Chroniken » Chroniken III. - Die Zeit des Rades: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2006 |
2006.07.29 - Schattenlichter: Tagebucheintrag von Pia |
10.08.2006 - 13:06 |
Dienstag, 01.08.2007
Wieder habe ich einen Abend am Hofe der Nacht hinter mich gebracht. Und wieder war es ein Abend, der Schrecken in sich barg. Doch wieder habe ich überlebt.
Ich bin so froh, dass ich in Vicente jemanden gefunden habe, der aufgrund seines Alters die Macht hat, mich zu schützen. Und dass er nicht einer der Vampire ist, die ihre Erwählen derart misshandeln wie beispielsweise dieser grauenhafte Asphyx oder die grausame Sophie von Hardenberg.
Ich hatte mich so sehr auf diesen Abend gefreut, hauptsächlich darauf, die dargebotene Kunst in vollen Zügen zu genießen und eventuell einiges an Inspiration für meine weitere Arbeit mit zu nehmen.
Doch aufgrund der beiden sehr eindringlichen und bestimmten Warnungen kam ich angespannt und sehr nervös an dem Ort der Veranstaltung an. Die erste Warnung beunruhigte mich bereits, wurde jedoch von der Warnung durch Vicente noch gesteigert. Ich war also schrecklich nervös und ängstlich, als wir ankamen und gemeinsam die Räume betraten!
War die Gefahr so groß? Worin genau bestand sie? Sollte ich heute sterben? Wäre es nicht besser, erst gar nicht hingehen?
Aber Vicente wünschte sich, uns dabei zu haben, also fuhren wir mit. Und außerdem wollte ich doch so gerne die Kunst bewundern…
Sobald wir von den Gastgebern in Empfang genommen worden waren und ich die Gelegenheit bekam, mir die wunderbaren Bilder von Lorenzo zu betrachten, war alle Nervosität von mir gewichen. Im Nachhinein ein leichtsinniges Risiko, doch ich war so gefangen und fasziniert von den Arbeiten dieses Künstlers, dass ich mich völlig in seiner Kunst verlor, und eine Weile alles um mich herum völlig vergaß. Diese Serie „Am Fluss“ ist so beeindruckend, so wunderschön, so
bezaubernd, so…
All diese Wörter beschreiben nicht, wie wundervoll sie sind!
Ich bin so froh, dass sie bald die Wände meines Zimmers schmücken werden!
Erst der Aufruf, doch nun bitte in den anderen Raum zu kommen, da nun dort die Modenschau der Designerin Coudray stattfinden würde, weckte mich aus meinen Tagträumen. Gemeinsam gingen wir hinüber und konnten nun die Kleider, die Frau Coudray entworfen hatte, bewundern. Auch hier bot sich mir ein Bild der Schönheit, und ich genoss den Anblick der Kleider zunächst von meinem Platz neben Devon und Joeren und später von meinem Platz auf dem Boden bei Calliope und Nekhrun.
Calliope!
Liebe Calliope!
Sie hat extra für mich in den letzten Wochen einen Schmuckdesigner auf Haus Morgenröte bestellt, um mir ein Armband anfertigen zu lassen, welches sie mir an dem Abend übergab.
Mir! Oh, Calliope! Wenn sie wüsste, wie viel sie mir bedeutet! Und dennoch fühle ich mich ihr und den anderen vom Haus Nekhrun ferner als zuvor, seit ich diesen Brief von Sin bekommen habe.
Dieser Brief…
Ich muss endlich versuchen, mir die Zeit zu nehmen, ihn zu beantworten. Aber ich habe solche Angst, etwas Falsches zu schreiben! Was, wenn ich etwas völlig Falsches interpretiere? Werde ich dann je zu ihnen gehörten können? Verstoßen werden sie mich sicherlich nicht, aber werde ich ihnen je richtig und wahrhaftig nah sein können? Kann ich den Anspruch erfüllen, von dem ich nicht einmal eine vage Ahnung habe, was er ist?
Ich muss mich zusammenreißen! Ich werde mir noch diese Woche die Zeit nehmen, den Brief endlich zu beantworten. Wie soll ich die Forderung Vicentes erfüllen, wenn ich immer nur ängstlich bin, Dinge verdränge oder vor mir her schiebe?
