Chroniken » Chroniken V. - Die Zeit der Waage: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2008
2008.06.21 - Nosce Verum: Wahrheit oder Pflicht
25.06.2008 - 15:59

Liebe Melody,

leider konntest Du nicht dabei sein, als ich in unseren neuen Haus zum Ritter geschlagen wurde, aber natürlich möchte ich Dir nun davon berichten, so wie ich es Dir versprach.

Der große Saal wurde neu geschmückt und so erwarteten wir die Gäste vom Hofe der Nacht. Obwohl ich mich bereits zugehörig fühlte, habe ich mich doch zurück gehalten und den Empfang Cara und Philippe überlassen. Dadurch konnte ich allerdings im Hintergrund aktiv sein und so mithelfen den Empfang zu einem vollen Erfolg werden lassen. Du kennst sicher noch den Kelch? Er wurde seiner Bestimmung zugeführt und diente den Gästen als Willkommenstrunk.

Es haben sich doch einige große Häuser entschlossen, der Einladung nachzukommen und so waren neben unter anderen deBonceur, Romanus, Einherjar, Magnus und Chimaera auch die Häuser Hardenberg und Nekhrun anwesend, wobei wieder einmal Nekhrun seinen Auftritt derart gestaltete, das er den Wunsch von Philippe, sich in seinen Hausfarben zu zeigen, sehr wörtlich nahm und tatsächlich von Kopf bis Fuss in Schwarz gekleidet auftauchte. Ja er wurde förmlich zum Schatten an diesem Abend.

Ich soll Dir liebe Grüße von Sin und Calliope ausrichten, die nach Dir fragten, genauso wie DoryAnn. Lucy war auch da, sie nennt sich jetzt Fey und hatte offensichtlich auch ihren Spaß mit einem Gast... aber dazu später mehr. Somit sind nun alle ehemaligen Mitglieder von Abbadon in neuen Häusern untergekommen.

Ein besonderer Gast, der sich erst später hinzugesellte, war der Ordo Proxima mit seinen derzeitigen Vertretern. Dafür war er gleich von Anfang an viel gefragt. Ich denke, das sie an diesem Abend einen ziemlich großen Umsatz hatten und allein an diesem Abend einige Wünsche erfüllten. Ich bin sehr gespannt, was für weitere Überraschungen man noch von ihnen erwarten darf.

Vielleicht erinnerst Du Dich noch daran, das ich Dir erzählte, das Calliope ein Fluch aufgehalst wurde, der sie ziemlich mitgenommen hat? Dieser wurde an diesem Abend aufgelöst, als Nairu einen Spiegel, der offensichtlich der Auslöser des Fluches war, zerstörte. Man merkte gleich, das Calliope danach sichtlich "auflebte". Ich freue mich für sie und bin in Gedanken bei ihr.

Lawrence war anwesend und ich schätze, ihn hat das Thema des Abends am Härtesten getroffen. Philippe führte die Anwesenden durch eine Traumszenerie und versuchte sie mitzunehmen auf eine spirituelle Reise. Dabei hatte Lawrence eine starke Vision in Bezug auf unser Haus, was dem sonst so ruhigen Geist offensichtlich stark zusetzte. Er beruhigte sich lange nicht, aber nach einem Gespräch mit Philippe ging es ihm bald besser und er lächelte bereits wieder. Er sprach davon, das er diese Vision in seiner Eigenschaft als Kritiker noch einmal genauer beleuchten werden wird.

Eine interessante Person, die ich an diesem Abend zum ersten Mal am Hofe der Nacht sah, war ein gewisser C.J., den die Angehörigen des Hauses deBonceur mitbrachten. Er schien leicht verwirrt und vergaß sehr schnell Dinge, die man bereits mit ihm geklärt hatte. Ich bin nicht einmal sicher, ob er geprägt war oder doch nur ein schlichter Sterblicher, was seinen Geisteszustand erklären würde - ich habe leider versäumt, ihn diesbezüglich näher in Augenschein zu nehmen. Er brachte sich teilweise um Kopf und Kragen und ich musste mich sehr zusammennehmen, um nicht zu explodieren und ihn persönlich rauszuwerfen, natürlich nur zu seiner eigenen Sicherheit. Denn er ist neben seinen geistigen Problemen auch noch ein Starrkopf, der seinen Tod förmlich provozierte, als er gegen Asphyx anging und selbst Philippe schaffte es nicht, den jungen Mann umzustimmen. Zum Glück für ihn kümmerte sich Lenesque um ihn und führte ihn alsbald nach Hause.

