Chroniken » Chroniken III. - Die Zeit des Rades: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2006 |
2006.09.30 - Demanda de la Sangre: Was würden Sie sagen? |
08.10.2006 - 21:01 |
Wissen Sie was mich wirklich ärgert?
Die unschuldige Frage nach meinem Befinden!
Unglaublich, nicht wahr? Da kommt jemand und fragt „Wie geht es Dir?“ Und man steht da und weiß nicht was man antworten soll. „Gut!“ wäre gelogen, „Schlecht!“ wäre unhöflich und unzureichend...
Unverständlich? Nun, begeben Sie sich doch auf eine Reise mit mir, stellen Sie sich folgende Situation vor:
Sie bekommen eine Einladung, jemand den Sie kennen eröffnet eine Tanzschule, er will das Ganze gebührend feiern und läd sie zu einem fröhlichen Tanzabend ein! Sie freuen sich, ein bisschen Zerstreuung, Freunde treffen, geistreiche Unterhaltungen führen... Nun, ein Schatten legt sich über die ganze Angelegenheit, sie wissen nämlich,das dieses Fest garantiert wieder in einem Desaster endet! Aber sie sind hoffnungsloser Optimist, böse Zungen würden gar behaupten sie seien naiv, also freuen sie sich und gehen sofort los und kaufen ein neues Kleid!
Der Abend beginnt, sie schieben ihre Befürchtungen gänzlich beiseite, spätestens der Anblick ihres Geliebten versetzt sie in Hochstimmung!
Erstaunlicherweise scheint ein gewisser Zauber über den anwesenden Gästen zu liegen, es ist ganz wundervoll ihnen bei Tanz und Gesang zuzusehen, auch wenn schnell klar ist, dass sie alle von irgendetwas beeinflußt werden. Aber auch das ignorieren sie, niemandem scheint es schlecht dabei zu gehen, also warum sich sorgen?
Sie vergessen fast in welcher Gesellschaft sie sich befinden, ja, sie lassen sich sogar zu Scherzereien hinreissen, die sie normalerweise wohl den Kopf gekostet hätten. So vergeht die Zeit, gut gelaunt ziehen sie sich an den Rand des Geschehens zurück, absolute Glückseligkeit breitet sich aus, ihr Geliebter gesellt sich zu ihnen. Mit ernstem Gesicht druckst er ein wenig herum und platzt dann urplötzlich und völlig unerwartet mit einem „Willst Du mich heiraten?“ heraus!
Bumm... wie ein Schlag ins Gesicht. Sie fragen sich ernsthaft, wie er sich das vorstellt, sie sind ein Mensch, werden hoffentlich irgendwann alt werden und dann sterben... er nicht. Egal, sie schäumen über vor Liebe und sagen „Ja!“
Natürlich tun sie das, sie sind eine Frau, dazu noch hoffnungslos romantisch... und naiv. Noch ein Problem das sich nicht ignorieren lässt, was wird ihre Hausälteste dazu sagen? Auch dazu weiß er eine Lösung, er bittet Sophie einfach gerade heraus um die Hand ihrer Erwählten. Sie sitzen da, schwitzen Blut und Wasser, ihre Älteste kommt wutschnaubend zu ihnen, reisst sie vom Stuhl und... man glaubt es kaum, gibt nach einigen Versprechungen ihren Segen. Eine Umarmung ein Kuss, sie möchten platzen vor Glück!
Soweit so gut, hier ist der Punkt an dem sie besser nach Hause gegangen wären... Aber nein, sie bleiben, geniessen den Abend noch ein wenig, ein nettes Gespräch, plötzlich Aufruhr. Sie glauben nicht das es schlimm ist, trotzdem sehen sie nach. Ein Schrei entwindet sich ihrer Kehle „Stefan!“, ganz gegen ihre Art stossen sie unhöflich ein paar Leute zur Seite, um an den Erwählten ihres Verlobten zu kommen. Er ist gebissen worden, die dafür verantwortliche Vampirin hat keine Ahnung, Stefan verblutet weil sich die Bisswunde nicht geschlossen hat. Jede Menge ratloser Gesichter um sie herum, keiner will eine Entscheidung treffen. Sie geraten in Panik, schreien Aido an er solle etwas tun, ein fragender Blick zu Vicente, kein Wiederspruch. Fatal, Stefan schien „gerettet“, aber Nekhrun wird wütend sein, eine Erschaffung auf seinem Boden und das ohne Erlaubnis.
Sie sind völlig verwirrt, bisher immer dagegen, jemanden ungefragt in die Existenz eines Vampires zu zwingen, verteidigen sie dieses nun, sie gehen weg. Aber wieder im Saal angekommen, werden sie Zeuge wie Sin sein Augenlicht hergibt. Offensichtlich als Bezahlung für den erwähnten Zauber. Und da sagt man sie seien naiv! Kaum das verdaut, geht hinter ihnen der befürchtete Ausbruch Nekhruns von statten, da sie an der Sache nicht unbeteiligt waren, gehen sie hin und versuchen zu retten was zu retten ist. Aber wie solls anders sein, der ganze Ärger umsonst, das Schicksal scheint nicht an einem weiteren Blutsauger interessiert und Stefan stirbt ein zweites mal vor ihren Augen.
Ein Gefühl der Machtlosigkeit und daraus entspringende Wut überfällt sie, auch hier wieder die Flucht in den Saal. Und was müssen sie dort angekommen sehen? Auch eine junge Frau hat ihr Ende gefunden, Nekhrun regt sich wieder auf und rät ihrem Verlobten tatsächlich „Reparationsansprüche“ an Haus Magnus zu stellen. Als wäre ein Gegenstand beschädigt worden und nicht zwei Menschen ermordet.
Ein Desaster wie vorhergesehen... sie fühlen sich Elend, sind aber doch glücklich, verläuft doch wenigstens ihr Leben wie gewünscht, sie haben ihr Haus und ihre Liebe. Ja, ihr Haus, für das sie demnächst ein Stück ihrer Seele opfern und die Liebe zu einem Vampir, einem Mörder.
So, nun kommt am nächsten Tag jemand und fragt „Wie geht es Dir?“
Wie würden SIE antworten? |
lyra |
gedruckt am Heute, 05:20 |
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