Chroniken » Chroniken V. - Die Zeit der Waage: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2008 |
2008.02.23 - Sternenstaub: Erkenntnisse und Wandel |
25.02.2008 - 20:05 |
Es war ein Tag wie jeder anderer, der mich nach Mainz führte, um Melody aufzusuchen. Ich wollte nachfragen, was es neues gab und mich über diejenigen erkundigen, denen es angedacht war, geholfen zu werden. Doch diesmal war etwas anders. Diese eine Frau verhielt sich anders als die anderen Angehörigen, die nach Mainz kamen, um Ihre Verwandten zu begleiten. Ihr Blick wurde nach kurzem Aufflackern nicht wieder stumpf, wie ich es so oft gesehen hatte, wenn der Schleier der Nacht wirksam wurde. Nein, diese Frau war anders! Sie ist geprägt.
Ich unterhielt mich mit ihr, mit Jouna, und half ihr dabei, bestimmte Einschränkungen in Ihrem Leben zu bereinigen, die sie gefangen gehalten hatten. Ich lud sie ein, etwas Neues kennenzulernen, einen neuen Abschnitt für ihr Leben und nur zu bereitwillig folgte sie mir. Ja, ich nahm sie ohne lange Vorbereitung mit auf ein Treffen, das sie zu neuen Höhenflügen bringen, aber auch ihren Tod bedeuten konnte. Sie ist stark!
Eventuell noch ein wenig zu... undiplomatisch... aber sie ist jung, sie wird lernen.
Wir betraten das Theater Nekhruns, und den großen Saal und ich war überwältigt von dem nekhrunischen Glanz, den er versprühte. Hier fand ein Treffen auf dem Boden des Hauses der Versuchung statt, das war offensichtlich und der Abend bewies eindrucksvoll, das man in diesem Haus Höhen und Tiefen kennt.
DoryAnn, nun ebenfalls ein Mitglied dieses Hauses, Sin, Calliope und auch Silja begrüßten uns und der Empfang war so herzlich, wie ich ihn erwartete. Es dauert nicht lange und der Saal füllte sich mit bekannten, aber auch unbekannten Gesichtern. Besonders eine Gruppe von Neuankömmlingen erregte mein Aufsehen, da ihr Habitus und Verhalten darauf hindeutete, dass es sich um ein älteres Haus handeln musste. Der Name des Hauses ist Isis, wie ich später erfuhr. Ich sprach mit einer Dame, die sich Morgaine nennt und ein Quell unterschiedlichen Wissens ist. Die Unterhaltung mit ihr war sehr aufschlussreich. Sie brachte mich später auf die Idee, Shawna, die derzeit Gast im Hause Fox ist, mit ihr zusammenzubringen, um ein gemeinsames Rätsel näher an seine Auflösung zu bringen. Eine weitere, junge Dame des Hauses lernte ich noch näher kennen und versuchte ihr ein wenig vom Hof der Nacht und seinen Gefahren zu vermitteln. Zumindest die Gefahren hat sie erkannt und hat sich dann dem Schutz ihres Hauses versichert.
Auch Jouna muss noch an ihrem Mundwerk arbeiten und brachte sich in eine Situation, die leicht hätte eskalieren können. Auch hier war Asphyx eine gewisse Urheberschaft nicht abzusprechen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sie diese Gefahr gut verkraften kann, viel besser als Melody. Sie scheint einen starken Charakter zu haben, der seinen Weg am Hofe der Nacht durchaus finden kann, ohne an dem rauen Klima zu zerbrechen. Ich stellte sie einigen Personen vor, um ihr die Kontaktaufnahme zu erleichtern und ihr mögliche Wege aufzuzeigen. Ich werde sehen, wie sich das entwickelt.
Als ein erstes "Highlight" stellte sich der Auftritt, bzw. die Geschichte eines Mitgliedes des Ordo Arkanum heraus. Sie erzählte von längst vergangenen Ereignissen, die mir durchaus noch bekannt sind und von einer ehemaligen Freundin handelte, die damals plötzlich verschwand.
Jetzt brachte dieser Vortrag einen tieferen Einblick in die Vorgänge und gleichzeitig eine neue Lösung. Calliope brach weinend zusammen, als sie erneut mit diesem Thema konfrontiert wurde. Saskia scheint nun zurück am Hof der Nacht und erneut im Hause Nekhruns. Calliope bezahlt dafür einen Preis, der sehr hoch ist und unter anderen beinhaltet, das ihr das Blut nicht mehr schmeckt. Ich denke, dass die nächste Zeit sehr schwer für sie werden wird.
Dann verdeutlichte Nekhrun in einem Schauspiel seine Meinung zum Thema Gesetze der Nacht und skizzierte eine mögliche Wendung bzw. ein Ergebnis des derzeit brodelnden Konflikts. Die Aufführung war sehr interessant und die Charaktere doch sehr klischeehaft dargestellt. Man erkannte, wer gemeint war und man erkannte auch den näheren Zweck hinter dem Ganzen: Einschüchterung!
