement haben sie die Rätsel gelöst.

Und die Spiele dieses Mal hielten sich zum Glück im Rahmen. Du musstest zu einem zuvor gezogenen Stein und Karte, die passenden Symbole finden. Symbol auf dem Stein und der Karte mussten gleich sein. Dann hättest Du am Ende des Abends bei einer Art Verlosung ein Wunsch frei gehabt. Ich erhielt meinen passenden Stein recht schnell, aber wie gesagt ... hätte.

Aber ich habe auch mitbekommen, dass einigen der Stein einfach weggenommen wurde. Wenn ein großer Vampir vor Dir steht und sagt: 'Ich will ihn haben!' ... tja was machst Du dann?

G e n a u," betont sie demonstrativ, indem sie das Wort wie Kaugummi in die Länge zieht.

" ... Du gibst ihm den Stein!

Außerdem wurde ein interessantes Buch vom Ordo weitergegeben. Es sollte im Laufe des Abends weitergereicht werden und wer es am Schluss hat, durfte es behalten. Wobei ich noch erwähnen sollte, dass das Buch jedem Träger abgeluchst werden konnte.

Ja, Du hast richtig vermutet," bestätigt Sandrine der Stimme am anderen Ende der Leitung und sieht noch mal zur Tür.

"Absolutement ... die Vampire durften ihre Fähigkeiten dazu einsetzen. Eigentlich sehr ungerecht fand ich. Als Mensch war deine Chance doch schwindend gering und ich hätte zu gern ein Blick in das Buch geworfen. Zu schade aber auch.

Nun, aber das wirklich Interessante an dem Abend war der Neue, bzw. einer der neuen Menschen am Hofe. Wie gesagt ... ich habe Lielan geholfen einen Menschen ins Schloss zu locken. Wir beiden gingen freundlich auf ihn zu und haben ihn etwas 'bearbeitet' sozusagen. Er ging auch auf das Angebot recht schnell ein und versprach uns, am Ende des Abends mitzukommen. Das lief eigentlich wie am Schnürchen.

Aber seltsamerweise passte das wohl seiner Begleitung nicht. Eine Erwählte eines anderes Hauses.

Nein ... Ihr Name ist unwichtig. Du kennst sie nicht.

Sie muss ihn wohl überredet haben oder umgestimmt. Denn als wir ihn noch mal danach gefragt haben, lehnte er ab. Und jetzt kommt der Knaller ... halt Dich fest:

Seine Begründung war folgende: Er nahm an, wir würden ihm ... mmhh ... wie sag ich das jetzt ... naja ein unmoralisches Angebot machen, bzw. er dachte es würde sich um so eines handeln.

Mon dieu, ... was dachte sich dieser Crétin dabei? Sein Name war Alexander Tiberius oder umgekehrt. Lielan und ich waren zutiefst empört. So sind wir noch nie beleidigt worden. Wir waren über alle Maßen schockiert. Doch, wer sagt, dass es nicht auch Gerechtigkeit gibt in der Welt. Ein anderer Vampir hörte das und stellte ihn vor die Wahl. Er musste bis Mitternacht ein Haus finden, was ihm Schutz gewährt, ansonsten würde er ihn sich vornehmen.

Ohhhhhhhhhhhhhh, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, was ich in diesem Moment innerlich jubiliert habe. Und Lielan wird es wohl ähnlich gegangen sein. Nicht, dass ich einem Menschen etwas Böses wünsche ... das sei fern von mir, aber das war ausgleichende Gerechtigkeit, " sagt sie und ihr triumphierender Unterton in ihrer Stimme war unmöglich zu überhören.

"Ob er jemand gefunden hat, willst Du wissen?, " Sandrine setzt ein breites diabolisches Grinsen auf, schlendert zum Fenster, sieht auf die Wasserfläche, in der sich der Mond glitzernd spiegelt.

"Eben nicht!

