Chroniken » Chroniken III. - Die Zeit des Rades: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2006 |
2006.04.22 - Nekhruns Einladung: Tagebucheintrag von Melody |
26.04.2006 - 01:27 |
Der Abend fing besser an, als die vorigen, auch wenn er vermutich schon von vorneherein unter keinem guten Stern stand. Ich kam in Begleitung von AiDo, Luzia und Angelina, das gab mir ein wenig mehr Mut und vor allem Sicherheit, musste ich doch diesmal den Raum nicht alleine betreten wie beim letzten Mal. Trotzdem fühlte ich mich nicht sehr wohl, der Raum war viel zu klein, bot kaum Fluchtmöglichkeiten.
Der Boden war mit Kissen und Decken ausgestattet auf denen sich schon einige bekannte und auch unbekannte Anwesende niedergelassen hatten. Während Luzia und Angelina auf dem Boden Platz nahmen, führte AiDo mich zu einem der Tische, der vor einer Bank direkt an der Wand stand. Ich setzte mich und fühlte mich gleich ein wenig besser, da ich von hier aus den Raum überblicken konnte. Wieder etwas, das mir ein wenig mehr Sicherheit gab, ebenso wie AiDos Anwesenheit, auch wenn er nicht ständig neben mir saß.
Was mir allerdings einen schmerzhaften Stich versetzte war, dass Storm zwar da war, mich aber völlig ignorierte. Also war sie wirklich böse mit mir...und das zeigte sie mir deutlich.
Ich hätte sie gerne angesprochen, aber dazu fehlte mir der Mut. Was, wenn ich etwas falsches sagen würde, was sie nur noch wütender machen würde? Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte, also tat ich nichts...wie so oft.
Und auch er war an jenem Abend wieder da. Zuerst sah ich ihn nur am anderen Ende des Raumes sitzen, doch ständig war da diese nagende Angst, dass er irgendwann herüber kommen würde. Und es sollte nicht lange dauern, bis sie sich bestätigte.
Er stellte sich vor den Tisch und beinahe konnte ich seinen Blick auf mir brennen spüren. Ich wollte fliehen, doch ich zwang mich sitzen zu bleiben, um den anderen und auch mir selbst zu beweisen, dass ich stark genug war. Töricht...
AiDo war in der Zwischenzeit aufgestanden, unterhielt sich angeregt mit einigen Leuten, doch als er sah, dass er den Tisch umrundete, um sich neben mich zu stellen, drängte er sich schnell dazwischen, um mich zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Ich bin ihm unheimlich dankbar dafür, denn er zog sich schließlich zurück.
AiDo fragte mich, ob ich ein paar neue Gesichter kennenlernen wolle und als ich bejahte, stellte er mir Valerie und Devon vor, beides wirklich sehr nette Frauen und ich schäme mich immer noch, dass ich nicht mehr mit ihnen geredet habe. Es fällt mir noch immer schwer, mit Fremden Kontakt zu knüpfen, so sehr ich auch versuche, das zu ändern.
Während sie sich mit mir unterhielten, hatte ich nicht bemerkt, dass die Bank neben mir leer geworden war und als ich das nächste Mal einen Blick nach rechts wagte, sah ich ihn dort sitzen. Mir war, als würde mein Herz einen Schlag lang aussetzen und mein ganzer Körper verspannte sich. Und doch wollte ich sitzen bleiben, wollte unter Beweis stellen, dass ich ihn nicht fürchtete, obwohl genau das der Fall war.
Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, hörte, wie er über mich lachte, sich offenbar köstlich über meine Versuche, stark zu bleiben, amüsierte.
Und schließlich spürte ich seine Hand auf meinem Rücken, fordernd, fest....wie die meines Vaters...und sein hämisches Lachen rang in meinen Ohren wieder.
Und wieder versagte ich.
Tränen rannen über meine Wangen und zitternd ließ ich mich fortführen, erneut ein Opfer meiner Schwäche.
Und da war sie wieder, diese leise, grausame Stimme.
Wieso unterwirfst Du Dich nicht einfach? Glaubst Du, Du bist stark genug, Dich gegen ihn zu wehren? Lächerlich. Unterwerfe Dich, lass es über Dich ergehen, Du hast ohnehin keine Chance.
Der Rest des Abends verging wie unter einem Schleier. AiDo, Valerie, Pia, Devon...sie waren da, um mich zu trösten und ich bin ihnen sehr dankbar dafür. Aber sie verstehen nicht. Wie könnten sie auch? Sie können mir nicht helfen, das kann nicht einmal ich selbst. Es wird sich immer wiederholen, nie werde ich stark genug sein, ihm zu widerstehen und wenn irgendwann niemand da ist, um mich zu beschützen, dann... |
Melody |
gedruckt am Heute, 04:07 |
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