Chroniken » Chroniken II. - Die Zeit des Wandels: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2005
2005.09.24 - III. Akt: Wiedergeburt?!
25.09.2005 - 23:21

Ich bin tot!

Bin ich tot? Ja, würde mir jeder bestätigen... ich atme nicht, mein Herz schlägt nicht und doch... ich lebe.. anders, intensiver, verwirrter, seltsamer, aufregender, durstiger, schneller als früher und doch bin ich.

Was ist passiert? Was ist geschehen an diesem Abend, zu dem wir die Einladung des Hauses Asmodeus erhielten, das wir unserer guten Bekannten Saskia eine Begleitung sein sollten, auf Ihrem neuen Weg zu ... ihrem Ziel? Wir waren da, Lukrezia hatte sich uns angeschlossen, da sie nicht allein auftauchen wollte, man wusste nicht, wie Lothringus auf ihr Erscheinen reagieren würde. Und es überraschte mich, ihn so gefasst zu erleben. Wir hatten eine stärkere Szene erwartet. Aber wahrscheinlich ist es so, das man als Gastgeber doch andere Verpflichtungen hat, als die, die man als Gast unter vielen aufbringt.

Es war, wie schon so oft vorher, wenn wir am Hof der Nacht waren, wir trafen alte Freunde wieder, tauschten Höflichkeiten aus und verfolgten das Geschehen. Ich konnte neue Gesichter sehen, die ich auch gleich versuchte anzusprechen und mir über ihre Beweggründe klar zu werden. Lukrezia schien schnell ihre Angst gegenüber Lothringus vergessen zu haben und amüsierte sich. Auch Herr Nekhrun war wieder anwesend und schien viel mit ihr besprechen zu haben. Aber das sind Ihre Angelegenheiten, solange es ihr gut geht, ist das für mich ein Quell der Freude. Ich solle mich auch amüsieren, sagte sie... nun ja... wenn es sie erfreut....

Ich unterhielt mich aufgrund eines Spiels des Abends mit einem interessanten jungen Mann, ein Koreaner, Yung war wohl sein Name, um mit ihm den Aspekt der Ehre für Saskia mit auf den Weg zu geben. Da wurde ich auf Lady Drakhena aufmerksam, die auch diesen Abend wieder anwesend war und ich fragte sie, ob sie wieder singen würde. Sie versprach mir eine private Vorstellung, die ich natürlich nicht ausschlagen konnte, zu sehr verzauberte mich ihre Stimme bei der letzten Gelegenheit. Unterm Sternenhimmel, am Rand des Sees, sang sie, von einem Tanz der Liebenden, der nur eine Nacht anhielt... leider wurde diese Vorstellung abrupt unterbrochen.

Doch plötzlich hiess es, Lukrezias Bruder wäre da und ich fragte mich, wer er sei und was ihn diesen Abend hierher verschlagen hatte. Er kam zu uns an den Tisch und er bestand auf einem Gespräch mit Lukrezia, dem ich nicht beiwohnen sollte. OK, ich hätte mich gerne näher mit ihrem Bruder unterhalten, aber vielleicht bekam ich noch Gelegenheit dazu. Plötzlich brach Lukrezia zusammen und ich vermutete schon, das ihr Bruder ihr etwas angetan hatte und stellte ihn zur Rede... er versicherte allerdings, das er unschuldig wäre... aber dann sah ich sie wieder...

Ja, die Geister des Abends, die soviel Ungemacht bereiteten unter den Anwesenden... am Anfang fand ich es noch amüsant, wie sie sich Menschen aussuchten und ihre "Spielchen" spielten, auch erhielt ich vom Schicksal einen Wink, was es mit denen auf sich hatte, allerdings waren das Informationen, die ich bereits mit eigenen Augen gesehen hatte. Allerdings wurden deren Späße doch immer heftiger und selbst Freunde von mir, und meine Verlobte wurden nicht von ihnen verschont.. ich weiß, das man sich auf dünnes Eis begibt, wenn man anfängt, Geistern etwas vorschreiben oder befehlen zu wollen... aber der Hausherr hatte offensichtlich Kenntnis von der Art der Geister, denn er verteilte Markierungen auf der Stirn, irgendwelche Symbole, die wirklich halfen, da die Geister diese Person nicht mehr angriffen... wie interessant!