Das geschah im Recht! Nach Mitternacht war er dann um einiges an Blut ärmer! Und ich hoffe inbrünstig, dass die Vampire meines Gasthauses, sich ihn auch noch mal vorknöpfen. Ohhhhh, da würde ich dann nur allzu gern daneben stehen.

..." Sandrine hört ihrem Gesprächspartner interessiert zu, immer noch mit diesem fiesen Grinsen im Gesicht.

"Ob ich rachsüchtig bin ....bin ich?", sie kratzt sich verlegen am Ohr.

" ...vielleicht ... nein, du hast Recht, in dem Fall bin ich es. Das will ich nicht leugnen.

Wie dem auch sei, ... nein, es war auf jeden Fall ein interessanter Abend.

Und ich sah zum ersten Mal, wie ein Mensch brannte, " ihre Stimme wird leiser und das Grinsen ist gewichen.

"Marc, der arme Kerl. Tsetse ... Du weißt doch, ich habe Dir mal von ihm erzählt. Wir kennen uns zwar nur flüchtig, aber das tat mir schon echt leid. Eine sehr fiese und unangenehme Gabe, die die Vampire besitzen oder zumindest einige von ihnen. Ganz ehrlich, ... damit möchte ich nicht unbedingt Bekanntschaft machen. Obwohl gebissen werden auch nicht lustig ist," sie sieht auf ihr Handgelenk und streicht sich über die immer noch sichtbaren Narben.

"Und Du hättest erleben müssen, wie man diesem Alexander begreiflich gemacht hat, wo er sich befindet. Es gibt doch Leute, die versuchen standhaft alles zu leugnen. Er hat es auf den Absinth geschoben, den er zuvor getrunken hat. Saskia hatte ihm sehr eindringlich erklärt, wo er sich befindet. Das war beinahe lustig. Ganz bis zum Schluss hatte ich das Gespräch allerdings nicht mehr verfolgt, aber ich glaube spätestens als er das erste Mal gebissen wurde, war im klar, wo er sich befand.

Echt erstaunlich wie die Vampire es immer schaffen so viele ahnungslose Menschen am Hofe zu locken. Einige von ihnen verschwinden spurlos. Und nur die, die für sie von Interesse sind bleiben am Leben. Ich habe schon so viele Menschen kommen sehen und dann nie wieder was von ihnen gehört oder gesehen.

Glaubst Du nicht?" Sandrine sieht interessiert in den Spiegel, kämmt sich mit einer Hand das Haar.

"Doch, doch ... da bin ich mir ganz sicher. Es sind nicht alle so lammfromm und zivilisiert wie sie uns glauben machen wollen. Da verschwinden eine ganze Menge Menschen. Entweder fällt es den anderen nicht auf oder man spricht nicht darüber. Ich habe es selbst schon erlebt. An einem Tag sind sie wie Raubtiere und fallen Dich an und am nächsten Tag sind sie wieder freundlich und tun so als wäre nichts gewesen.

Hab ich Dir doch erzählt," entgegnet sie schon fast ärgerlich.

"Gleich am ersten Abend, als ich zum Hofe kam. Da fiel mich doch dieser Vampir in Templerkluft an. Gruselig, wenn ich dran denke. In der nächsten Nacht war er wie ausgewechselt. Diese Stimmungsschwankungen sind unberechenbar. Ich hoffe die Vampire dieses Hauses sind nicht so wechselhaft launisch. Da sollte ich aber mal die Erwählten nach ausfragen. Je mehr Informationen man über sie hat, umso besser kann man sich darauf einstellen."

Plötzlich klopft es an der Tür und Sandrine zuckt erschrocken zusammen.

"Oh, warte, es hat geklopft, ... wir müssen unser Gespräch ein anderes Mal fortsetzen. Es muss ja niemand erfahren, dass ich es dir erzählt habe. Wer weiß, vielleicht werde ich sie heute Abend endlich näher kennen lernen. Machs gut, " sagt sie sehr leise und legt schnell auf.

"Ich komme!," ruft Sandrine laut in Richtung Tür und öffnet Lielan.


Iwana


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