Welt » 3. Wandel der Nacht- Zeitalter und Epochen
3.3. Absolutismus - Hochbarock und Dreißigjähriger Krieg (1618-1689)
08.06.2004 - 20:35

"Die ganze Kunst der Politik besteht darin, sich der Zeitumstände richtig zu bedienen."
(Ludwig XIV., genannt der Sonnenkönig)


Der Salon wurde vom Licht einiger Kandelaber erfüllt, als sich Lord Palmerston in seinem Sessel niederließ.

Er nahm seine Tasse frisch gebrühten Tee zur Hand, und lächelte seinem Gast zu. „Ich bin froh, Euch wieder hier begrüßen zu dürfen, mein teurer Leon. Aber ihr wisst ja selbst, die Zeiten waren recht wild, nicht wahr?“

Leon nahm ein Stück Teegebäck und nippte an seiner Tasse. „Ich bedaure es selbst, alter Freund. Ich bin sehr erleichtert, dass sich die Lage hier zum besseren gewendet hat.“, entgegnete Leon.

Lord Palmerston nickte bestätigend. „Niemand ist darüber mehr erleichtert als die treuen Untertanen seiner Majestät. Aber nun sind wir von dieser Plage namens Cromwell erlöst. Gott schütze den König!“

Leon erhob seine Tasse und pflichtete dem Lord bei.



Das "Barockzeitalter" bricht an. Das Wort "Barock" ("der" oder "das" Barock) kommt aus dem portugiesischen "barocco" und bedeutet "seltsam geformte, schiefrunde Perle". Es wurde im 18. Jh. in Frankreich als Bezeichnung ("baroque") für Kunstformen gebraucht, die dem klassizistischen Geschmack der Franzosen nicht entsprachen. Der Begriff war also ursprünglich abwertend gemeint.

a.) Herrscher und Kriege:

- Der Dreißigjährige Krieg beginnt 1618 mit dem 2. Prager Fenstersturz, durch den böhmische Protestanten dem katholischen Kaiser Matthias von Habsburg (*1557/1612-1619) den Krieg erklärten. Er stürzt die Kleinstaaten und Fürstentümer Zentral-Europas bis Schweden abwechselnd in Kleinkriegen ins Chaos und endet 1648 mit dem westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück ohne wirklichen Sieger. Aber nachdem man einsah, dass keiner etwas gewinnen konnte (das Heilige Römische Reich deutscher Nationen wurde verlor 30 % seiner Bevölkerung, in Landstrichen bis zu 70%), kam es zu Umstrukturierungen und Anerkennung von Territorialstaaten (Schweden, NL)

- Louis XIV (1638-1715), Roi Soleil (Sonnenkönig), Vorzeigemonarch des Absolutismus, Erbauer Versailles, am Ende seiner Herrschaft Staatsbankrott

- Oliver Cromwell (1599-1658 ) brach als Anführer der Parlemtarier 1644 die absolutistische Macht des englischen Monarchen Charles I. (1600-1649) und rief sich 1653 zum Lordprotektor des republikanischen Commonwealth aus. Sein Sohn Richard als Nachfolger versagte und so kam 1660 Charles II. an die Macht (Oliver wurde 1661 posthum „hingerichtet“)

b.) Philosophie:

Der Rationalismus beherrscht das Geschehen. Die Lehre davon, dass der Verstand alles zu erklären vermag, während uns die Sinne täuschen, wird vor allem vertreten von:

- René Descartes (1596-1650) zweifelt 1641 radikal alles an, in seinen Meditationes de prima philosophia ist er auf der Suche nach absolut sicheren Aussagen - Die erste ist alsdann: Cogito ergo sum.

- Baruch (Benedictus) de Spinoza (1632-1677) ist Begründer moderner Bibelkritik, 1677 erscheint posthum das Werk Tractatus Politicus

- Thomas Hobbes (1588-1679) lässt 1651 im Leviathan den „bellum omnium contra omnes“ herrschen und den „homo homini lupus“ sein, doch ordnet sich das Volk aus Furcht einem Souverän unter, dem es seine Freiheit anvertraut und dafür von ihm geschützt wird, schließt also einen Vertrag

- Blaise Pascal (1623-1662) Mathematiker und Universalgelehrter

c.) Kunst:

- Peter Paul Rubens (1577-1640)

- Diego Rodriguez de Silva y Velázquez (1599-1660)

- Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606-1669)

d.) Literatur:

In der Literatur herrscht die Dreistillehre, welche die Literatur entsprechend der Stände teilt: Adel/Hof - Bürger/Stadt - Bauern/Land. Darüber hinaus gibt es weitere konkrete Regeln, nach welchen Dichtung zu schaffen sei. Teilweise glaubt man, ganz im Sinne des Rationalismus, dass man nur die Regeln einhalten müsste und somit einen Bestseller schreiben könnte, was aber oft fehlschlägt. Auf Kreativität kommt es nicht an.

- Johann Amos Comenius (1592-1670)

- John Milton (1608-1674): Paradise Lost 1667

- Molière (Jean-Baptiste Poquelin) (1622-1673), frühe Aufklärungskomödien, z.B. Der eingebildete Kranke 1673, bei dessen Darstellung er stirbt

- Andreas Gryphius (1616-1664), berühmtester Deutscher Lyriker

- Christoffel von Grimmelshausen (1621-1676): Simplicissimus (1668 )

- Martin Opitz (1597-1639): Buch von der deutschen Poeterey (1624)

e.) Musik:

- Claudio Monteverdi (1567-1643)

– Begründer der Oper; führt Dissonanzen ein

- Michael Praetorius (1571-1621), Organist, 1.244 Choräle, 9 Musae Sioniae

- Heinrich Schütz (1585-1672) galt als parens nostrae musicae modernae

- Dietrich Buxtehude (1637-1707), Organist, beeindruckte Bach

f.) Erfindungen/Entdeckungen:

- Galileo Galilei (1564-1642) entwickelt das kopernikanische Weltbild weiter, da er das neuentwickelte Fernrohr nutzt und Messungen archiviert, 1633 Beginn des Inquisitionsprozesses gegen ihn

- Johannes Kepler (1571-1630) stellt die Gesetze dazu auf

- 1650 erste deutsche Tageszeitung

- 1656 Erfindung der Pendeluhr


Daniel


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