Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2010.09.05 - Ein Besuch beim Kaiser

Der Invalidendom, 5.-6. September 2010

Dunkle Wolken standen in der Nacht vom fünften auf den sechsten September über dem Place Vauban.

Sie hingen so tief, dass die Spitze des nahen Eiffelturms nur ein verschwommener Lichtfleck in den untersten Schwaden war. Auf der Avenue de Tourville war wenig Verkehr, als ein unscheinbarer blauer Kleinbus mit deutschem Kennzeichen vorfuhr und auf den Busparkplätzen vor dem Invalidendom zum stehen kam, wo tagsüber die Reisebusse der Touristen standen. Jetzt waren sie alle leer. Eine sehr merkwürdige Personengruppe stieg aus dem Fahrzeug und ging in Richtung des Doms davon. Hätte jemand sie bemerkt, hätte er sicher länger herüber gestarrt oder sogar ein Foto zu machen versucht, aber obwohl eine Stadt wie Paris niemals schlief und bemerkte sie niemand. Der seit der Dämmerung anhaltende Nieselregen hatte sicher viele nächtliche Spaziergänger und die Obdachlosen von den Straßen getrieben, aber die Taxifahrer, Busfahrer und andere Nachtschwärmer, die sich eines Fahrzeugs erfreuen konnten, waren ja auch nicht blind. Dennoch blieb die Gruppe unbeachtet.

Da waren ein Herr mittleren Alters, in einen sehr vornehmen, wenn auch etwas altmodischen Anzug, komplett mit Zylinder, Mantel und Stock, gekleidet, begleitet von einem hoch gewachsenen, relativ jungen Mann in dunklem Umhang und Kapuze, dessen Stirn mit einer merkwürdigen geometrischen Figur bemalt war. Letzterer hatte auch ein Schwert umgeschnallt und trug auf der linken Schulter seines Umhangs ein rotes Tatzenkreuz. Dazu kamen noch ein Mönch im braunen Habit der Franziskaner, zwei weitere im Schwarz der Benediktiner. Dann eine Nonne im Weiß der Kartäuser. Wenn wirklich jemand Notiz von ihnen nahm, so hielte er sie vermutlich für eine Schauspieltruppe. Den Abschluss bildete eine schüchtern und irgendwie ängstlich aussehende brünette Frau in den Zwanzigern, die im Gegensatz zu ihren Begleitern unscheinbar gekleidet war.

Was nun geschah, hätte den Beobachter sicher zusehends verwirrt, denn der Franziskaner begann, Stemmeisen, Hämmer, Meißel, Besen und auch ein Kehrblech samt Handfeger auszuteilen. So ausgerüstet ging die Gruppe zielstrebig auf den Invalidendom zu. Spätestens jetzt hätte unser Beobachter die Polizei verständigt, aber nach wie vor nahm niemand, aus welchen Gründen auch immer, von ihnen Notiz. Sie verharrten eine Weile vor dem Portal, während einer der Mönche sich an der Tür zu schaffen machte. Als das Tor geöffnet war, fuhr der Bus über den breiten Kiesweg zu den Stufen des Doms, wo die Gruppe verschiedene andere Gegenstände aus dem Fahrzeug holte und in den Dom trug. Diese sahen wie verschiedene Gerüstelemente und Laufschienen sowie Teile eines Flaschenzuges aus.

Anschließend verschwanden sie alle im Dom und die Türflügel schlossen sich wieder. Der blaue Kleinbus fuhr ebenfalls davon. Was die Gruppe im Dom tat und wie sie die Alarmanlagen, falls vorhanden, überwand, darüber hätte der hypothetische Beobachter lediglich spekulieren können. Gewiss waren sie nicht gekommen, um den Dom zu besichtigen, dafür brauchte man keine Stemmeisen und Flaschenzüge. Wäre jemand direkt an dem Dom entlanggegangen, so hätte er, falls er angestrengt gelauscht hätte, eventuell leises Hämmern vernehmen können. Doch die Tauben, welche die einzigen waren, die sich nah am Mauerwerk oder darauf aufhielten, nahmen davon keine Notiz. Lediglich der Kleinbus, der die Gruppe gebracht hatte, fuhr ein paarmal die Avenue de Tourville entlang, als wolle der Fahrer sehen, ob seine Passagiere wieder zurückgekommen waren.

Es dauerte über drei Stunden, bis die Türflügel des Portals sich ein weiteres Mal öffneten und die Gruppe wieder heraustrat, jeder. Sie blieben auf den Stufen stehen und beobachteten eine Weile. Es dauerte nicht lange, bis der Kleinbus ebenfalls vorfuhr. Sie beluden ihn hastig, schlossen das Portal und verschwanden über die Avenue de Tourville. Niemand schien etwas gemerkt zu haben, die einzigen Passanten hatten alle nicht oder nur flüchtig in Richtung des Wagens und der Gruppe geschaut. Unser hypothetischer Beobachter aber hätte bemerkt, dass sie mehr aus dem Dom herausbrachten, als sie mit hinein genommen hatten.

2010.09.05 - Ein Besuch beim Kaiser
Datum:   01.11.2010
Autor:   Lothringus
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
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