2005.05.14 - I. Akt: Lothringus Rückblick |
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15. Mai 2005 Anno Domini
Welch Hohn! Welch Spott! Welch Zufall vielleicht. Es scheint, als ob Ihr Name mir mein Lebtag folgen will. Lucretia! Meine Nemesis und doch das Beste, was mir je geschah. Oh wäre sie doch noch an meiner Seite.
Der letzte Ball vor einem Menschenleben und nun der erste seitdem mit jeweils einer Dame dieses Namens. Und gleichermaßen eine, die mir durch die Massen schöner, herausgeputzter Damen hindurch auffiel. Und beide blond, mit rehbraunen Augen, klein von Wuchs und dennoch größer als viele anderen. Ein Zufall? Ich fürchte die Antwort…
Doch nun, so scheint es, spielt mir das Schicksal seinen größten Streich! Auf dem Schloss Hardenberg begegnet mir eine weitere Dame mit diesem Namen. Eine nichts ahnende, verängstigte Sterbliche nur, aus Frankreich zwar, doch wäre nicht der Name, so würde ich keine Verbindung ziehen zwischen ihr und den anderen Beiden.
Sie machte mich wütend, fast rasend. Zur Krönung des Abends wollte man, dass ich bei ihr „Überzeugungsarbeit“ bezüglich meiner Natur leiste. Ich war kurz davor, Seranus auf sie anzusetzen. Mercurius vom Ordo Arcanum muss meine Blutlust gerochen haben, denn er warnte mich, niemanden zu töten. Er sprach zwar von einer anderen Sterblichen, doch ich verstand sehr wohl… ich frage mich, wie viel dieser seltsame Vampir eigentlich weiß…
Doch dies war erst die Spitze des Eisberges. Diverse Gerüchte über die nekromantischen Fähigkeiten der Hardenbergs bestätigten sich, zumindest teilweise, über den Abend, ich werde nicht im Einzelnen darüber berichten. Vermutlich haben sie Macht über tote Körper und Geister der ruhelosen Toten… ich bin mir, wie auch anders, einmal mehr nicht sicher.
Sophie gab sich in meinem Beisein stets kindlich, gewissermaßen unschuldig, wie immer. Nachdem ich jedoch sah, was man sich seitens der Hardenbergs für Morbiditäten einfallen ließ, kann ich kaum glauben, dass dies mehr als eine Maske ist.
Nun, ich habe genug gesehen vom Hause Hardenberg, um sie an jetzt mit Misstrauen und Vorsicht zu beobachten.
Sie dürfen niemals erahnen, was für Geheimnisse wir hüten.
Als sei es nicht schon genug gewesen, sprach dann dieses Kind. Ich bin nicht sicher, ob die Hardenbergs seinen Geist beschworen, doch wenn dies so ist, so müssen wir sie fürchten!
Ich selbst war nicht zugegen, als das Kind sprach, denn ich beteiligte mich an dem poetischen Spiel, welches Hardenbergs sich erdacht hatten. Zum Glück waren Setheus und Lyra anwesend, die mir die erschreckende Botschaft überbrachten. Was für eine Enthüllung für den, der die Zeilen zu deuten wusste!
Setheus, der Hitzkopf, wollte sofort die Zusammenkunft verlassen und zurück nach Südfrankreich. Er fürchtete wohl, es würde bereits etwas geschehen.
Ich entschied mit ungutem Gefühl, dennoch zu bleiben und abzuwarten. Irgendwie brachte ich es fertig, das Gedicht für den Wettbewerb fertig zu schreiben. Ich bekam wenig um mich herum mit, während ein Teil von mir es irgendwie schaffte, das Gedicht vorzutragen. Meine Ungewissheit und Aufgebrachtheit ließ mich allerdings den Namen unserer Novizin mit dem der Aneska von Eden verwechseln.
Ebenso ging die Bemerkung Jonathans an mir vorüber, welcher meinen Titel verspottete. Erst einige Augenblicke später bemerkte ich, was er da gesagt hatte.
Nun ja, wahrscheinlich hätte es mich ziemlich erbost, wenn ich mehr bei Sinnen gewesen wäre. Doch ich werde es auf sich beruhen lassen. Als ein primitiver Wilder, der sich zudem schminkt wie eine Frau ist er wahrscheinlich schon gestraft genug…
Einem Gefühl aus dem Bauch heraus brachte mich später am Abend dazu, die Dame Lucrezia Falcone um ein persönliches Gespräch zu bitten.
Ich konfrontierte sie mit den beunruhigenden Ereignissen in meiner Vergangenheit und der Art, mit der mich ihr Name (gleich, wie er nun geschrieben sei) in letzter Zeit heimgesucht hat.
Wir unterhielten uns sehr lange, und obwohl ich unsere Geheimnisse nicht preisgab verriet ich doch zu viel. Auch ihr schien es ähnlich zu gehen. Was ich in Erfahrung brachte über sie und ihre Vergangenheit ängstigte mich und warf noch mehr ungelöste Fragen auf.
Diese Dame beunruhigt mich, und doch fasziniert sie mich, mehr als mir lieb ist …genau wie damals in Metz.
So frage ich euch, ihr Geister und Dämonen, die ihr mich mit eurem Gelächter verhöhnt in solch einsamer Stunde, sind Namen lediglich Schall und Rauch, oder wohnt ihnen Macht inne? Was gäbe ich dafür, allein auf diese Frage die Antwort zu kennen!
Mein Blick gleitet über den Schild, welcher an der Wand über meinem Lager hängt. Unter den tiefen Kerben und Rissen ist das Tatzenkreuz kaum noch zu erkennen. Bertrand hat ihn einst geführt. An der oberen Innenkante hat er einen Satz eingraviert. „Fortes Sempera – Immer Standhaft.“ Ob er, wenn die heidnischen Horden auf die Templer zubrandeten, sich mit dieser Worte Hilfe auf seinen Platz und seine Pflicht besonnen hat.
So will ich versuchen, es ihm gleichtun und nicht wanken, was immer mich bedrängt. Ich wünschte nur, meinen Feind zu kennen…
(aus Lothringus Tagebuch) |
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Datum: |
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23.05.2005 |
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Lothringus |
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