Allerdings weiß ich was passiert, wenn man sich auf diese Ebene begibt und die Geister damit reizt, anstatt sie einfach zu ignorieren und prompt wurde ich auch Zeuge, wie einer der Mitglieder des Hauses bei solch einer Aktion ums Leben kam.. beziehungsweise endgültig starb....

Doch was passierte an diesem Abend, das mein Leben so stark verändern sollte... ich erinnere mich nicht mehr an Einzelheiten. Es war da ein Brief von Lukrezia, den diese von ihrer Mutter erhalten hatte und der angeblich aussagte, das sie und ich verwandt sein sollen... das ich einen Zweig einer Familie angehören soll, der nicht beliebt ist. Kann das der Grund sein, warum der frühere Mann meiner Mutter in Japan ermordert wurde? Ich weiß es nicht. Aber es brachte Luzia auf, die sich doch immer so sehr um mich und die Menschen sorgte. Es brachte sie so sehr auf, das ... ja, was passierte dann?

Ich errinnere mich nur noch, das eine Schwärze mich umfing und dann war da etwas in mir, das so fremd war, warm, mit einem metallischen Geschmack, das mich plötzlich aus der Schwärze wieder hervorholte und mich zu dem machte, was ich jetzt bin.

Luzia sagte mir, ich bin jetzt ein Vampir. Ein beklemmendes Gefühl, in dem Wissen, das ich nicht mehr die Sonne werde sehen können, das ich den Blutdurst teilen werde, der Luzia manches Mal bereits so schwach hat werden lassen, das ich Angst um sie haben mußte.

Ich bin ein Vampir! Ich wusste, das dies irgendwann passieren würde. Aber unter diesem Vorzeichen, zu diesem Zeitpunkt, hätte ich mir das nie träumen lassen. Nein, ich bin Luzia nicht böse. Es trifft sie härter, als es mich getroffen hat, bei dieser Aktion! Sie ist so schwach. Und dann diese Angriffe! Was sollte das; wir wurden von Vampiren angegriffen, als ob ein Verbechen passiert wäre, aber welches? Und wer ist das Opfer? Ich entdecke immer wieder neues, seltsames Verhalten bei den Vampiren. Während das Verhalten eines jenen geduldet, ja sogar akzeptiert wird, wird das eines anderen einfach ignoriert. Nun ereifern sie sich eines Falls, der absolut nichts mit ihnen zu tun hat! Hören Sie sich nur gerne reden, ist das ein Teil Ihrer sogenannten "Unterhaltungen" und "Zerstreuungen", das sie das große Wort schwingen und etwas verurteilen, wovon Sie nicht die Hintergründe kennen? Ich verstehe es nicht, aber ich spüre durch das Wissen, das in meinen Körper geströmt ist, das es etwas ist, das nicht mit dem logischen Verstand erklärt werden kann.

Da geht es um Historien, Traditionen und Kriege, die ich nicht verstehe und die mir so fremd sind, das es fast schon schmerzt, einem Wesen zu begegnen, das diese Werte so vehement vertritt. Luzia erzählte mir, was mit Vampiren geschieht, die sehr alt sind und viele Kinder erschaffen haben, sie werden unzurechnungsfähig und versinken in Ihre eigene Welt.

Vielleicht ist das der Grund für diese Farce. Aber es tut mir leid für Luzia, es tut mir leid für Lothringus, der soviel Zeit und Mühe für uns investiert hat und eine Lösung fand, die ein wenig Frieden in diesen Konflikt gebracht hat. Es tut mir leid für Saskia, deren große Stunde dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurde!

Was wird als Nächstes kommen, wie werde ich mit den neuen Eindrücken fertig? Mit diesen vielen, neuen Gerüchen, Geräuschen, Gebilden, die sich mir offenbaren, stärker als ich es je zuvor wahrgenommen habe. Ich sah wie das Blut durch die Venen einer Frau pulsierte, ich konnte fühlen, wie es floss, ich hörte das Herz schlagen und ich bekam einen Durst, wie ich ihn nie zuvor erlebt hatte.

Ich bin tot! Ich bin ein Vampir...

(Aufzeichnung von Tsurugi Jonathan Kean am 25. September 2005)


Tsurugi


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