Chroniken » Chroniken III. - Die Zeit des Rades: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2006 |
2006.05.20 - Lazarus Fest: Tagebucheintrag von AiDo |
22.05.2006 - 15:36 |
Regen ran die Scheiben hinab, während wir auf dem Weg zum Hofe der Nacht waren. Die vielen Gespräche im Vorfeld des Festes und das sich Melody so gut entwickelt hatte, stimmte mich fröhlich und ich war mir sicher, alles Erdenkliche getan zu haben, um Melody den Abend so angenehm wie möglich zu gestalten. Luzia wirkte ein wenig bedrückt, weil Angelina einfach nicht mehr rechtzeitig aufgetaucht war, um mitzukommen, so fuhren wir dann doch ohne sie.
Bereits an der Tür erlebten wir eine nette Überraschung. Das Hochzeitspaar selbst empfing uns und sah nicht gerade sehr hochzeitlich gekleidet aus. Die Räumlichkeiten des Hauses waren sehr gediegen und schön anzuschauen. Eine weitere Überraschung erlebten wir, als wir die Tafel sahen. Nicht, wie sonst üblich, wurde Wert auf eine Sitzordnung gelegt, sondern das Fehlen dieser erhob jeden Gast in den gleichen Rang und jeder konnte sich setzen, wo es ihm behagte.
Dies bemerkte auch Lucrezia, und sah sich fragend um, wo sie denn Platz nehmen könnte. Ich lud sie an unsere Seite ein und es entspann sich ein Gespräch, das sie soetwas gar nicht gewöhnt sei und das es nicht eventuell vermessen sei, so nah am Platz des Brautpaares Platz zu nehmen. Ich beruhigte sie, indem ich den Gedanken aussprach, den ich bereits beim Betreten des Raumes hatte. Die Gastgeber versuchten damit alle Gäste gleichzustellen und das sie ein ebenso willkommener Gast sei, wie alle anderen auch und der Platz vollkommen in Ordnung ist.
Andere Gäste betraten den Raum und da ich Melody gut versorgt fand, ging ich, alte Bekannte zu begrüßen. Ich bekam noch mit, das Haus Khaan offensichtlich ein Gedicht zum Besten gab, war aber gerade anderweitig beschäftigt, denn ich bemerkte, das Valerie einen seltsam entrückten Blick hatte, der fast schon selig zu nennen war. Ich fragte sie, was denn passiert sei. Sie erzählte mir von einem schwarzen Engel, der ihr erschienen sei und das dieser inzwischen aber wieder weg sei. Wir sprachen über unsere Konversation, die wir geführt hatten und ich erfuhr, das Calliope sie ins Hause Nekhrun aufgenommen hatte.
Zurück zu Melody stellte ich fest, das Storm ebenfalls eingetroffen war und sich die beiden wieder sehr gut verstanden und Storm sich sogar zu uns setzte und diesmal nicht auf ihren Platz auf dem Boden bestand. Überhaupt schien sich Melody inzwischen sehr gut bei uns eingelebt zu haben und war sehr viel umgänglicher und gesprächiger als vorher. Ich hoffte sehr, das dieser Abend für sie in schöner Erinnerung bliebe und noch mehr dazu beitrüge, das sie sich wieder öffnete. Einen sehr guten Beitrag dazu leisteten auch Pia, Devon und Valerie, die sich sehr nett um Sie kümmerten und sofort für Melody da waren, als es Asphyx doch geschafft hatte, Melody wieder zu erschrecken.
