Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2012.06.16 - Die fetten Jahre sind vorbei: Von den Mönchlein, dem Phönix und dem Eisenmann

Kommt her, meine Täubchen, ich will euch eine Geschichte erzählen. Sie eignet sich besonders für diese Nacht, in der Zephyros seinen milden Atem über das Land haucht und der Himmel weint. Denn sie handelt von Scham und Schwäche, von Leidenschaft und Vergeblichkeit und allen Dingen, die den Menschen zu Eigen sind.

Sicher ahnt ihr... fühlt und erhofft ihr, dass euch kein Leid geschieht, meine Täubchen, wenn ihr nur artig in eurem Käfig herumflattert und die Stäbe meidet. Doch gibt es Sterbliche, denen dies nicht genug ist. Sie wollen Gewissheit. Und von diesen Sterblichen handelt meine Geschichte. Kommt ruhig näher, wärmt euch an den tanzenden Flammen, ich jedoch werde hier im Schatten bleiben. Schweigt und seid still, meine Vögelchen, denn ich will beginnen.



Es war einmal eine Nacht wie diese hier, eine Sommernacht, die schon den Herbst im Herzen trug. Ein Garten, still lag er da, Wege unter dunklen Bäumen, sittsam und zahm und nicht wild und ungestüm wie meine Heimat. Mitten in diesem Garten funkelten Lichter, ein steinernes Haus in der Ferne. Leise Stimmen drangen an des nächtlichen Wanderers Ohr. Der Duft des Blutes verlockte zur Jagd, ein Duft, umso süßer, als köstliche Angst sich mit dem Schauer der Erregung mischte.

Herinnen in dem Haus aus Stein und Tünche, hatten sich die Jäger bereits um ihre Beute versammelt. Wie Katzen, die mit dem Mäuschen spielen, umkreisten sie die Sterblichen, die sich in ihre Mitte gewagt hatten. Schwarz und weiß und grau, wie die Kohlen eines längst erloschenen Feuers waren sie. Starr und steif wie der Stein, der sie umfing. Und doch hielten sie die Beute sicher in den Krallen.

Nun begab es sich, dass zwei Mönchlein in den Kreis traten. Den Bund zu schließen, zwischen Tod und Ewigkeit, das war ihr Wunsch. Doch sie, die von Angst und Verzweiflung gepeinigt, den Jägern die Stirn boten, ahnten nur, welche Wut sich dort die Bahn bricht, wo eine schwache Hand zu zähmen sucht, was sich in das tote Herz gebrannt.

Ein Mann aus Eisen, der trauerschwer zwischen ihnen umherschritt, breitete Schild und Schutz über die Sterblichen und stellte sich dem Feuersturm der roten Blume, die einem Flammenphönix gleich, süß wie der Kuss des Todes, erhob die Stimme. Blitze zuckten und Donner hallte, denn die Mönchlein hatten ihren Zorn entfesselt. Ein Schattenfürst, das Blut des Drachen, beschwor den alten Weg mit Macht, während bei ihm, wie ein feiner Nebelstreif, die weiße Dame weilte.

Für und wider stritten sie, während die Sterblichen zitterten. Sagt, kann man den Sturm bändigen? Kann man die Flut aufhalten? Naturgewalten sind sie allesamt, trügerisch und wunderschön in ihrer Wut.

Die rote Glut des Phönix vermochte das erloschene Feuer zu entfachen und für einen kurzen Moment tanzten die Flammen empor. Ihr wisst sicher, meine Täubchen, wie fröhlich Flammen tanzen, wenn sie nur die rechte Nahrung erhalten. So geht es in allem, merkt euch das, denn diese Lektion will ich euch erteilen.

Inmitten dieses zornigen Sturms, war es ein Wunsch, der in den Herzen widerhallte. Doch ist der Wunsch der Weg zum Ziel? Fein an Gestalt ist er, schön anzuschauen, doch tief verborgen auf dem Grund, da liegt sein wirkliches Gesicht.

Nun fragt ihr euch, was aus den Mönchlein ward, die ihre Stimmen unter den Jägern erhoben hatten. Was bleibt übrig, wenn der Sturm sich legt, was, wenn das Wasser sich zurückzieht und die Welt nackt und bloß zurücklässt? Nichts als ein Häuflein Elend und gebrochene Zweige. Lasst mich euch sagen, an Käfigstäben fest zu rütteln, mag Mut beweisen, doch Demut ist es, die das Licht des Morgens sieht.



Nun, meine Schönen, wollen wir tanzen und singen, eh die Nacht vorbei ist. Spielt auf und lasst den Wein in eure Kehlen fließen, wie es unser Brauch ist. Denn wir sind Tzigan.

2012.06.16 - Die fetten Jahre sind vorbei: Von den Mönchlein, dem Phönix und dem Eisenmann
Datum:   20.06.2012
Autor:   Zsuzsana Nadasdy
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
erstellt mit PHPKIT Version 1.6.03 © von moonrise und C.C.P. 1.9.1 / TdV-Mod v. M. Schroeder