Chroniken » Chroniken IV. - Die Zeit des Aeons: Bericht und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2007 |
2007.08.18 - Auf Messers Schneide: Auferstehung |
26.09.2007 - 09:58 |
Es war die Nacht des Hadestanzes gewesen.
Sie hatte Angst gehabt vor dieser Nacht, hatte lange nachgedacht und abgewogen, Zweifel und Hoffnung, Pflichtgefühl und Furcht hatten sich abgewechselt. Monatelang hatte Tschesar sie geprüft, wenngleich sie seine Absichten zunächst nicht vollends durchschaut hatte.
Dennoch hatte sie schließlich ihre Wahl getroffen. Den ganzen Abend schon hatte sie sich wie betäubt gefühlt. Wie durch Watte waren die Ereignisse an sie gedrungen, fast so, als sei ihr Körper eine Puppe, deren Fäden von jemand anderem gezogen wurden.
Sie lauschte Tschesars Ansprache und als Lothringus, ihr Magister, sie schließlich nach vorn führte, wurden ihre Knie weich. Schmerz durchzuckte sie, als sich seine Fänge in ihren Hals senkten. Angst und Schmerz und doch Entschlossenheit. Kälte durchdrang ihr Inneres, bemächtigte sich ihrer, bis ein unkontrollierbares Zittern ihren Körper ergriff.
Nun gab es kein Zurück mehr, eine furchtbare Gewissheit blitzte auf, manifestierte sich in Bildern vor ihrem geistigen Auge, deren bittere Klarheit ihre Eltern zeigte, die noch immer um ihren Bruder trauerten, den letzten Sonnenuntergang, den sie sich angesehen hatte, ihre Freunde, mit denen sie so gern nachmittags im Café gesessen hatte. Das alles war verloren. Nie wieder würde sie das Sonnenlicht sehen, niemals eine Familie gründen und ihre eigenen Kinder aufwachsen sehen.
Sie schaute auf und sie sah sowohl Mitleid als auch Zuversicht in den Augen des ehrwürdigen Großmeisters. Alles um sie herum wurde auf einmal dumpf. Sie hätte ihr eigenes Blut rauschen hören können, doch da war kein Blut mehr...
Ihre Knie gaben nach und sie sackte zusammen, aber Lothringus hielt sie aufrecht. Nicht kniend wie ein Bittsteller würde sie den dunklen Kuss empfangen. Es wurde dunkel, als würde jemand das Licht langsam abblenden. Und dann war da auf einmal sein Handgelenk, sein Blut...Leben. Sie trank, wollte nicht von ihm ablassen und spürte, wie sich alles um sie herum veränderte. Wie sie sich veränderte.
Verschwommen nahm sie wahr, wie der alte Vampir erschöpft zu Boden ging, als die Flut neuer Eindrücke über sie hereinbrach. Den verwirrend angenehmen metallischen Geschmack seines Blutes, die vielen Gerüche und Geräusche, ihre Fänge...
Sie hörte das Pochen vieler Herzen, während ihr eigenes stumm in ihrer Brust lag, bemerkte den verführerischen Duft von frischem Blut, der sich mit dem Geruch des Öls der Feuertänzerin vermischte.
Es war erschreckend, und sie war dankbar, dass sie nicht allein war. Lothringus war bei ihr, hielt sie, blieb an ihrer Seite und sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen, ihm vertrauen konnte. Und auch Sir Archibald war dort und bot ihr seine Hilfe an.
Noch in jener Nacht starb Tschesar und sie trat sein schweres Erbe an. Wieder hatte sie ein Ziel, wieder lag der Weg dorthin halb verborgen vor ihr. Ein leichter Nebel, der ihn ebenso zu verhüllen schien wie ihre Wahrnehmung zu Beginn des Abends.
Es würde viel zu besprechen geben, viel zu tun. Später. Wenn sie sich an die ewige Nacht gewöhnt hatte... |
Michelle |
gedruckt am Heute, 14:36 |
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