Inzwischen habe ich die Vermutung das doch etwas mehr als nur Wut und Schadenfreude in ihm steckt. Es scheint fast so, als wenn er etwas von Melody wolle und ich ihm im Wege bin. Das vermittelte er mir durch ein Geschenk. Ich bekam ein Halsband mit einer Kette daran geschenkt, damit ich es tragen und als der Wachhund Melodys fungieren kann. Selbstverständlich hatte ich die passende Antwort dafür, denke aber, das da mehr unter der harten Schale ist, als er zu zeigen bereit ist. Das würde einiges erklären. Wenn man für etwas nicht mehr Interresse hat, dann würde man sich auch nicht soviele Gedanken darum machen, und auch nicht die Nähe der Person und immer wieder den Kontakt suchen. Es gibt ein Sprichwort "Was sich neckt, das liebt sich". Könnte es sein, das er für Melody mehr empfindet und nur seine Maske, die er aufgesetzt hat um nicht verletzt zu werden, es ihm so schwer macht, diese Tatsache zuzugeben? Es wäre sehr interessant mehr darüber in Erfahrung zu bringen.
Und es würde auch erklären, warum er im Laufe des Abends immer mehr den Eindruck eines Verrückten machte. Das muss natürlich passieren, wenn man innerlich so zerissen ist! Wer nach aussen hin immer Stärke zeigen muss und sich im Herzen doch so sehr nach Zuneigung und Liebe sehnt, der muss geradezu daran verzweifeln. Vielleicht kann ich ihm ja helfen. Das Haus Samaria konnte ihm bereits kurzfristig helfen, vielleicht schaffe ich es ja auch. Und schaffe es die Liebe zu vermitteln, von der Aurelia und Tschesar sprachen?
Ich war beeindruckt von Ihren Ansichten zur Liebe und dem Auskommen mit den Menschen, entspricht es doch meinen Ansichten. Aber natürlich war es klar, das selbst an solch einem freudigen Anlaß, wie dieser Hochzeit, die entsprechenden Personen versuchen würden, Zwietracht zu sähen und narzistisch ihre Ansichten zu verbreiten. So war es auch nicht verwunderlich, das sie das gleiche sagten, aber nicht auf den anderen eingingen oder gar wirkliche Argumente brachten, die etwas anderes als Blabla waren. Aber inzwischen bin ich soetwas von ihnen gewöhnt und es erinnert mich an einen Spruch: "Ein Mann ein Wort, Ein Isidor, ein ganzes Wörterbuch".
Nicht nur die Reden schafften es, vor Langeweile, Menschen zum Umfallen zu bringen, sondern auch schien es, das wieder einmal Geister ihr Unwesen trieben und ihren Spaß hatten. Ich sah keinen von ihnen, aber ich hatte das Gefühl, das es ein mächtiger Geist sein müsse, bei dem, was er bewirkte!
Personen fielen um und faselten von verschiedenen, jeweils unterschiedlichen Eindrücken, die aber letztendlich ein Bild ergaben, das sich dann während der Hochzeit manifestierte! So sprach ich mit einer Dame, die ebenfalls Aurelia hieß und von Tugenden sprach, die der Geist ihr zurief, die durchaus dem Hause Samaria entsprechen würden. Selbst Lukrezia, die sich nun Abdiel zu nennen scheint, oder zumindestens von Asphyx so genannt wird, verhielt sich an diesem Abend sehr seltsam. Sie, die doch so stark zu sein schien, musste sich den Ereignissen beugen und hatte Probleme. Es befremdete mich sehr, das sie einerseits mich ignorierte, ja mir teilweise feindlich gegenüber trat, wofür ich auch Verständnis habe, da ich ihr nicht den Halt gegeben habe, den Sie eigentlich bräuchte, andererseits versuchte sie aber, mich wieder für ihre Spielchen zu benutzen und bezeichnete mich wieder einmal als den Verlobten, der ihr helfen soll.
Ich weiß nicht mehr, was man ihr noch glauben kann und ob nicht alles, was sie tut, nur eigennützig ist und das ich sie unbewusst unterstützt habe. Auch Fabienne konnte sich nicht wehren und wurde eines der Opfer des Abends. Allerdings schien sie sich dann Trost bei Argus zu suchen.