Zurück zur Soirée. Als Sin und Bastet mit Juliette eintrafen, nutzte ich direkt die Gelegenheit, mich bei Sin dafür zu entschuldigen, dass ich seinen Brief nach wie vor nicht beantwortet habe. Er zeigte sich jedoch verständnisvoll, was mir die gerade wieder aufkeimende Nervosität nehmen konnte.
Etwas entspannter, wie ich nun war und wegen der anfänglichen Aufforderung, ausgesprochen durch einen der Gastgeber, nutzte ich die Gelegenheit, Frau Reynolds anzusprechen, da mich das Konzept des Salon des Arts sehr ansprach.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass es meine Arbeit inspiriert, wenn ich mich mit ebenfalls künstlerisch tätigen Personen zusammen tue, Zeit mit ihnen verbringe, mich mit ihnen austausche!
War das ein großer Fehler? Wie soll ich antworten, wenn sie sich deswegen bei mir meldet? Verlief der Abend doch eher so, dass ich nicht mehr sicher sein kann, ob ich wirklich auch zu dem Salon des Arts dazugehören möchte. Würde ich mich dadurch nicht in große Gefahr begeben?
Doch zurück zu dem Verlauf des Abends. Nach der Modenschau ging ich wieder zurück in den anderen Raum, in dem die Bilder von Lorenzo ausgestellt waren. Wieder stellte ich mich vor diese wunderbaren Kunstwerke und verlor mich in ihnen. Diesmal war Vicente bei mir, und wir konnten uns über den Inhalt des Bildes, welches mich am meisten faszinierte, austauschen. Wie sehr ich mich freue, dass es mir gelungen ist, diese Bilder zu erwerben! Ich werde sie, sobald ich dazu komme, in meinem Schlafzimmer aufhängen.
Zuerst war ich wirklich nervös, da ich Lorenzo nirgendwo finden konnte. Ich fürchtete, es könne mir jemand zuvor kommen, und die Bilder kaufen, ehe ich die Gelegenheit haben würde, mit Lorenzo darüber zu reden. Da ich ihn nirgendwo fand, ging ich wieder rüber zu den anderen und schwärmte ihnen von der Kunst Lorenzos vor. Calliope, Nekhrun und Devon kamen sofort mit, auch sie waren allesamt entzückt von der Kunst Lorenzos und suchten sich Bilder aus, welche sie kaufen wollten.
Als ich Lorenzo dann endlich entdeckt hatte, zeigte er sich sichtlich geehrt von unserem Interesse an seiner Kunst und durchaus willens, sie uns zu verkaufen. Er geehrt von unserem Interesse? Ich empfinde es eher umgekehrt, es ehrt uns sehr, dass er uns seine Kunstwerke verkauft hat!
Ich war so glücklich! Ich war so froh! Ich mag kaum das Gefühl der Erleichterung beschreiben, welches ich hatte, als die Sorge, dass sie eventuell schon verkauft seien oder gar unverkäuflich, von mir abfiel.
Ich war sogar so voller Glücksgefühl und Erleichterung, dass ich Lorenzo anbot, er könne es sich seine Kunstwerke in meinem Zimmer gerne ansehen, wenn er im August zu Gast bei uns ist. Wie dumm! Wie leichtsinnig! Doch wusste ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht, was alles noch geschehen würde.
Mich lehrt es, dass man sich am Hofe der Nacht nie und nimmer in Sicherheit wähnen darf. Der Schein trügt oft so sehr..
Ich kann nur hoffen, dass er sich an dieses Angebot nicht erinnert, wenn er zu Besuch bei uns ist, und falls doch, dass ich entweder einen guten und höflichen Grund finde, ihm diesen Wunsch zu verwehren oder er sich aus Rücksicht nicht darauf beruft. Ich hatte mich so sehr auf den Abend bei uns gefreut, endlich mal ein Abend ohne politische Ränkespiele und ohne stete Bedrohung durch die vielen Vampire, denen ich nie mein Vertrauen schenken würde. Doch nun ruht ein Schatten auf meiner Vorfreude wegen dieses Angebotes an Lorenzo. Ich werde meinem lieben Freund AiDo davon berichten, er weiß mir sicher einen Rat zu geben.
