Chroniken » Chroniken III. - Die Zeit des Rades: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2006
2006.04.22 - Nekhruns Einladung: Der Neujahrswunsch
23.04.2006 - 23:36

„Ich hatte Dich gewarnt. Sicher kann man dem Schicksal manchmal ein Schnippchen schlagen, aber man kann das Schicksal nicht betrügen, Calliope“, die Vampirin blickte traurig auf, ihr Blick suchte nach Verständnis und Mitgefühl.

„Du weißt doch wie weich unser Herz gegenüber denen ist, die wir gern haben. Nekhrun und die anderen hatten viele Leben Zeit, um zu lernen mit dieser Schwäche umzugehen. Für mich ist das noch neu und Saskia hat es sich so sehr gewünscht. Außerdem hat mich nicht das Schicksal zu einem Vampir gemacht, sondern Aglaia. Der Ordo Arkanum hat nichts getan, warum will er eine Gegenleistung?“

„Als Du auf dem Tsagaan Tsar den Wunschbaum der Ahnen des Hauses Khaan genutzt hast, hast Du einen Wunsch an höhere Mächte geäußert und eine Gegenleistung versprochen: den ersten Erwählten, den Du für Dich gewinnst an das Schicksal abzugeben, damit es ein neues Haus für den Erwählten bestimmt. Dein Wunsch wurde erfüllt und das Schicksal verlangte die Gegenleistung.“

Eine tröstende Hand streichelte Calliopes Wange.

„Aber es war ja weder Haus Khaan noch der Ordo Arkanum an meiner Vampirwerdung beteiligt.“

„Darum geht es nicht. Du hast einen Wunsch geäußert und mit dem Ritual und dem Handel Energien freigelassen, die sich unbemerkt ihren Weg bannten, um deinen Wunsch zu erfüllen. Wie die Energien wirken und welchen Weg sie nehmen, hast Du nicht bestimmt, also kannst Du Dich jetzt nicht beschweren.“

„Es war mir nicht bewusst, worauf ich mich einlasse…“, flüsterte die Vampirin traurig.

„Ja, mit dem Schicksal zu spielen kann gefährlich sein. Stell Dir vor, jemand wünscht sich schnell viel Geld zu bekommen. Am nächsten Tag kommt der Rest der Familie bei einem tragischen Unglück ums Leben und die Person bekommt viel Geld. Die Energien haben einen Weg gefunden, das Ziel erreicht und den Wunsch erfüllt. Aber ob die Person wirklich glücklich mit dem Ergebnis ist?“.

„Oh Gott… ich werde in Zukunft vorsichtiger sein… versprochen“, sagte Calliope entschlossen.

„Ich hoffe, Du hast diese Lektion gelernt… und Nekhrun tut es auch.", zarte Lippen liebkosten sanft Calliopes Nacken.

„Woher weißt Du nur soviel über solche Dinge, mein liebster Santiago.“, Calliopes kalte Hände umschlossen das warme Gesicht ihres Gefährten.

„Wenn man in einem kubanischen Dorf aufwächst, lernt man einiges… Und glaubst Du wirklich, Nekhrun wäre so zufrieden mit mir, wenn ich meine ganze Zeit auf Haus Morgenröte nur mit Tanzen und Genießen verbringen würde?“.

„Nein, sicher nicht…Du lernst fleissig mein Liebster!“, sie lächelte glücklich und küsste leidenschaftlich seine Lippen.

„Deine Schulden sind bezahlt, liebste Calliope, Du kannst nun wieder unbedenklich Erwählte annehmen. Und was Saskia angeht: lass uns erst mal hoffen, dass das Schicksal ihr gnädig ist und ein Haus findet, in dem sie endlich glücklich wird. Und wenn nicht, nun, dann gibt es am Hof der Nacht viele Wege und Mittel sie aus ihrem Unglück wieder zu befreien: das Königsspiel, Wetten, Verhandlungen… hab Geduld und Hoffnung… hab Hoffnung…“


Sin


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