Chroniken » Chroniken VI. - Die Zeit der Toten: Berichte und Erlebnisse vom Hof der Nacht im Jahre 2009
2009.07.18 - Lucarien: Auszug aus Azanas Tagebuch
25.07.2009 - 15:34

...und ich spürte in dem Moment den abgrundtiefsten Hass auf dieses Monster.

Er hat uns das letzte heilige, reine Blut genommen - einfach ihr Leben ausgelöscht.

Doch was sollte ich tun? Alles Erdenkliche hatte ich getan - leider ohne Erfolg. Ich habe versagt. Ich hasse ihn - und Aramis. Ich hasse Beide! Ich hasse denjenigen, der dieses dämliche Spiel vorgeschlagen hat.

Sind wir wirklich so? So abtrünnig, so abscheulich? Mordlüstern? Werde ich auch so werden? Wenn ich nicht schon längst auf dem besten Wege dorthin bin?

Ich hasse mich selbst...ich kann diese Ohnmacht nicht ertragen...

Tot - meine Nicky - Allah hat ihr einen Platz im Paradies gegeben. Doch wäre Allah ein guter Gott, hätte er das zugelassen? Gäbe es tatsächlich einen Gott, würde er zulassen, dass so etwas geschieht? Ich zweifle sehr stark daran. Erst nahm er uns Phillippe, dann nahm er uns Aido, dann Cara, Johannes und zu guter Letzt Nicky.

Zorn und blanker Hass wütet in mir - ich habe Angst vor mir selbst. Noch immer muss ich an die vergangene Nacht denken. An die Nacht, als ich Selene allein im Haus ließ und fünf Menschen tötete. Einfach so, weil ich glaubte, ich finde dadurch Frieden. Scheisse habe ich gefunden, verdammt! Ich habe Menschen getötet, die eine Familie hatten, deren Angehörige jetzt trauern. Ich stelle fest, dass das Tier in mir Überhand gewonnen und so langsam einen Weg nach draußen gefunden hat.

Aramis ist auch nicht mehr das, was er mal war. Ich hasse ihn. Wäre ich damals lieber weggelaufen, weit weit weg. Dann wäre mir dieser ganze verfluchte Schwachsinn erspart geblieben. Ich bin unsterblich, und? Verdammt! Bis in alle Ewigkeit. Der Schmerz wird dadurch nicht erträglicher.

Es muss doch etwas geben, was mir Frieden bringt. Ich bin allein, so verdammt allein, mein Herz wird von Nacht zu Nacht immer verschlossener.

Ich bin froh, dass Selene noch hier ist. Ohne sie wäre das ganze noch unerträglicher.

Verdammt sollen die sein, die unschuldiges Blut vergießen,
verdammt sollen die sein, die tatenlos zusehen,
mögen die Racheengel ihre schwarzen Schwingen ausbreiten und diejenigen richten, die es verdient haben, von mir aus auch mich.

Ich weiß, dass Du es niemals in dieser Welt lesen wirst, Nicky, aber ich hoffe, dass Du nun Deinen Frieden gefunden und zu Phillippe und Cara wieder eine Verbindung hast. Du wirst auf ewig in meinem Herzen sein.

Kleine Schwester, bitte gehe nicht,
doch am Ende der Dunkelheit wartet Dein Licht
Du warst viel zu kurz auf dieser Welt
Nun schaust Du auf uns herab vom Himmelszelt

Du hast die Erde kurz besucht, gelächelt und bist wieder gegangen...

In memoriam,

Azana


LucitaMariaMedina


gedruckt am Heute, 20:48
http://www.theater-der-vampire.de/include.php?path=content/content.php&contentid=997