Es waren auch neue Geprägte anwesend, die ich vorher noch nicht bewusst wahrgenommen hatte. Wie zum Beispiel Azana, die an diesem Abend von ihrem Vampir, es scheint eine Art Einzelgänger zu sein, hierher geschickt wurde, damit wir uns um sie kümmern. Sie war sehr verängstigt, aber ich denke, das sich das im Laufe des Abends legte. Philippe sprach mit ihr, genau wie mit Dominique, die ebenfalls neu am Hofe der Nacht erschien. Am Anfang wirkte sie geradezu verschüchtert und Versuche mit ihr ins Gespräch zu kommen scheiterten an ihrer Einsilbigkeit. Allerdings rückte sie plötzlich in den Mittelpunkt der Geschehnisse, als sie eine Vision in Bezug auf das Haus Saintclaire bekam - speziell auf Philippe. Sie reizte ihn dadurch sogar so sehr, das er sie biss, was ihn dann vollends aus dem Takt brachte. Er war an diesem Abend dann ziemlich seltsam gestimmt und erst ein klärendes Gespräch und sein übliches Mitternachtsgebet verhalfen ihm wieder zu mehr Ruhe.

Nur um dann wiederum mit einer besonderen Situation konfrontiert zu werden. Wie sich später herausstellte, wurde dem Ordo Proxima der Wunsch herangetragen, das Philippe in seinem Amt als Vertreter der Prieure de Sion dem Vertreter der Templer, Lothringus, die Lehnstreue schwören sollte, was er auch tat. Dies führte natürlich gleich zu den wildesten Spekulationen, das nun das Haus Saintclaire von Asmodeus übernommen wurde. Allerdings war das von Anfang an nur eine Farce und stand nie im Raum. Es stellte sich später heraus, das dies nur auf diesen Abend beschränkt war und Lothringus, nachdem er selbst ziemlich hilflos der Situation ausgesetzt wirkte, löste sich auch vor Ablauf des Abends offiziell von dieser "Verpflichtung". Aber Du kannst Dir natürlich vorstellen, was für einen Tumult dies auslöste. Ich denke die überwiegende Stimmung war wohl eher eine gelöste, locker humorvolle, wenn man in die Gesichter der Umstehenden blickte.

Dazu noch eine weitere Episode des Abends. Dominique entschloss sich, noch an diesem Abend sich ebenfalls dem Haus anzuschließen und die gleiche Zeremonie durchzuführen, die auch Du bereits durchlebt hast. Dabei allerdings "erinnerte" sich Lothringus wieder seiner Lehnsherrschaft und versuchte die Zeremonie mit seinen Einwänden zu stören. Diese waren allerdings so lächerlich, das nur wenige dabei Ernst bleiben konnten und Julian Berg es schaffte, sich beinah von Lothringus zerfleischen zu lassen. Aber dank Cara kam Berg noch einmal mit einem "blauen Auge" davon. Aber zurück zu Lothringus, der nun erneut Dominique fragte, ob sie das wirklich wünscht, und als sie dies erneut vor allen bestätigte, führten wir die Zeremonie zu Ende.

Allerdings konnte es Lothringus nicht lassen auch noch eine weitere Person der Lächerlichkeit preis zugeben. Er gebot über Michelle, die bisher immer behauptete, selbstständig zu sein und eine souveräne Älteste des Hauses Samaria wäre, und rief sie auf die Bühne... nein er bat nicht... er behandelte sie wie seine Untergebene. Er befahl Philippe sich bei ihr zu entschuldigen, dem Philippe natürlich gerne nachkam. Nachdem Michelle sich bereits wieder verabschiedete hatte, rief er sie erneut zu uns und ich denke, damit hat er ihre Autorität komplett untergraben und es wurde mehr als deutlich, das sie vollständig unter dem Befehl von Lothringus steht und ihre Berechtigung als Älteste mehr als verspielt hat! Der neuerliche Grund war eine Forderung an das Schicksal ihr etwas zurückzugeben, das dann zu einer Bitte relativiert und letztendlich zurückgewiesen wurde. Also eine für Michelle und Lothringus vollkommen lächerliche Situation, die genauso von den Anwesenden quittiert wurde.

