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2011.07.26 - Eingesperrt |
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"Celine, ich möchte dir etwas zeigen."
Sie drehte sich um und sah in das ernste Gesicht der Schamanin. Ihr Mund war von Bitterkeit verzogen.
"Mir?" fragte Celine mehr überrascht über den Klang ihrer Stimme als über die Worte. Die Schamanin nickte bloß und wandte sich zum gehen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen folgte Celine der Wölfin. Nach wenigen Kilometern endete die Prärie und verstreut kamen immer mehr Häuser zum Vorschein. Vor einem blieb die Schamanin schließlich stehen. Als Celine aufsah, hob sie überrascht die Augenbrauen. "Hier haben wir gewohnt..." murmelte sie.
Die Schamanin reagierte nicht und schritt wortlos in das Haus. Vor den Treppen, die in den Keller führten, blieb Celine stehen. Warum wusste sie auch nicht so genau. Vielleicht in der Hoffnung, dass die Schamanin wieder zurück kam. Aber Minuten vergingen, ohne dass sie ein Zeichen von ihr hörte oder sah. Also schlich sie langsam die Treppen hinunter. Stufe für Stufe der Dunkelheit entgegen. Das erste was sie sah, war die Schamanin, die im Schneidersitz neben der Treppe verweilte. Dann zeichnete sich der Raum hab, mit seinen Kisten voll Flaschen und Dosen, den alten Fahrrädern und Autoreifen. Im hintersten Winkel des Raumes sah Celine etwas schimmern. "Niemand hier" stellte sie fest. Die Schamanin aber streckte den Arm aus und wies auf das Schimmern.
Celine holte tief Luft, bevor sie dem ausgestrecktem Arm folgte. Sie wusste nicht, wovor sie eigentlich Angst hatte. Als sie sich näherte, erkannte sie dünne Eisenstäbe, die in engem Abstand zueinander einen kleinen Teil des Kellers abgrenzten. Bei genauerer Betrachtung sah Celine, dass alle tiefe und zahlreiche Spuren von Kratzern trugen. Dies galt auch für die Wand, die von den Stäben abgegrenzt wurde.
Erst jetzt nahm Celine ein kaum hörbares Tappen von Pfoten wahr. Als ihr Blick dem Geräusch folgte, schnappte sie nach Luft. "...du?" hauchte sie, ohne zu wissen, was sie meinte.
Parallel zu den Stäben bewegte sich eine große, grau-schwarz getigerte Katze. Auf ihrer Brust zeichneten sich Rippen ab und das Fell stand struppig und filzig ab. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, während sie immer wieder entlang der Stäbe hin und her wanderte. Hinter ihr lag ein Haufen von Spielzeug aufgetürmt. Darunter Wollknäuel, Plüschmäuse, aber auch typisches Mädchenspielzeug wie Puppen und Plastikschmuck - alles jedoch unberührt. Die Katze interessierte sich nur für die Stäbe. Ohne es zu beabsichtigen, war Celine auf die Knie gesunken. Ihr Herz pochte bis zum Hals und ihre Arme zitterten. "Du hast sie eingesperrt" hörte sie eine Stimme hinter ihr.
"Dazu habe ich doch gar nicht die Macht", stotterte Celine ohne den Blick von dem Tier abwenden zu können. "Damals hattest du sie.", lautlos war die Schamanin hinter sie getreten. Ihre Stimme war jetzt sanfter, aber ihre gelben Augen fixierten sie erbarmungslos. Celine legte den Kopf schief. Erinnerungsfetzen durchzuckten sie blitzartig. "Sie war verboten...", murmelte sie. Dann schüttelte sie den Kopf, schüttelte den ganzen Körper. "Nein!" rief sie "das alles ist falsch!"
"Nur du kannst sie befreien!", die Worte der Schamanin waren energisch, fast wütend. Das Wort, ja allein der Gedanke von Freiheit erweckte die Aufmerksamkeit des Tieres, dessen vorwurfsvolle grüne Augen Celine fixierten. Erschrocken wich Celine zurück und stütze mit ihren Händen den Rücken. "Nein...", wimmerte sie, "sie soll aufhören! SIE SOLL AUFHÖREN!", schrie sie, krabbelte rückwärts von dem Käfig fort, zog sich an einer Wand hoch und schlug blind auf einen Schalter. Die Katze kreischte vor Schmerz auf, als Raum plötzlich hell erleuchtet wurde. Celine aber floh aus dem Keller und blieb erst stehen, als sie das Haus und den Vorhof verlassen hatte. Tränen liefen ihre Wangen hinunter.
Ihr Gesicht war rot angelaufen und ihr Körper zitterte... vor Angst, vor Wut, vor Qual... aber vor allem vor Scham. |
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Datum: |
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27.07.2011 |
Autor: |
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Anja |
Abrufe: |
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2004 |
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Bekanntheit: |
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Es interessiert mich nicht, womit Du Deinen Lebensunterhalt verdienst.
Ich möchte wissen, wonach Du innerlich schreist
und ob Du zu träumen wagst, der Sehnsucht Deines Herzens zu begegnen.
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