Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2013.10.06 - Höhenflug und Tiefenrausch Seite 1 von 4

"Alles ist so leicht, so gut." Grinsend stand Aurelia in der Bibliothek als sie von draußen ein quiekendes Geräusch hörte. Eine der Katzen hatte ein Eichhörnchen geschnappt und spielte nun mit dem Tier. Sie ging langsam zum Fenster um den Jäger nicht zu stören und betrachtete das Spiel, achtete auf jede Bewegung – sah zu wie der Kater sein Opfer immer wieder verletzte und es dann wieder laufen ließ. Doch noch bevor sich das Tierchen in Sicherheit bringen konnte, setzte er erneut zum Sprung an. Mit den letzten Sonnenstrahlen erlosch auch der Lebensfunken dieses kleinen Wesens.

Kurz danach betrat Archibald die Bibliothek und begrüßte Aurelia: "Guten Abend. Hattest du eben etwas gesagt? Ich bin gleich bei Dir. Ich muss noch kurz ins Arbeitszimmer." Mit diesen knappen Worten, halb interessiert an einer Antwort und doch auf sein Vorhaben im Nachbarzimmer konzentriert, ließ er sie für einen Moment wieder allein.

Inzwischen fand sie den Gedanken mit jedem weiteren Tag dem Tod näher zu sein eher beruhigend als abschreckend – gerade nach dem letzten Abend. Man lernt zu schätzen was man hat, vor allem dann wenn andere es nicht mehr haben. "Ach, es ist nichts..."

Sie rief sich nochmals die Worte Archibalds in Erinnerung. Die Worte von denen sie dachte, dass sie sie nie wieder hören würde. "Die Erwählung wird bald erfolgen". Lächelnd lauschte sie dem Zirpen der Grillen und ließ den Blick schweifen. "Ich habe hoch gepokert und gewonnen. Archibald war von der Aufmerksamkeit die ihm am vergangenen Abend zu Teil wurde, positiv überrascht gewesen – um es bescheiden zu formulieren. Und auch die Verlobte dürfte ihre Lektion gelernt haben.", dachte sie.

Langsam wandte sie sich vom Fenster ab, da Archibald von nebenan nach ihr rief. "Aurelia! Was ist das? Diese Haus und gerade dieser Schreibtisch ist mein persönliches Territorium, meine Insel wenn man so will. Und wenn sich diese Insel nicht innerhalb der nächsten fünf Sekunden im selben Zustand befindet wie ich sie gestern zurückließ, dann haben wir – nein, dann hast du ein massives Problem!"

Eilig folgte Aurelia ihm ins Arbeitszimmer. Archibald stand vor seinem Schreibtisch, auf dem sich kreuz und quer ihre Entwürfe stapelten. Man erkennt darauf Skizzen verschiedener Anhänger, Halsketten und Ringe und auch an der linken Wand befand sich statt eines Gemäldes von Gauguin eine Zeichnung. Auf den ersten Blick sah es aus wie eine Art Kronleuchter, doch dieser ist bei genauerer Betrachtung nicht aus Holz oder Metall sondern aus Knochen unterschiedlicher Art und Größe gefertigt. Während Aurelia die Papiere eilig vom Schreibtisch räumte fragte Archibald:"Und was soll das überhaupt mit den Knochen?"

Verärgert wandte sie sich ihm zu. "Was meinst Du damit ‚Was das soll mit den Knochen?`" Mit einem vorwurfsvollen Blick fuhr sie fort. „Dank Deiner Unterstützung kann ich mich nun ganz und gar auf meine Kunst konzentrieren und muss nicht mehr wie bei meinem ehemaligen Arbeitgeber das tun was die 'Menschen'", sie spricht das Wort sehr abwertend aus, "mir vorschreiben. Sie sind nicht in der Lage meine Kunst als solche zu begreifen, zu verstehen. Ich verwertete hier keine ‚Knochen’, vielmehr erhebe ich diese Stücke zu Höherem, schaffe etwas Neues – erhalte es für die Ewigkeit. Man sollte mir dankbar sein!" Bei dem letzten Satz sah Sie Archibald an und wartete auf eine Geste die ihre Aussage bestätigte.

