Chroniken » Chroniken VI. - Die Zeit der Toten: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2009
2009.01.21 - Fürchte nicht das Chaos, denn im Chaos wird das Neue geboren
20.01.2009 - 15:56

Ein tiefschwarzer Maybach fährt zur späten Abendstunde den Berg zum Anwesen der Familie Saintclaire hinauf. Links und rechts oberhalb der Frontscheinwerfer befinden sich jeweils eine Standarte, von der eine ein Einhorn zeigt und die andere die fünf symmetrisch angeordneten Kreuze des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Die Wachen am Eingangstor blicken nur kurz in das Innere des Wagens und geben sofort den Weg auf das Gelände frei. Am Haupttor angelangt stoppt das Fahrzeug und es entsteigt ihm ein groß gewachsener, dicklicher, grauhaariger Mann. Die Wachhunde, die zielstrebig mit gefletschten Zähnen auf ihn zu laufen, halten aufgrund einer einzigen Handbewegung dieser Person inne und laufen jaulend mit eingezogenem Schwanz zurück. Dann schreitet er zur Tür und betätigt den schweren Türklopfer drei Mal. Eine kleine Luke öffnet sich, der grauhaarige Mann murmelt ein paar Worte und plötzlich öffnet sich die Tür. Ein raunen scheint durch die ehrwürdigen Mauern des alten Anwesens zu gehen, Stimmen scheinen zu flüstern „Er ist da, er ist gekommen.“

Festen Schrittes schreitet der Unbekannte in den großen Saal, so als sei er hier schon des Öfteren ein- und ausgegangen und setzt sich an das Ende der Tafel, schlägt ein Bein über das Andere.

Wie aus dem Nichts erklingt plötzlich seine Stimme: „Wo ist Philippe, ich werde bereits von ihm erwartet, meine Anreise hat sich leider verzögert.“
Die beiden ihm gefolgten Wachen sehen sich nur an, bevor einer mit zitternder Stimme sagt: „Er…er…ist, von uns gegangen.“

„Verdammt, er ist schon abgereist? Ohne mich davon zu unterrichten? Wir hätten noch das ein oder andere zu klären gehabt.“ Der Unbekannte schlägt seine schwarzen Lederhandschuhe, welcher er schon ausgezogen hat kräftig in seine linke Hand.

„Herr, er ist…tot…zu Asche zerfallen.“

Der Unbekannte erhebt sich langsam vom Stuhl und setzt seine Sonnenbrille ab, seine Augen scheinen etwas zu Funkeln, als plötzlich und unerwartet 2 Tränen aus seinen Augenwinkeln die Wange hinunter laufen. Er geht langsam auf die beiden Wachen zu.

„Wer ist nun der Herr des Hauses? Bringt mich zu ihm, ich bin Johannes, Herzog von Altengart.“ Die Wachen deuten ihm an ihnen zu folgen, was Johannes auch tut. Sie bringen ihn zu einem Büro klopfen höflich an. Dann verschwinden die beiden scheinbar verängstigt. Der Herzog betritt das Büro und verschließt die Tür hinter sich. Viele Stunden vergehen, in denen man, so man denn lauschen wollte, Streit, Trauer, Wut und letztendlich Einigung aus dem Büro hätte hören können. Die Tür des Raumes öffnet sich und Aramis und Johannes reichen sich die Hand. In diesem Gespräch scheint die Zukunft des Hauses Saintclaire besiegelt worden zu sein.

Der folgende Abend:

Johannes versammelt das Gesamte Haus Saintclaire im grossen Saal, bricht das Liliensiegel eines Umschlages, nimmt zwei Blatt Pergament hinaus und beginnt zu lesen. Als erstes eine Art Nachruf, den Philippe selbst verfasst zu haben scheint und anschließend folgendes:

Testament und letzter Wille von mir, Abbé Philippe Antoine D’Hauteville Arnsberg, der 20. Dezember 2008

Meine lieben Freunde,

dies ist mein letzter Wille, ich bin nun nicht länger unter Euch. Warum ich aus dem Leben geschieden bin, ob ich getötet wurde auf meiner Suche nach Cara oder aufgrund anderer Umstände vermag ich nicht zu sagen. Ich hoffe jedoch, dass es würdig war.

AiDo und Aramis, meine Freunde. Euch lege ich die Geschicke und die Obhut über die Gäste und Angehörigen meines oder nunmehr eures Hauses in die Hände bis Cara meine geliebte Tochter wieder zurück ist. Falls sie zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr am Leben sein sollte, so bleibt es weiterhin Eure Aufgabe Schwert und Schild dieser Menschen und Vampire zu sein.

Dominique, Du mein geliebtes Kind, meine Erwählte, mein Blut. Ich bitte dich hüte und bewahre das was in uns ist. Das was wir sind, das wer wir sind. Dein Glaube ist stark, verliere ihn nicht, ich werde immer Teil von Dir sein und über Dich wachen.

Johannes, ich hoffe, wir werden uns noch sehen, vor meiner Reise. Du weißt was Dir obliegt. Finde ihn, jage ihn, banne ihn zurück, dahin wo er hingehört. Ich habe Dich gelehrt wie es geht, Du hast in Wien und Rom gelernt was es bedeutet. Dir und Dominique soll der höchste Schutz angedeihen, denn nur Ihr seid in der Lage das zu erhalten, was Saintclaire bedeutet.

Azana meine Tochter, auch wenn Du fremden Glaubens bist, ich habe Dich geliebt. Ich bitte Dich unterstütze Dominique in ihrem Tun und handeln, so dass der Glaube wieder eins werden kann hier im Hause Saintclaire. Es gibt nur einen Gott. ALLAH HU AKBAR. Der Herr sei mit Euch.

In meinem Schreibtisch findet Ihr einen Schlüssel, Johannes weiß wie man den Mechanismus bedient. Dieser Schlüssel führt euch in die geheime Bibliothek, dort findet Ihr neben meinem Tagebuch auch Schriften über sämtliche Geheimnisse des Hauses. Studiert sie aufmerksam und lebt es weiter.

[weitere Verteilung von Aufgaben und Besitztümern]

Abschließend möchte ich Euch bitten meine sterblichen Überreste zu bewahren und in Ehren zu halten.

Ich habe Euch alle geliebt und werde im Geiste immer bei Euch sein.

Wir werden uns wieder sehen…irgendwann.

Euer Philippe


Johannes


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