Eine andere interressante Begebenheit war der Wutausbruch Nekhruns, den ich noch nie so erlebt hatte. War er doch sonst immer der galante, ruhige und stets lächelnde Dandy, so wurde sein Gesicht diesmal von Wut verzerrt und er gebar sich, wie man es sonst nur von Isidor und Asphyx kennt. Er schien ein wenig erbost über die Art und Weise gewesen zu sein, wie sich zwei Personen den Weg gebahnt hatten und alle, die im Weg standen, herrisch beiseite schoben. Es war nicht ersichtlich, warum diese Leute anwesend waren, auf alle Fälle störten sie sehr und gebärdeten sich wirklich toll, als sie anfingen, sich mit Schwertern zu schlagen und die Umstehenden damit zu erschrecken. Wenn das ein Scherz sein sollte, so war es ein schlechter.
Aber als noch schlechteren Scherz sehe ich die Hochzeit, die doch das Thema des Abends sein sollte. Was dort passierte, hätte ich mir noch nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen ausmalen können und vor allem ich hätte es dem betroffenen Brautpaar nicht gegönnt! Nachdem der Narr den Reigen eröffnete und eine Hochzeit vollzog, so wie man sich das in einem christlichen Hause so vorstellt, war es doch ein ziemlich Schock, als sich ein Geist in Tschesar manifestierte, der das Ruder herumriss. Während dieser noch anfangs Spott und Gelächter erntete, so mussten doch Personen wie Isidor und Asphyx einsehen, das sie nichts gegen ihn ausrichten konnten und selbst Lothringus, den ich im Verdacht habe, diesen Geist überhaupt erst aus der Unterwelt mitgebracht zu haben, erwies sich mit aller seinem Wissen und angeblicher Macht so hilflos und musste mit ansehen, wie auch er nichts ausrichten konnte! All diese überheblichen, ach so starken Vampire mussten erleben, das es immer noch jemanden gibt, der stärker ist und der über ihnen steht! Hätten Sie Sunzi gelesen, hätten Sie sich an seine Worte errinnert: "Kennst Du noch nicht die Stärken und Schwächen Deines Feindes, so beobachte ihn zuerst, entscheide später und mit mehr Wissen". Und eventuell hätten Sie dann auch schneller mitbekommen, das hier eine andere Art des Kampfes notwendig war, eine, die auch ich mir auf die Fahne geschrieben habe. Um es mit Sunzi zu sagen: "Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft" bzw. "Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen".
Aber diese Möglichkeit haben sie sich ja durch ihr übereiltes und selbstgefälliges Handeln selbst zunichte gemacht und ich bin nur sehr traurig, das deswegen eine so große Persönlichkeit am Hofe der Nacht, Aurelia, alles geben musste, was sie ausmachte! Was blieb zurück? Ein verstörter, schwacher Mensch, der von nichts mehr weiß! Aber die materielle ist nur eine Seite, die spirituelle dagegen wird uns erhalten bleiben und ich werde dafür sorgen, das Aurelia nicht vergessen wird. Ich dachte, nun endlich die richtige Person gefunden zu haben, um meine Gedanken zu teilen, nur um festzustellen, das diese Person, an dem Abend, wo ich es erkannt habe, schon wieder gegangen ist. Aurelia war eine große Persönlichkeit, ein Licht im Dunkeln, die für viele mehr war, als nur eine Vampirin unter vielen. Sie inspirierte die Uninspirierten, sie half den Hilflosen und sie gab letztendlich mehr, als jedes dieser aufgeblasenen, selbstsüchtigen Wesen am Hofe der Nacht jemals bereit sein wird zu geben! Ich bewundere sie...
Ich hoffe, das ich auch ohne sie in der Lage bin weiterzugehen auf meinen Weg, Harmonie und Liebe zwischen die Menschen und Vampire zu bringen. Auf jeden Fall habe ich einige weitere Aspekte kennenlernen dürfen und habe versucht, mich mehr zu öffnen für die Liebe. Denn wie soll ich mehr darüber erfahren, wenn ich es nicht zulasse und persönlich erlebe. Glücklicherweise hat sich dafür bereits einiges im Vorfeld ergeben.
