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2006.01.06 - Der Tod der zweiten Muse |
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Die warme Luft umhüllte den kalten Körper wie ein Mantel. Im Vergleich zum kalten Wind am Teich waren selbst die Korridore kuschelig warm. Es war schon den ganzen Tag so eisig, doch die Luft war klar und der Sonnenuntergang selten schön gewesen; seine strahlende Pracht war der schlichten Schönheit des Sternenhimmels gewichen und so war viel mehr Zeit verstrichen als beabsichtigt. Gemütlich schritt er durch das große Haus; es wirkte still und leer, doch keineswegs verlassen. In Gedanken versunken ging er zu ihren Gemächern, ohne es überhaupt zu merken. Er klopfte auf die ihm eigene Art, an der sie ihn erkannte und öffnete langsam die Tür, ohne auf eine Antwort zu warten. Der Anblick ließ ihn innehalten.
Aglaia blickte ihm tief in die Augen, ihr Lächeln und ihre geheimnisvollen Augen strahlten in dem ihr so eigenen, unwiderstehlichen dunklem Glanz. Die Vampirin saß über Calliope gelehnt, die auf ihrem Sofa lag, die Augen geschlossen, die Lippen leicht geöffnet und die Brust bebend vor Lust. Wie passend ihr Name doch war – „der Glanz“ und Aglaia konnte in überirdischer Schönheit und Charisma erstrahlen, wenn sie wollte, wie eine dunkle Göttin. Die meisten Männer hätten Aglaias verführerisches Lächeln als Einladung missverstanden, doch Santiago verstand Aglaias Blick, der ihn bat zu gehen. Er lächelte der schönen Vampirin zu und schloss die Tür wieder, noch bevor Calliope ihn bemerkt hatte. Fröhlich summend wandte er sich zur Bibliothek.
Das einzige Licht im Kaminzimmer stammte vom Kaminfeuer und selbst das war schon kleiner geworden. Santiago war im Sessel am Kamin eingeschlafen, neben ihm lag ein Buch. Neugierig warf sie ein Blick auf den Einband. Carlos Castaneda befand sie für würdige Lektüre. Schließlich war Santiago erst vor kurzem zum Haus gestoßen und stand noch am Anfang seines Weges. Vorsichtig lehnte sie sich über seine Schulter und hauchte einen zarten Kuss auf Santiagos Wange. Santiago seufzte wohlig.
„Geh jetzt zu ihr. Sie will dich sehen, solange es noch geht.“ Flüsterte ihr sinnliche, aber bestimmte Stimme in sein Ohr. Aglaia sog gierig Santiagos Duft ein und hauchte einen weiteren Kuss auf seine warme Haut bevor sie wie ein Schatten in der Nacht verschwand.
Santiago wachte auf. Ein Gedanke spuckte in seinem Kopf, doch er konnte ihn nicht genau formulieren. Ungewohnt eilig begab er sich zu Calliopes Gemächern.
Als er die Tür öffnete war das Zimmer leer, doch aus dem Schlafzimmer drang ein beunruhigendes Stöhnen; es klang beunruhigend schmerzerfüllt und keineswegs erregt. Santiago stürmte ins Schlafgemach, doch als er die Tür öffnete, ließ ihn der Anblick erstarren.
Calliope lag auf dem Bett, blass wie eine Tote, die Augen und der Mund weit aufgerissen. Sie bewegte sich kaum, doch jede Bewegung wirkte wie ein
epileptisches, krankhaftes Zucken. Sie schien gar nichts um sich herum wahrzunehmen, ihr Blick starr in die Ferne gerichtet.
Angsterfüllt stürzte Santiago zu ihr, nahm sie in seine Arme. Ihre Haut war bereits stark abgekühlt, ihr Körper bereits verkrampft. Auf der Bettdecke waren Blutreste zu sehen, doch es war bei weitem nicht so viel Blut wie Calliope verloren hatte. Auf der Innenseite ihres weiblichen Oberschenkels waren zwei kleine, runde Wunden zu sehen, doch sie bluteten nicht mehr. Ein Stöhnen entran ihrer Kehle, Santiago beugte sich zu ihr, um sie zu verstehen.
„Santiago?“
„Ja, ich bin bei Dir, Liebste, ich halte Dich fest.“ Tränen liefen über seine Wangen und tropften auf ihre abkühlende Haut.
„Liebster…“ Ihre Worte waren kaum zu hören, kaum zu verstehen, da sie es nicht mehr schaffte den Mund zu bewegen. Santiago drückte sein Gesicht an ihres, erschrak fast vor der Kälte. Die Haut war bereits so kalt wie die eines Vampirs, der zu lang nicht getrunken hatte, doch noch viel lebloser.
Wäre sein Gesicht nicht auf ihres gepresst, hätte er ihre letzten Worte nicht verstanden, bevor sie in seinen Armen starb. |
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Datum: |
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20.01.2006 |
Autor: |
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Santiago |
Abrufe: |
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An den Hof der Nacht ergeht folgender Brief:
Hohe Häuser,
Kinder der Nacht!
Ich wünsche einige Dinge kundzutun.
Ersteres:
Jener, den ihr unter dem Namen Setheus kanntet, wurde, wie viel...
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