Buch der Masken
Mercurius
17.10.2005 - 19:38

Vampir, Ordo Arkanum

(dargestellt von M. S.)

"Das eigentliche Mysterium der Welt ist das Sichtbare, nicht das Unsichtbare."
(Oscar Wilde)

"Was bin ich?

Ich bin ein Narr, nein DER Narr, der schelmenhafte Possenreisser, kryptischer Schicksalsbote, die rätselhafte Stimme der Weisheit, weder Anfang, noch Ende.

Im großen Kreis stehe ich - daneben. Doch nicht einfach bunt, sondern rot und gold sind meine Farben.

Auf der Bühne dieses Stücks, das das Schicksal schreibt, bin ich die Randfigur. Verkünde Prolog und auch Epilog und hier und da ein witziges Bonmont, eine scharfe Bemerkung, eine orakelhafte Weisheit.

Und warum auch nicht? Die Welt ist eine Bühne, die Sterblichen wie die Vampire nur Darsteller in einem Stück, von dem niemand sagen kann ob es ein Drama, eine Tragödie oder eine Posse ist.

Die Nachtgeschöpfe sind tragische Helden, bis ins Bizarre pathetisch übersteigert. Ich sollte es wissen. Ich gehöre dazu.

Doch wer bin ich?

Ich weiß es nicht mehr. Ich habe mich so oft erfunden, so oft in schillernden Farben meine Existenz, meine Geschichte erzählt, dass ich das Körnchen Wahrheit, das darin existiert haben mag, verloren habe.

Irgendwann.
Was sind schon Erinnerungen.
Schimären, die ihre kalten Fänge mitten in deine Seele graben, die fressen und fressen, was immer von dir noch übrig war.

Das ist nicht wichtig. Denn ich bin.
Meine Existenz und ihr Zweck sind eins.

Und so stehe ich, am Rande des Rampenlichtes am Hof der Nacht, seine Spieler gleichsam auch mein Publikum. Und wenn der Anfang erreicht wird, und nichts mehr übrigbleibt, dann hoffe ich, das ich das Publikum unterhalten habe.

Wenn man eine tragische Gestalt ist wie ich, welchen anderen Zweck hätte man wohl?

(Mercurius, "Betrachtungen durch einen dunklen Spiegel")




Mercurius ist ein Vampir, der als recht ungewöhnlich empfunden wird. Er schweift auf Zusammenkünften mal hierhin mal dorthin, ohne ein klares Muster.

Seine weiten, geschwungenen Gesten und seine Sprache haben etwas Geschauspieltes an sich. Seine orakelhafte Art wird zuweilen als beinahe ätherisch empfunden.

Er ist ein Wanderer zwischen den Welten, zwischen den Augenblicken, auf dem schmalen Grat zwischen den Toten und den Lebenden.

Seine Geschichte verbirgt sich im Schatten seines Lächelns. Niemand weiß etwas über ihn, weder wo er herkommt noch wo es ihn hinzieht.

Er hat einen seltsamen Sinn für Ironie. Wenn er spricht, spricht er in Rätseln. Manchmal redet er gar nicht und antwortet nur mit einer Geste, manchmal gibt er kryptische Antworten. Wer ihn um Rat fragt, bekommt eine Auskunft - oder auch nicht.

Mercurius überrascht immer wieder durch Verhaltensänderungen. Das einzig Berechenbare scheint seine Unberechenbarkeit zu sein, obgleich sich hinter seinen Handlungen mit Sicherheit ein Muster, ein Motiv, ein Plan verbirgt. Oder vielleicht doch nicht?

Seine Waffe ist sein Spott, der mal ironisch, mal beißend ausfallen kann. Doch er mischt sich nur höchst selten aktiv ein.

Nachdem er sich lange Zeit fern von den Angelegenheiten des Hofs der Nacht hielt, erschien er im Jahre 1999 überraschend wieder auf der Bühne des Geschehens...ein Fingerzeig des Schicksals?


Mercurius


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