Ein weiterer Wunsch, der an diesem Abend von Ordo Proxima erfüllt wurde, sorgte ebenfalls für Heiterkeit, selbst bei Angehörigen des Hofes der Nacht, von denen man so etwas nicht vermuten würde. Asphyx, der Dir sicher noch ganz gut in Erinnerung ist, wurde dazu gebracht, sich höflich und zuvorkommend zu verhalten. Er legte durchaus freundliche und nette Züge an den Tag, was meine Vermutung erneut bestätigt, das da mehr ist, als er zugibt. Denn wo nichts ist, kann man auch nichts hervorzaubern.

Aber ich wollte Dir von meinem Ritterschlag erzählen. Philippe bat mich zu sich nach vorn und ich wurde gefragt, ob mein Wissen und meine Kenntnisse mich dazu befähigen, ein Ritter des Hauses Saintclaire zu sein. Natürlich konnte ich diese Fragen mit voller Überzeugung mit "Ja" beantworten, da der Ehrenkodex der Ritter denen der Samurai in vielen ähnelt. Dann lies er mich auf das Haus schwören und das ich meinen Dienst in das Wohl des Hauses stelle. Ich schwor und bekam anschließend den Ritterschlag von ihm. Ich nutzte anschließend die Gelegenheit, um bekannt zugeben, das auch Du Deinen Eid bereits geleistet hast und ein würdiger Teil des Hauses Saintclaire bist.

Du erinnerst Dich doch sicher noch an Herrn Krieg? Er war auch an diesem Abend anwesend, in Begleitung oder soll ich eher sagen Bindung? Er wurde von einer Dame des Hauses Chimaera hereingeführt, mit einem Arm in der Schlinge. Er erzählte mir, das er in eine Messerstecherei gekommen ist, um seinen Porsche. Trotz seiner Verletzung hätte er aber seinen Porsche behalten, wie er mir versicherte.

Wie bereits erwähnt war auch das Haus Romanus da und zwar fast vollständig! Ich war erstaunt, sie alle zu sehen und war allerdings auch positiv überrascht, mit welchen Elan sie den Abend angingen. Es ging soweit, das sie in vermeintlicher Langeweile (ich kann mir das gar nicht erklären, wie so etwas an diesem Abend möglich war?) eine eigene "Party" außerhalb des Saals anfingen, die aber eigentlich nur lächerlich war, das sie als "Party-Musik" ein mobiles Telefon benutzten.

Aber immerhin erregten sie damit soviel Aufsehen, das sich Herr von Hardenberg genötigt fühlte für Abhilfe zu sorgen. Ich konnte die eskalierende Situation entschärfen, sodass alle Beteiligten das Gesicht wahren konnten und trotzdem die Situation geklärt wurde.

Der Abend wurde dann von der Aufklärung des vermeintlichen Treueeids abgeschlossen, sodass nun allen wieder bewusst ist, das es solch eine Situation nicht wirklich gibt. Der Gastgeber des Casinoabends erklärte sich dafür verantwortlich, das er diesen Wunsch geäußert habe, als Revanche für die Störung, die Lothringus damals mit Philippe verursachte. Und ich denke, es hat durchaus den richtigen getroffen, denn Lothringus hat sich dadurch wieder einmal vollkommen und restlos lächerlich gemacht! Ich finde es nur sehr schade für Michelle, die er mit hineingezogen hat. Denn sie hat dadurch auch noch den letzten Rest Respekt bei mir verloren, den sie noch hatte. Sie tut mir einfach nur leid. Ich wünsche ihr von Herzen, das sie sobald wie möglich den Absprung schafft von ihm, bevor sie mit ihm untergeht.

Philippe beendete dann den ereignisreichen Abend und die Gesellschaft verließ das Anwesen.

Ich hoffe sehr, das wir es beim nächsten Mal schaffen, wieder zusammen einen Hof der Nacht zu besuchen und ich wünsche Dir eine angenehme Zeit. Und denk daran, Deine Balance zu halten zwischen Arbeit und Freizeit!

Mit den herzlichsten Grüßen,

Dein AiDo


Erich Miles


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