AiDo! Ja, auf ihn freue ich mich ganz besonders, zumal er bei dem Abend des Salons des Arts nicht dabei sein konnte. Ich genieße unsere Briefkonversation so sehr. Er ist eine so derart liebe Person. Doch wie kann man so etwas über einen Vampir schreiben? Ich verstehe mich selbst manchmal nicht, doch er ist jemand, dem ich mein volles Vertrauen schenke und dem gegenüber ich starke Zuneigung empfinde. Ich werde ihm gleich einen Brief schreiben, sobald ich mit diesem Eintrag fertig bin.
Ehe ich mich hier in Schwärmereien verliere, zurück zu dem Abend des Salon des Arts. Es kam zu einem grauenhaften Zwischenfall mit Asphyx. Nicht dem letzten an diesem Abend, wie sich noch zeigen sollte. Fabiene, die Schwester seiner Erwählten Abdiel, wurde von ihm schrecklich misshandelt. Sie saß da, blutend, mit schmerzverzerrtem Gesicht, ängstlich und verstört! Sie, auch ein Mitglied des Salons des Arts, hatte ihre Kunst in Form ihres Saxophonspiels dargeboten. Dank dem scheußlichen Verhalten von Asphyx war es ihr leider nicht möglich, die Stücke völlig fehlerfrei zu spielen. Also bestrafte Asphyx sie grausam. Dieses Scheusal! Seine Existenz zeigt mir, wie grausam und bösartig Vampire sein können! Gemeinsam mit Calliope und Valerie versuchte ich, sie zu trösten. Doch sie war voller Angst und Schrecken. Dennoch gelang es uns gemeinsam, Fabiene zu überreden, mit zu uns zu kommen, um nicht mehr alleine aber dafür sicher vor Asphyx zu sein. Ob er sich dafür noch rächen wird? Und wenn ja, wie? Ich fürchte mich so sehr vor ihm, jedes Mal, wenn ich ihn sehe, läuft es mir eiskalt den Rücken runter.
Er hat mich fast zu Tode erschreckt, und das war dann der zweite Zwischenfall an diesem Abend mit ihm. Ich stand mit Devon und Zoltan, einem sehr netten jungen Mann, der Devon und mir leider sehr lange nicht geglaubt hat, in welch einer Gesellschaft wir uns befanden, draußen und unterhielt mich mit ihnen. Ich fürchte, Zoltan hielt mich für irre und verrückt. Nun, damit hat er wohl sogar Recht.
Wir standen also zu dritt zusammen, als Devon plötzlich meinte, ich solle vorsichtig sein, und mich zu sich heran zog. Aus einem Reflex heraus drehte ich mich um und erschrak derart, dass ich einen Satz an Devon vorbei machte, und mir dabei meinen Fuß schmerzhaft an einem Blumenkübel anstieß. Asphyx, dieses Scheusal, hatte sich von hinten an mich heran geschlichen. Nun, als ich deutlich meine Angst und mein Entsetzen gezeigt hatte, zog er befriedigt von dannen.
Wie sehr ich ihn hasse!
Und wie sehr ich mich vor ihm fürchte!
Doch auch das sollte nicht das letzte Schreckenserlebnis mit Asphyx an diesem Abend gewesen sein. Ich wäre froh gewesen, wenn ich draußen gewesen wäre, und das nun Folgende nicht mitbekommen hätte!
Irgendwann im Verlauf des Abends begann Abdiel Asphyx sein grauenhaftes Verhalten auf recht blumige Art und Weise vorzuwerfen. Sie erschien mir „total durchgeknallt“, schrie und warf Dinge um sich, bevor sie plötzlich ein Messer in der Hand hatte und sich dieses schließlich in die eigene Brust stieß. Sie hatte offensichtlich beschlossen, diesen Abend zu nutzen, um ihrem Leben aus freien Stücken ein Ende zu setzen. Entsetzlich! Wie grausam! Wie schrecklich musste es ihr bei Asphyx ergangen sein, dass sie zu dieser Tat getrieben wurde? Ich hielt sie zwar immer für charakterlich eher schlecht, vor allem seitdem sie Vicente auf der missglückten Hochzeitsfeier von Tschesar und Aurelia beschuldigt hatte, doch etwas derart Grausames, was sie durchgemacht haben musste, würde ich nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen.
Ich bin so froh, dass Calliope in meiner Nähe war. Nicht nur das Grauen, welches sich nun vor meinen Augen abspielte, sondern auch die Erinnerung an den Selbstmord meines geliebten Papa wurde mir derart schmerzlich in Erinnerung gerufen, dass ich den Tränen nah war. Liebe Calliope! Wieder, wie schon so oft, war sie es, die mich tröstete und beschützte, als die Dinge am Hofe der Nacht eskalierten.