Da in diesem Stück vor allem auch das Haus Magnus, natürlich mit einem abgewandelten Namen, der aber keinen anderen Schluss zuließ, als die Verlierer dargestellt wurden, versuchte ich, Lawrence zu beobachten, wie er das Stück aufnehmen würde. Aber ich bin mir sicher, das er das Spiel von vornherein durchschaute und sein Lächeln am Ende der Vorstellung sagte viel darüber aus, wie er es aufgenommen hat.
Shawna, hat es eingerichtet, auch auf dem Treffen anwesend zu sein. Sie bezauberte die Anwesenden mit Ihrem Spiel und entlockte dem Klavier Harmonien, die das Publikum faszinierten. Ich sprach mit ihr über unsere gemeinsame Arbeit. Vielleicht schaffen wir es, das Geheimnis um Marys Tod mit Hilfe von Isis zu lösen?! Die Zeit wird es zeigen...
DoryAnn scheint langsam wieder die Alte zu sein und blüht regelrecht auf, seit sie sich entschied, sich ganz in das Leben von Nekhrun einzugliedern. Ich freue mich für sie, dass sie so umfassend und schnell eine neue Familie gefunden hat, in der sie sich wohlfühlt. Trotzdem hat sie nicht vergessen, was ich ihr über unsere gemeinsame Zeit im Hause Abbadon erzählte. Sie überraschte mich mit einer Freundlichkeit, Freundschaft und Interesse an den alten Zeiten, die ich nicht für möglich gehalten hatte. Sie sprach mich auf Jouna an, von der ich ihr berichtete, dass sie aus unserem alten Hospiz stammt. Sie fragte sofort, ob sie auch Informationen über sie, DoryAnn oder besser gesagt Angelina, hätte. Ich musste sie leider enttäuschen, da Jouna erst vor kurzem und nur sehr kurz im Hospiz war, konnte sie nichts von Angelina gewusst haben. Sie verstanden sich jedoch gut miteinander und Joana malte ein Bild bei diesem Treffen, das sie anschließend DoryAnn schenkte.
Überhaupt verstand sich Jouna prächtig mit Vielen am Hofe der Nacht und ich war überrascht mit wie vielen Personen sie zusammentraf und sprach.
Auch Jennifer war wieder anwesend und ich konnte ihr mitteilen, dass ich mich dazu durchgerungen habe, auch ein wenig Französisch zu lernen. Vor allem, um meine allgemeine Aussprache zu verbessern, auch im Deutschen, und somit eine Grundlage für besseres Verständnis und ertragreichere Kontakte zu schaffen. Sie schien amüsiert über meine Versuche, begrüßte sie aber. Es ist immer wieder interessant, mit dieser Person zu sprechen, die so gar nicht meinem Bild des Franzosen entsprach, das sich jahrelang in mir ausgebildet hatte.
Natürlich wollte ich Jouna nicht ohne Schutz am Hofe der Nacht lassen und bat unter anderem Philippe darum, ein Auge auf sie zu haben. Er nahm sich ihrer an und bot ihr eine Unterkunft auf seinem Grund und Boden.
Ich werde sehen, ob sie sich dort wohl fühlt und werde sie entsprechend oft besuchen. Auch Saphira, ein anderer Mensch, der an diesem Hof der Nacht zum ersten Mal auftauchte, fiel mir auf und leistete sich ebenfalls einen Fauxpas, den sich Asphyx natürlich nicht entgehen ließ.
Nur mit Mühe konnte ich die Situation entschärfen und ihr Leben schützen. Ich nutzte die Beziehung Philippe's zu Asphyx, um Saphira Ruhe vor Asphyx an diesem Abend zu verschaffen. Allerdings traten wir trotzdem baldmöglichst den Rückweg an, um nicht ohne Grund weitere Feuer an diesem Abend zu schüren.
Eine andere Begebenheit, die mir untergekommen ist, betrifft diesen Julian Berg, der auf der Versteigerung von seiner eigenen Mutter verhökert wurde. Er ist inzwischen zum Vampir gemacht worden und benimmt sich nun unverschämter als je zuvor. Erneut setzte er sich in den ungünstigsten Augenblicken in den Mittelpunkt und zeigte erneut seinen geschmacklosen Geist. Er hängte sich an jeden Rockzipfel und selbst Philippes ehemalige Erwählte war nicht vor ihm sicher. Seine aufdringliche und nervende Art scheint nicht nur mir aufgefallen zu sein und ich kann mir vorstellen, dass er sich damit nicht besonders viele Freunde macht. Und dem Haus, in dem er jetzt ist, macht er auf diese Weise keine Ehre.