Seine Reaktion auf ihre Ausführung zur Kunst mit Knochen mag in seiner Körpersprache verhaltener ausgefallen sein als sie es sich erhofft hätte. Ein erneutes Mal hörte er sich ihre Ansichten gelassen an, während er beiläufig in den Innentaschen seines Sakkos nach etwas suchte. Ein leises Zeichen von Freude über ihr Engagement und der Zuversicht, dass ihr Leben nunmehr an Normalität gewinnen kann, zeichneten sich dennoch in seinem Gesicht ab. Er vermied es jedoch sie anzusehen, damit sie in ihren Ansichten nicht bestärkt werden sollte. "Für die Ewigkeit? Die Kunstwerke sind für die Ewigkeit gedacht?" Archibald sah sie mit einem verständnislosen Lächeln an. "Ah, da ist sie ja." Er griff nach seiner Pfeife auf dem Schreibtisch und ließ sich danach in seinen Ledersessel fallen. Aurelia folgte Archibalds Beispiel und nahm ihm gegenüber auf einer Couch platz.

"Erschaffen für die Ewigkeit. So ganz 'nekhrunisch' etwa? Ich habe nicht wenige Darbietungen kleiner oder größerer Festivitäten erlebt, bei denen es durchaus nicht verfehlt gewesen wäre, sein Schaffen oder soll ich besser sagen seinen Auftritt als Kunst zu bezeichnen, bis hin zu jenen Szenen, die beileibe nichts für deine Augen gewesen wären. Du wärst damals dafür auch noch zu jung gewesen." Archibald schüttelte leicht mit dem Kopf und rauchte an seiner Pfeife völlig in Gedanken versunken. "Der gute alte Nekhrun. Mir wird, obwohl er schon geraumer Zeit nicht mehr am Hof war, zunehmend bewusst, welche Lücke er doch hinterlässt. Vorher war es so, dass er einfach fort war, aber anstelle seiner Person Eresh trat. Doch sein politischer und gesellschaftlicher Führungsstil, das war schon was. Er war ein Perfektionist, der, wollte er sich inszenieren, es niemals dem Zufall überließ wie wir anderen über ihn dachten und sein Handeln wahrnahmen. Ganz gleich, ob es der Kleidungsstil war wie bei dem Hadestanz oder aber kleine Details. Ein fehlender oder zusätzlicher Ring am Finger oder andere kaum sichtbare Veränderungen an seiner Garderobe, alles schien pointiert auf seine Stimmung oder eine politische Aussage hinzudeuten." Archibald machte eine Pause und blickte Aurelia in die Augen. "Irgendwie schien es mir, als seien Nekhrun und ich zu Beginn, als ich dem Hof beitrat, fremd gewesen und doch miteinander vertraut. Er gehörte gerade nicht zu den Personen, die ihre Sichtweise harsch wie ein Feldherr auf dem Schlachtfeld kundtaten und durchzusetzen versuchten. Hier und da vielleicht ein wenig. Doch er verstand es auch in ruhiger Manier, nicht minder auch auf unmissverständliche Weise, seine Ziele zu erreichen. Er war ein wirklicher Gentleman. Und seine Lebensgeschichte die er uns beim letzten Treffen des Hofs von sich erzählte, bestätigte mich nur in meinen Annahmen. Er hatte es nicht nötig, laut in Erscheinung zu treten. Gestern wie heute würde man ihn als vornehm bezeichnen. Er erinnerte mich an die Kaufleute die ich kennenlernen durfte. An die wirklich alten und mächtigen aus meiner Zeit. Was mir bei einem Besuch in Hamburg vor sehr langer Zeit imponierte und mich mit Nekhrun stark verbunden hat, war folgender Leitspruch der Hanse-Kaufleute: 'Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas' - was soviel heißt wie „Die Freiheit, die die Alten erwarben, möge die Nachwelt würdig zu erhalten sich bemühen. Verstehst du das?", in Richtung Aurelia gefragt.

Ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten, fuhr er fort: "Nekhrun war gerade in den letzten Jahren bedacht darauf, eine Ordnung zu wahren ohne die wir möglicherweise sehr unruhige Zeiten bekommen hätten, von denen wohl niemand wirklich profitiert hätte. Nun gut, es gibt immer Profiteure. Aber in diesem Fall? Ob es tatsächlich zu einem Krieg gekommen wäre und welche Auswirkungen dies gehabt hätte sind jetzt von theoretischer Natur. Entscheidend für mich ist allerdings festzuhalten, dass er jemand gewesen war der sich darauf verstand, rechtzeitig politische Gegenpole auszumachen. Hier und da hat er sie auch voneinander isoliert und auch für seine Ansichten gewinnen können. Er wirkte daher auf mich, wie ein Garant für Stabilität am Hof. Obgleich ihm diese Rolle möglicherweise nicht immer gefiel und wohl auch dem widersprach, wie das Haus Lucius oder die Hardenberger ihn wahrnahmen. Er war und ist nach wie vor für einige Mitglieder am Hof vermutlich ein Freigeist, ein Philosoph oder Lebemann. Nekhrun war indes aber immer aktiv und gegen rein monarchische Strukturen. Viele Ansätze hat es von Isidor gegeben, hier und da vielleicht auch von den Hardenbergern, sofern Friedrich und Sophie politisch aktiv waren. Doch Nekhrun verstand es durch Kalkül und Geschick Personen an einen Tisch zu bringen, die sich sonst nie begegnet wären. Ich war daher weniger erstaunt dass gerade er den Ordo Septem wieder ins Leben gerufen hat. Umso mehr freute mich sein Geschenk. Ein Erbe das er mir übertrug, ebenso wie Lawrence. Nämlich das alte Wissen nicht nur zu bewahren sondern auch weiterzugeben und zwar an die, die damit umgehen können. Ich wünsche mir so sehr, dass meine liebe Ysadora sich seinem Wunsch, der auch zugleich meiner ist, nicht verschließen wird." Archibald sah Aurelia nachdenklich an. "Man kann sich aber nur dieser Aufgabe stellen, wenn im Inneren des eigenen Hauses Frieden herrscht und es eine Einheit bildet, ganz gleich wieviele Verbündete oder der Gegner sich außerhalb dieser Mauern," Archibald deutete in Richtung der Fenster, "befinden mögen. In diesem Zusammenhang bzw. zu diesem Thema fällt mir noch etwas ein. Es ist ein kleiner Vers, von dem ich aber den Autor nicht kenne, vielleicht etwas Indisches:

Wer nichts lernt, weiß wenig oder nichts.
Wer nichts weiß, versteht nichts.
Wer nichts versteht, hat Angst.
Wer Angst hat, schlägt um sich und bringt Gefahr und Leid.
Wissen bringt die Ruhe die wir uns alle wünschen.
Wissen ist eine der Quellen von Kraft und Gelassenheit.
Wissen bringt Erkenntnis,
Erkenntnis bringt Gelassenheit und Geborgenheit,
Geborgenheit bringt Liebe."

Archibald macht eine kurze Pause. "Das meine liebe Aurelia, so trivial es auch scheinen mag, trifft auch auf unser Haus zu. Wie ein Fels in der Brandung oder anders formuliert – wie eine Crew eines Segelschiffes standen die Hausangehörigen Nekhruns wie bei einem Orkan Seite an Seite an Deck und schafften es, das Schiff immer auf Kurs zu halten."

2013.10.06 - Höhenflug und Tiefenrausch
Datum:   21.11.2013
Autor:   Aurelia
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read more... Noch einmal betrachtete sie ihr Werk, ein weißer und ein schwarzer Stein, beide von der Zeit gezeichnet und dennoch nicht rundgeschliffen, passend in vielerlei Hinsicht. Die beiden Steine lagen in ei...
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
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