Chroniken » Chroniken III. - Die Zeit des Rades: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2006 |
2006.08.31 - Tanzschritte II.: Der Deal |
31.08.2006 - 10:21 |
„Er will den anderen die Augen öffnen, also sollen sich die seines verschließen; jeder, der an diesem Abend zu tanzen begehrt, es aber noch nie zuvor getan hat, soll es können, dafür soll jener, der es am besten kann es verlernen und nicht mehr können. Wie poetisch. Das gefällt mir“, sagte die sympathische Frau mit dem Tonfall einer träumenden Sekretärin. Am Pokerface des Mannes an ihrer Seite war nicht die geringste Veränderung erkennbar. Ob er nun nachdachte oder nur taktierte blieb ein Rätsel. Nach ein paar Augenblicken umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen.
„Das klingt mehr als fair.“ Gab er zu. Er reichte seinem Gegenüber die Hand. Der Handschlag besiegelte das Geschäft; der Handel war abgeschlossen und es gab jetzt kein zurück mehr.
„Darf ich eine Frage stellen?“
„Aber natürlich, nur zu.“, lächelte die Frau ihm freundlich zu.
„Was ist mit Jasmin und Sargon?“
Stille kehrte ein. Sein Blick wanderte unsicher zwischen seinen beiden Gesprächspartnern hin und her. Das Pokerface des Mannes zeigte weiterhin keine Regung. Sie lächelte ihn freundlich an als ob sie die Frage nicht verstanden oder gar nicht gehört hätte. Er sammelte etwas Mut und blickte sie fragend an.
„Ach so, Sie wollen eine Antwort. Das haben Sie ja nicht gesagt, Sie wollten ja nur die Frage stellen.“ Stellte sie fest. Das Lächeln des Mannes neben ihr wurde um ein paar wenige Millimeter breiter als er antwortete.
„Sie sind momentan mit anderen Angelegenheiten beschäftigt. Aber das ändert nichts an der Gültigkeit des Vertrages.“
„Nein, natürlich nicht… nur Neugier…“ beteuerte sein Gegenüber.
„Kein Problem, Neugier ist eine Tugend.“ Bei diesen Worten wurde das Pokerface zu Gunsten eines selbstgefälligen Lächelns aufgegeben.
„A propos Neugier: Sie bringen ein sehr großes Opfer für etwas, von dem Sie kaum einen Vorteil haben. Sehr interessant.“ Stellte die Frau fest und beobachtete ihren Gesprächspartner über den Rand ihrer Brille hinweg.
„Ich habe es Ihnen erklärt. Ich will Dinge… verändern. Ihnen die Augen öffnen, einen anderen Blickwinkel zeigen… der Preis mag hoch sein…“
„Er ist es…“ erwiderte sie, doch der Mann neben ihr fiel ihr ins Wort. Sein Lächeln war wieder schmaler geworden als er zu seinem gegenüber sprach.
„Sie haben den Preis selbst gewählt und bestimmt. Vielleicht hätten Sie sorgfältiger darüber nachdenken sollen. Man kann auch günstigere Abkommen mit uns schliessen.“
„Nein, nein, es ist schon in Ordnung…“ antwortete der andere Mann, doch er klang wenig überzeugt.
Gedankenverloren verabschiedete er sich von den beiden. Mit ihm verschwand auch das Pokerface, das Lächeln wurde breiter.
„Na, hoffentlich gibt es hier mehr so großzügige Geschäftspartner.“ Stellte der Mann zufrieden fest. Sie hingegen schien etwas melancholisch.
„Ich verstehe nicht, warum er so handelt.“, seufzte sie.
„Ich weiß genau, womit er rechnet. Wie die meisten Erwählten will er unsterblich werden. Er geht davon aus, dass es nur noch wenige Jahre sein werden. Er will es in dieser Zeit als Lektion nutzen und daraus wachsen. Wenn er dann zu einem von uns wird endet sein Leben und somit die Bezahlung. Aber er weiß eben nicht, wie lange das sein wird. Es kann noch sehr lange dauern oder niemals passieren. Davor hat er Angst…“ |
unbekannt |
gedruckt am Heute, 19:24 |
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