Auch Lothringus schafft es immer wieder auf die Provokationen von Asphyx aufzuspringen und sich selber dadurch lächerlich darzustellen. Es steht einem Ältesten nicht gut zu Gesicht, so ungestüm und unbesonnen zu reagieren. Für Asphyx war es sicher nur eine Begebenheit am Rande, die sein ohnehin schlechtes Bild nicht weiter verschlimmerte. Allerdings wird dadurch das Ansehen des Hauses Asmodeus immer weiter geschwächte und gerade die Feindschaft zu Asphyx kann sich negativ auswirken. Nicht nur auf Lothringus, sondern auch auf seine Erwählten. Denn wer weiß denn nicht, dass gewisse Personen sich lieber auf die Schwächeren stürzen und diese feige meucheln, um damit ihre Herrn zu treffen?! Ich hoffe sehr für Lothringus, das seine Vorhaben dadurch nicht nach hinten losgehen.
Eine andere Szene, die ebenfalls auch Auswirkungen auf das Ansehen anderer hat, war die Tat von Herrn Krieg der seinen Namen alle Ehre machte und mit einer Waffe einen Menschen niederschoss. Das dadurch ausgerechnet die Waffe von Sierra benutzt wurde, lässt Michelle nicht gerade gut darstellen, auch wenn Sie versuchte, den Fehler wieder zu beseitigen, indem sie dem Opfer half. Ich kenne den Grund für diese Aktion zwar nicht, sehe aber keinen plausiblen dafür, dass sich ausgerechnet an solch einem Ort zwei Menschen bekriegten. Die Auswirkungen ließen nicht lange auf sich warten und Herr Krieg wurde freundlich dazu aufgefordert, diese Angelegenheit mit Nekhrun vor Ort zu einem späteren Zeitpunkt zu klären. Dass er dabei Verletzungen davontrug und blutend auf dem Boden lag störte offensichtlich die wenigstens. Ich hatte sogar den Eindruck, dass er durchaus eher Schadenfreude erntete und das sein ersteigertes Artefakt ihn auch nicht retten konnte.
Gerade auch genau diesen Aspekt betreffend war ich doch sehr überrascht, Fabienne wieder zu sehen. Sie war seit Monaten unauffindbar und ich dachte schon, Asphyx hätte sie letztendlich doch getötet. Sie erzählte mir, dass sie die gesamte Zeit im Keller eines Hauses gefangen gehalten und erst vor kurzem wieder freigelassen wurde. Ich wünsche ihr, dass sie diesmal mehr Glück hat und nicht erneut solch einen Leidensweg auf sich nehmen muss.
Es wäre kein Event Nekhruns, wenn er nicht dafür gesorgt hätte, dass auch die fleischlichen Lüste befriedigt würden und so wurde ein lebendes Buffet kredenzt, das in doppelter Hinsicht ein Genuss war. Einerseits offerierte er für die Sterblichen Obst auf leicht bekleideten Körper, andererseits waren die Präsentationsobjekte selbst ein Bestandteil des Mahls für die Vampire. Während die Menschen eher zurückhaltend waren, gaben sich die Vampire die Ehre und labten sich an den dargebotenen "Leckereien". Aber wie könnte man Nekhrun dafür verurteilen, dass sich die Blutgier der anwesenden Vampire sich so auf die freiwilligen Opfer konzentrierte und mögliche unschuldige Opfer in der Umgebung dadurch ausblieben. Allerdings weiß ich leider nicht, inwieweit diese Freiwilligen oder ihre Angehörigen einen Vorteil davon hatten. Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass die Vampire das brauchen und es notwenig für deren Überleben ist. Dennoch muss ich versuchen, mein Projekt zu forcieren und die Menge der zur Verfügungen stehenden Menschen erhöhen. Aber schaffe ich damit nicht einen Druck, der Fehlentscheidungen ermöglicht? Ich muss unbedingt über neue Örtlichkeiten nachdenken.
Ich entschloss mich der Bitte in der Einladung nachzukommen und den Abend mit einem eigenen Beitrag zu bereichern. Dazu wählte ich eine Form aus, die ich täglich lief. Sie hilft mir, allabendlich die Ruhe und Gelassenheit zu tanken, um sorgsam und entschlossen meine Entscheidungen treffen zu können. Ich hoffte, dass ich damit Anregungen an die Anwesenden gab, ebenfalls an ihrer eigenen Ruhe und Gelassenheit zu arbeiten. Während ich also die Form den Anwesenden vorführte, muss sich Asphyx wieder eine Entgleisung geleistet haben, denn als ich mit der Form durch war, lag er vor der Bühne auf dem Boden. Später sagte man mir, dass er sich plötzlich sehr seltsam verhalten hätte und störte.
Dies führte dazu, dass sich einige Personen der Angelegenheit annahmen und Asphyx in seine Schranken verwiesen.
Dieser Abend wird noch einige Auswirkungen haben und ich bin schon sehr gespannt, wie diese aussehen werden. Die Nacht endete in dem üblichen Austausch von Höflichkeiten, Vereinbarungen von neuen Terminen und der gemeinsamen Versicherung von Unterstützungen. Dann verabschiedeten sich die Gäste und ich trat mit Saphira den Rückweg an.
(Auszug aus dem Tagebuch von AiDo Toyotomi, übersetzt aus dem Englischen) |
Erich Miles |
gedruckt am Heute, 06:21 |
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