Wieder Calliope, wieder sie, wie schon so oft...
Ich muss mir unbedingt etwas überlegen, um ihr etwas Gutes zu tun, doch was könnte das aufwiegen? Was wäre gut genug, um ihr meine Dankbarkeit auszudrücken? Was nur könnte ich tun, um sie glücklich zu machen, ihr zu helfen oder sie zu schützen? Ist sie doch ein Vampir und ich nur ein schwacher, sterblicher Mensch, der sich immer und immer wieder zu ihr flüchtet…
Doch zurück zu Abdiel und Asphyx. Dieses Scheusal hatte nichts Besseres zu tun, als sich erst einmal an dem Blut seiner sterbenden Erwählten gütlich zu tun. Ein widerlicher Anblick. Doch dann tat er etwas, was mich zunächst verunsicherte, mir jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, jedoch die Augen öffnet. Er gab ihr von seinem Blut zu trinken und machte sie damit zu einem Vampir.
Es war das erste Mal, dass ich diesen Akt der Erschaffung eines Vampirs zu Gesicht bekommen habe. Und es war grausam. Zumindest hatte es zunächst den Eindruck, grausam zu sein, doch jetzt, ein paar Tage später, frage ich mich, ob es nicht eiskalte Berechnung von Abdiel war, um durch ihre Provokation und ihren Selbstmord Asphyx dazu zu bringen, sie zu einem Vampir zu machen? Aber andererseits, dadurch hat ihr Grauen wahrscheinlich kein Ende, denn ich vermute, dass Asphyx sie trotz, dass sie nun ein Vampir ist, nicht gehen lässt und weiter quält. Steht ihr die Ewigkeit voller Qualen, Schmerzen und Leid bevor?
Also war ihr Selbstmord doch echt! Arme Abdiel, wie es ihr jetzt wohl ergeht? Oder ob sie von Asphyx weg konnte?
Was tue ich denn hier? Wie kann ich nur einen Vampir bedauern, den ich als Mensch schon nicht leiden konnte? Bin ich schon derart verrückt?
Noch einmal gab es ein unschönes Erlebnis mit Asphyx. Als ich gemeinsam mit Vicente im Eingangsbereich stand, war Asphyx plötzlich wieder hinter mir, fasste mit seinem Finger auf das Tattoo auf meinem Rücken und fragte mich, was das zu bedeuten habe. Ich wäre fast umgekommen vor Schreck!
Aber dann erinnerte ich mich zum einen an den Abend auf Schloss Burg, an dem ich Melody gegen Asphyx verteidigt hatte, und der daraufhin tatsächlich gegangen war, und daran, was Vicente von mir verlangt hatte.
Nach einer (langen!) Schrecksekunde gab ich Asphyx eine patzige Antwort, woraufhin er wiederum beleidigend und verletzend antwortete, doch ohne weiteren Schaden anzurichten fort ging. Sobald er endlich nicht mehr in direkter Nähe war, merkte ich erst, welch schreckliche Angst ich gehabt hatte, wie sehr ich innerlich zitterte, und dass ich anscheinend die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Ich atmete aus und musste mich enorm beherrschen, nicht auf der Stelle zu Boden zu sinken, da meine weichen Knie ihren Dienst verweigern wollten. Doch ich war so stolz auf mich, dass ich nicht sofort bei Asphyx’s Auftauchen wieder in Panik verfallen war, sondern mich behauptet hatte.
Und dann sagte Vicente ich solle Stärke nicht mit Übermut verwechseln. Wie sehr hat mich das in dem Moment verletzt! Er hat gut Reden, er ist auch nicht so sterblich und verletzlich wie ich!
Was soll ich denn nur tun? Wie kann ich nur seine Forderung erfüllen? Ich muss mich zusammenreißen, alles Jammern nutzt doch nichts! Ich muss es versuchen, immer wieder versuchen, stark zu sein. Es muss mir einfach gelingen! Dennoch, es nagt schrecklicher Zweifel an mir, ob ich je den Anforderungen Vicentes genügen werde.