Bastet lud mich bei einem Treffen ein, einige Zeit mit ihr zu verbringen, um mehr über sie zu erfahren. Ich hatte ihr Angebot angenommen und war 10 Tage mit ihr über Stock und Stein, Feld und Wald unterwegs. Es war eine sehr interessante Zeit und Bastet eine sehr interessante Person. Aber es zeigte mir auch, das ich noch nicht in der Lage bin, jemanden zu begegnen und über dessen Eigenarten hinwegzusehen. Der Tod dieses Menschen, geendet als Nahrung für Bastet, war ein zu großer Schock für mich, da ich es bisher nicht so direkt erlebt hatte. Aber ich konnte doch einiges besser verstehen, was Bastet auszeichnet und warum sie so ist, wie sie ist.
Devon war auch wieder da und wir konnten unser Gespräch fortsetzen, warum Sie ein Mitglied des Hauses Asusena ist. Sie und Pia boten sich an, mir das Tanzen beizubringen. Vielleicht ist das ein ebenso notwendiger Schritt, mehr über die Liebe zu lernen, heisst es doch, das Tanzen ebenso eine Ausdrucksform des Körpers ist, zwischen zwei Personen, die sich mögen. Ich denke, das ich auf das Angebot zurückkommen werde.
Pia wiederum überraschte mich sehr, als sie sich mir geradezu aufdrängte, um mir ihr Blut zu geben. Normalerweise ist es immer umgekehrt, das ich versuche, einer Person, der ich geholfen habe, als Gegenleistung etwas Blut abzuringen. Umso erstaunlicher war diese Erfahrung, die ich als nicht gerade unangenehm empfand. Es ist sicher interressant herauszufinden, was der Grund dafür war. Ist es Eigennutz gewesen, der sie dazu gebracht hatte? Empfand Sie soviel Freude daran, gebissen zu werden, das Sie es wie eine Sucht brauchte? Oder war es tatsächlich so, das es Neugier war, herauszufinden, wie es sich bei anderen Vampiren anfühlt, wenn diese trinken. Natürlich gibt es noch weitere Möglichkeiten, ich werde versuchen das herauszufinden...
Eine andere Persönlichkeit dieses abends, die wie ich auf der Suche nach wahrer Liebe ist, ist Valerie. Wir schrieben uns bereits in Bezug auf Melody und fanden heraus, das wir einige gemeinsame Ansichten haben. Leider war sie wohl doch zu sehr abgelenkt von den Ereignissen, ihrer Vision und der Tatsache, das sie Erwählte des Hauses Nekhrun ist, sodaß leider unser Gespräch etwas zu kurz ausfiel. Aber ich genoss die Zeit, die sie dann doch erübrigen konnte und fühlte ihre weiche, warme Haut und sog den Geruch ihrer Haare ein. Es scheint, das der Nacken und das Kraulen dessen eine besondere Reaktion hervorruft, wie ich mehrmals an diesem Abend feststellen durfte und es faszinierte mich! Ebenso wurde ich damit beglückt, was bei mir Erinnerungen hervorrief, die sicher nicht unangenehm waren. Ich denke, das ich mich diesem Kapitel wohl noch weiter nähern muss und mich nochmehr öffne, um mehr Aspekte zu ergründen.
Nur Luzia schien das alles nicht zu gefallen und sie wirkte ein wenig missgestimmt angesichts meiner "Experimente". Ich denke, das ich mit ihr wieder einmal ein längeres Gespräch führen muss. Ich habe sie wohl doch zu sehr vernachlässigt in letzter Zeit.
Der Heimweg war eher unspektakulär und wir hingen unseren Gedanken nach, die dieser Abend hervorgerufen hatte. |
Erich Miles |
gedruckt am Heute, 13:52 |
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