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2005.02.26 - Passion der 7: Zeros Reflektion |
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Tagebucheintrag Zero
Wieder zurück auf Schloß Hardenberg, doch die Ereignisse des Balls verfolgen meine Gedanken noch immer.
Antworten hat mir das Schicksal versprochen. Antworten habe ich erhalten. Aber nicht die, die ich erwartet habe.
Eine Begegnung mit dem Tod wurde mir angekündigt. Aber ich lebe noch. Dennoch ist der Tod mein treuer Begleiter geworden.
Und der Drache schläft tief.
Es war ein prunkvoller Ball auf Schloß Wittringen. Alle diese Wesen der Nacht in ihren prächtigen Kleidern. Aurelia in ihrem Prachtgewand, erschien mir wie die Verkörperung der Schönheit, die Gestalt eines Engels. Selten bin ich mir meiner Entstellungen so bewusst geworden. Die Sängerin mit ihrer wunderschönen Stimme, rief in mir die Erinnerung an das Licht hervor und ich vergaß für einen Moment völlig, wo ich war.
Wo war ich? In einer Gesellschaft, deren Spiele und Regeln mir noch fremder waren, als die der Menschen. Dies wurde mir bewusst, als ich nichts ahnend den Saal betrat und plötzlich jemand durch den ganzen Saal meinen Namen rief. Mein erster Gedanke war, „er kennt mich“. Und ich wollte mich ihm zu erkennen geben, als mir im letzten Moment Friedrich von Hardenberg in den Weg trat. Er konnte damit verhindern, daß ich in Spiele verwickelt wurde, die zur Belustigung der Unsterblichen auf Kosten der Sterblichen durchgeführt wurden. Wieder einmal wäre mir meine Unwissenheit zum Verhängnis geworden. Daraufhin wurde Krabat, der Adoptivsohn von Sophie als Schutz an meine Seite gestellt. Krabat war eine sehr nette Gesellschaft und so fürsorglich, daß er mich sogar bis zum Eingang der Waschräume begleitete. Nach einiger Zeit, wurde jedoch seine Aufmerksamkeit nur noch von Aurelia in Bann gezogen. Wer könnte ihm das verdenken?
Eine weitere Konsequenz war, daß ich von Friedrich einen Namen erhielt, damit mich niemand findet – Veronika. Ein Name, der mir gefällt. Ich weiß jedoch nicht, ob es ein Geschenk oder eine Leihgabe ist.
Nachdem ich schließlich mit meinem neuen Namen alleine auf meinem Platz saß, sah ich nur noch diese Unmengen von fremden Gesichtern. Und ich hörte nur noch „Du wirst Antworten erhalten“. Ich sah in alle ihre Gesichter und Panik ergriff mich. Ich spürte wieder den Atem des Drachen. Wollte ich diese Antworten wirklich ? Doch dann war er da, Friedrich. Er führte mich aus dem Saal auf die Empore. Und hier erhielt ich meine erste Antwort. Er öffnete mir die Augen für die Gegenwart. Ich erkannte, daß der ständige Blick zurück in die Dunkelheit, mir das Leben in der Gegenwart verschloß und daß ich auf diesem Weg meine Vergangenheit nicht finden werde. Doch immer noch spürte ich die Unruhe des Drachen. Da passierte etwas Unglaubliches. Ein Gefühl der Sicherheit und Zuversicht durchströmte mich. Gefühle die nicht aus mir herauskamen, sondern Gefühle die er mir schenkte und die ich zu meinen eigenen machen konnte. Ja, das alles ergibt einen Sinn. Die fehlenden Wurzeln werden nachwachsen. Und irgendwann werde ich in der Lage sein, damit tief genug zu graben und mein Platz in diesem Dasein finden.
Meine zweite Antwort erhielt ich bald darauf, von Sophia von Haus Purgatorio. Ich wollte sie eigentlich nur begrüßen, da sie bereits auf der Zusammenkunft von Haus Samaria versucht hat, meine Bestimmung zu finden. Wieder passierte etwas Unglaubliches. Sie sah etwas über mich. Sie sah mein Leben, wie es sich heute abspielt und sie konnte sehen, daß ich eines Tages Licht in die Finsternis meiner Vergangenheit bringen werde.
Was danach passierte, verstehe ich bis heute nicht und es zeigte mir wieder mal, wie fremd ich noch immer in dieser Welt bin. Schon den ganzen Abend lag die Spannung zwischen Sophie und Haus Nekhrun in der Luft. Schließlich eskalierte es und Calliope lag regungslos auf dem Boden und Sophie verschwand. Als sie wieder auftauchte, hielt ich es erst für eine Illusion. Und genau das war sie auch. Sie war nur noch eine Illusion von meiner Sophie. Sie trug andere Kleider und warf sich jedem Mann an den Hals, der ihr über den Weg lief, vor allem denen von Haus Nekhrun. Sie schien sich überhaupt nicht darum zu kümmern, ob sie ihren Verlobten Friedrich damit verletzt. Ich sah sie an und wusste, dass das nicht Sophie war.
Irgendein Fluch hat von ihr Besitz ergriffen, auch wenn mir nicht klar war, wie das passieren konnte. Krabat und ich versuchten alles, um sie an schlimmeren Taten zu hindern. Auch Aurelia stand uns bei. Meine größte Angst war, dass Sophie nun für uns verloren war. Endlich gelang es Friedrich, sie unter Kontrolle zu bringen.
Ihrem Schrei nach zu urteilen, muß sie furchtbar dabei gelitten haben. Ich fürchte, es wird einige Zeit dauern, bis die Herrschaften meines Hauses über dieses Ereignis hinwegkommen. Die Nächte hier werden etwas kälter werden.
Als der Ball sich schließlich zum Ende neigte, zeigte sich noch einmal der Tod. Ein junges Mädchen rannte schreiend und blutend in den Saal, brach zusammen und kroch wimmernd auf die Gastgeber zu. Ihr ganzer Körper war geschunden. Als der Herr des Hauses sich ihrer annahm und wie ein Tier die letzten Tropfen Blut aus ihr saugte, starb sie unter Schmerzen. Für einen Moment habe ich MICH dort gesehen und mich gefragt, ob das Vergessen nicht sogar ein Segen ist. Wie kann diese Seele Frieden finden, die mit soviel Leid gestorben ist? Wird sie jemals den Weg ins Licht finden?
Ja, ich habe Antworten bekommen. Aber ich habe auch Fragen bekommen.
Vor mir steht Sophies Spieluhr. Der schottische Antiquitätenhändler hat sie ihr geschenkt. Die kleine Tänzerin dreht sich im Kreis und ein süßes Lied erklingt.
Wie gut, dass es noch Schönheit in dieser Welt gibt. |
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Datum: |
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02.03.2005 |
Autor: |
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Cay |
Abrufe: |
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[...] versammelte Herr Isidor von Xanten eine kleine Schar von Gästen in einer, zu diesem Zweck gemieteten, Örtlichkeit. Als Anlass dienten die wiederholten Festlichkeiten im Eingedenken der Kreuzig...
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