2014.12.30 - Blick zurück I.: Roma aeterna, Regia Nocturna aeterna, Vampiricus aeternus |
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Eine rotschwarzgewandete Gestalt wandelt, leise flüsternd, und in tiefe Gedanken versunken durch die dunklen nächtlichen Gassen der Stadt, leise hört man das Aufsetzen des Gehstocks auf den uralten Steinen, silbrig schimmert der grinsende Schädel am Knauf.
"Hüte dich vor den Iden des März", flüstert sie und lächelt leise, "23 Dolchstiche brauchte es um dem Zorn Ausdruck zu geben, oder war es doch die Angst, die sie trieb? Längst vergessen ist das Theater in dem dies geschah."
Unbemerkt wandelt sie über den kleinen Platz hinüber zum Tempel aller, längst vergangener, Götter. “Ein Lamm nahm euren Platz ein, oh ihr Götter, und nichts kann euch wieder zum Leben erwecken."
Im Zentrum der riesigen Arena bleibt sie stehen und atmet tief durch die Nase ein, als könne sie das hier vergossene Blut, den Schweiß der Angst und die wilden Tiere immer noch riechen.
"Hier nahm Wille Gestalt an. Der Wille zu überleben, der Wille zu töten, der Wille ehrenhaft zu sterben, der Wille des Volkes, der Wille des Herrschers und ein Zeichen seiner Macht über Leben und Tod. Glorreiche Zeiten." Die Gestalt schreitet vorbei an dem unübersehbaren Zeichen eines vergangenen Triumphes hinüber zu dem Ort, an dem einst das goldene Haus des wahnsinnigen Kaisers stand. Von dort aus richtet sie ihre Schritte hin auf das alte Forum, die verfallene Bühne großer Geister, den Schauplatz realer Dramen, um von dort aus die Treppen zum Palast des Größten seiner Zeit zu erklimmen. Vom Hügel vor den Überresten des Palastes aus betrachtet sie die Stadt zu ihren Füßen, das vergangene Zentrum eines Imperiums, den Sitz jahrhundertealter Institutionen, den Hort längst vergessener antiker Mysterien.
"Wo ist er hin, der Wille zur Macht, der einst das Stück, unser Stück beherrschte? Ging er mit jenen Alten verloren? Ging er mit Isidor verloren? Ging er schon mit Tschesar verloren? Verließ er diese Welt mit Nekhrun? Oder einem der anderen...? Wo sind sie hin die Hadestänze, die Königspiele, die Einheit ohne Eintracht, das alte Recht, die alten Traditionen? Wurden sie ersetzt durch Vorsicht ohne Sinn? Existenz ohne Leben? Durch Opportunisten und Fähnlein im Winde? Ich sehe nur Schilde und keine Schwerter mehr.
Einst sah man stolze Raubtiere, die nur gehalten durch goldene Ketten, geschmiedet aus Willenskraft und Tradition, die gegenseitige Nähe ertrugen. Oh, welch ein Schauspiel wenn sie losgelassen, ein ewiges Belauern dem stets der Schlag folgte. Reviere wurden proklamiert und eifersüchtig gehütet, verteidigt gegen jeden noch so bedeutungslosen Eindringling. Wo war das Raubtier als die Bastarde des Montfort den Hof belästigten? Wer wies diese angeblichen Herrenmenschen in ihre Schranken? Wer zeigte den herrenlosen Einzelgängern ihren Platz? Wer trat die pöbelnden Straßenhunde zurück in das Loch aus dem sie gekrochen waren?
Fest standen die Ältesten in ihren Zeiten, ihr Wille und ihre Traditionen eine Festung, die unerschütterlich den Weg verteidigte auf dem sie schritten. Kein Zögern und kein Zaudern, kein stumpfes Brüten sah man auf der großen Bühne. Heroen gleich schritten sie durch die Nacht, durch die Palazzi und über die großen Plätze. Wo sie waren, da fand das Stück seinen Höhepunkt, zur Freude selbst des einfachsten Zuschauers. Dort wurden Häuser erschaffen und vernichtet, stürzte so mancher tief in den Abgrund oder wurde gestoßen. Nicht Gnade und Barmherzigkeit regierten, sondern nur der Coup de Grace. Umjubelt und umschwärmt wurden sie von ihren Anhängern und Gefolgsleuten, die doch selbst den Ruhm des Hauses mehrten und als Zierde dienten. Doch diesen haftet nun der ekelhafte Geruch des Verrates an, der Gestank des Vertrauensbruches. Wurden sie für ihre Taten bestraft? Nein, sie lebten weiter, und selbst wenn es ein elendes qualvolles Leben ist, sie lebten und leben zum Teil immer noch. Sie leben zur Schande ihrer Herren, anstatt noch am Abend der Aufdeckung ihrer Taten als Fackeln für den Hof gedient zu haben. Und ihre Herren und Gönner schreiten über das Parkett, als wäre nichts geschehen, kaum jemand spricht sie an, geschweige denn fordert Buße und Strafe für ihr Versagen.
Still ist es nun am Hof. Zu still. Aus dem großen Theater ist ein Kammerspiel geworden. Leise und lethargisch brennen sie vor sich hin, anstatt den Kampf anzunehmen. Wo einst ein stählerner Handschuh des Feindes mit Freude aufgenommen wurde, da streicht nun sanft ein samtener Handschuh über blasse sterbliche Wangen. Ich sehe kaum noch graziöse elegante Tänzer, die sich in immer schneller werdendem diabolischen Takt, in engen Kreisen, mit komplizierten Schrittfolgen über die Bühne jagen, dass kein menschliches Auge ihnen folgen kann, um dann zum großen Finale anzusetzen. Nur tapsige Kinder in plumpem Spiel kann ich noch sehen.
Doch halt, mir scheint als sähe ich einen feinen Silberstreif am Horizont, noch ist nicht alles vergessen. Bruder Tod hält reiche Ernte und das Spiel wird schneller, der Tanz hat neu begonnen. Hoffen wir, dass wir nach dem Preludium, das so hoffnungsvoll erklang, nicht doch enttäuscht werden. Wer wird fallen? Wer wird siegen? Wessen Wille ist der stärkere?
Quo vadis regia nocturna?
Sagt mir Geschwister, Parzen, Kinder Fortunas: Was seht ihr?" |
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Datum: |
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30.12.2014 |
Autor: |
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Nefandus |
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