Wie vor einem halben Jahr, als ich noch in Köln wohnte und gerade das Bacchanal überlebt hatte, geht es mir nun: Ich wünschte, es gäbe jemanden, mit dem ich darüber reden könnte, dem ich mich anvertrauen könnte, doch halte ich selbst meinen Wunsch für derart abwegig und verrückt, dass ich mich nicht getraue, dies jemandem anderes als Vicente gegenüber zu äußern.
Nicht einmal Calliope und AiDo, denen ich so sehr vertraue.
Nicht einmal Devon, mit der ich nun schon so viel zusammen erlebt habe, und die vielleicht am ehesten diesen Wunsch verstehen könnte.
Doch wieder zurück zu dem Abend des Salons des Arts. Ich sollte an diesem Abend nicht nur die Vampir-Erschaffung von Abdiel erleben, sondern auch noch die zweier anderer Menschen: Lorenzo und seiner geliebten Frau Vivien. Sophie von Hardenberg, deren Erwählte die beiden waren, hatte sie aus einem für mich unverständlichen, politischen Grund vergiftet.
Es gab da einen politischen Eklat, da einige der Vampire sich beleidigt, missachtet oder nicht genug „gebauchpinselt“ von den Mitgliedern des Salons des Arts fühlten. Die Veranstaltung, auf der wir weilten, war ihnen ein Dorn im Auge, es wurde als Auflehnung angesehen. Calliope erklärte mir, dass es damit zu tun habe, dass es einen „Ordo“ innerhalb der vampirischen Gesellschaft gäbe, und das dürfe nur sein, wenn ein Vampir in diesem Ordo sei, was bei dem Salon des Arts (sie nannten sich wohl vorher „Ordo Artium“) nicht der Fall sei. Das sah man wohl als Auflehnung an und es kam an dem Abend zu einer lautstarken Diskussion in den Räumlichkeiten. Die Diskussion wurde jedoch schnell nach draußen verlagert, damit Interessierte sich weiter der Kunst widmen konnten.
Ich kann dieses Dilemma nicht nachvollziehen. Und im Grunde interessiert mich das politische Geplänkel auch nicht. Oder sollte es das besser doch? Begebe ich mich nicht in große Gefahr, wenn ich diese Politik am Hofe der Nacht weiterhin „umgehe“? Denn gerade Nekhrun spielte in der Diskussion an diesem Abend anscheinend eine wichtige Rolle. Ich hätte von ihm eher vermutet, dass er den Abend voller Kunst genießen würde. Aber da habe ich ihn wohl völlig falsch eingeschätzt. Vielleicht sollte ich mich doch näher mit dem leidlichen Thema beschäftigen? Doch es ist mir so zuwider!
Jedenfalls war das anscheinend der Grund dafür, dass Sophie ihre beiden Erwählten vergiftete. Camilla, eine Vampirin, mit der ich mich bereits auf der Hochzeitsfeier von Tschesar und Aurelia kurz unterhalten hatte, machte Lorenzo in einem recht schnellen Akt zu einem Vampir und ermutigte ihn gleich darauf, dasselbe mit Vivien zu tun. Er folgte dieser Aufmunterung und machte, gleich nachdem er selbst zum Vampir geworden war, seine geliebte Partnerin ebenfalls zu einem Vampir. Und dann behauptete Sophie, sie habe die beiden doch nicht vergiftet. Ob sie gelogen hat? Oder hätten die beiden überlebt?
Ich ging raus ins Freie, um das Gesehene zu verarbeiten. Ich war hin und her gerissen zwischen Entsetzen und Faszination, gar Neid? Bin ich so verrückt?
Und dann noch Juliette. Warum hat sie uns verlassen? Wieder warnte sie mich vor Vicente, nachdem sie sich von ihm abgewendet hatte. Doch was bedeutet das für einen Vampir? Was bedeutet es für Juliette? Sie lebte doch ohnehin schon lange woanders. Und was bedeutet es für Vicente? Sind das alles Fragen, auf denen man nur dann die Antwort kennt, wenn man selbst ein Vampir ist?
Und die Suche nach meiner Mutter? Ich hatte es mir so fest vorgenommen, das diesmal endlich in Angriff zu nehmen. Doch war der Abend wieder so ereignisreich und erschreckend, dass es mir einfach nicht gelingen wollte. Aber es wird ja noch andere Treffen geben. Und vielleicht habe ich ja irgendwann eine Ewigkeit Zeit, sie zu finden. |
Hathor |
gedruckt am Heute, 14:52 |
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