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2006.05.20 - Lazarus Fest: Tagebucheintrag von Pia |
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Endlich! Ich bin so glücklich!
Endlich! Ein Abend am Hofe der Nacht, der nicht in Trauer, Verzweiflung und Angst endete. Nein, vielmehr mit einem so freudigen Ereignis! Fast war sogar die Trauer um den Verlust der lieben Saskia schon vergessen!
Wir gehören nun endlich alle zusammen! Vicente hatte mich schon damals, auf dem Bacchanal, gefragt, ob es mir gefallen würde, zu dem Hause Nekhrun zu gehören, und nun ist es wahr geworden! Meine Ängste und Sorgen, dass sie vielleicht doch irgendeinen Groll gegen mich hegen würden, wegen dem Verlust von Sakia, waren tatsächlich unbegründet. Nein, Calliope war sogar sichtlich sehr erfreut, mich wieder zu sehen! Ich habe nun endlich die Geborgenheit einer großen Familie, zu der ich gehöre! Und jemanden, dem meine Liebe gehört. Ich habe das gefunden, wonach ich seit dem Tod meines Vaters mit wenig Hoffnung gesucht habe. Familie, Geborgenheit, Liebe.
Und dennoch, auch dieser Abend barg erneut so viel Grauen und Schrecken, dass es mir noch immer eiskalt den Rücken herunter läuft, wenn ich an die Geschehnisse in der kleinen Kapelle denke! Wieder wähnte ich mich dem Tode nah, und wieder einmal bin ich dem Tode entronnen. Glück, Zufall oder der unermüdliche und mutige Einsatz einiger Personen? Wer vermag das schon zu sagen?
Die Vampire des Ordo Arkanum? Vielleicht, doch auf deren Wort will ich nicht mehr hören, ihnen will ich nicht mehr zuhören, und, vor allem, ihnen will ich nicht mehr weichen! Und für wahr, das ist mir an diesem Abend mehr als gelungen!
Der arme Tschesar, wie sehr muss er nun leiden! Welch grausames Schicksal für jemanden, der doch derart um das Wohlergehen aller bedacht ist! Die geliebte Aurelia so zu verlieren, und ausgerechnet in der Nacht des Hochzeitsfestes! Nach so vielen gemeinsamen Jahren, und ich vermag gar nicht zu mutmaßen wieviele Jahre das tatsächlich waren.
Wieder hatte ich an einem weiteren Abend am Hofe der Nacht Todesängste auszustehen, die mich schlussendlich dazu brachten, dass ich meine Umgebung einfach nicht mehr wahrnahm. Zunächst hatte ich noch versucht, die arme Joeren, die ihren ersten Abend am Hofe der Nacht verbrachte, zu beruhigen. Doch steigerte sich meine Angst immer mehr, steigerte sich ins Unermessliche, bis ich schließlich einfach nichts mehr wahrnahm. Es war wieder wie auf dem Bacchanal. Ich befand mich in einem Zustand der Lethargie und der Abwesenheit, ergeben meinem Schicksal, wissend, dass ich nichts, gar nichts, tun konnte, ausser zu warten. Zu warten. Dazustehen, nichts zu tun, und geschehen lassen, was auch immer mit mir passierte. Hilflos. Wehrlos. Und alleine.
Zu meinem Glück war schließlich Calliope da, wieder Calliope, wieder sie. Was sie genau tat, weiß ich nicht, doch sie nahm mich in ihre Arme und flüsterte mir Worte ins Ohr. Danach spürte ich eine ungekannte Stärke, einen ungekannten Mut in mir, und ich konnte mich wieder der Gesellschaft widmen, mich wieder den Gefahren dieser Gesellschaft stellen.
Ich verspürte eine derartige Stärke, dass ich sogar den Mut aufbrachte, Asphyx zu beschimpfen, dass er endlich einmal Mel in Ruhe lassen solle. Ich habe ihn regelrecht angeschrien! Asphyx angeschrien! Asphyx, vor dem ich auf der Soirée im Haus Morgenröte noch solche Angst gehabt hatte! Und es hat funktioniert. Er ging weg! Zwar lachend, aber er ging!
Doch wenn ich an dieses Gefühl der Hilflosigkeit in der Kapelle zurückdenke, an diese Angst, dieses Gefühl des Verlorenseins, wünschte ich mir, Vicente würde mich zu einer Vampirin machen. Dann endlich müsste ich nicht mehr an jedem Abend am Hofe der Nacht diese Todesangst ausstehen. Dann hätte ich immer dieses Gefühl der Stärke, welches mir an diesem Abend von einer Vampirin gegeben wurde. Und ist es nicht schlussendlich das, was ohnehin mit mir passieren wird? Irgendwann? Ist es nicht das, was irgendwann passiert, so oder so? Hat mich Vicente nicht auch deswegen erwählt? Nicht nur, um für ihn durch den Schleier zu treten, sondern auch, weil ich einmal das werden soll, was er ist?
Ist es nicht sogar das, warum ich am Hofe der Nacht, in dieser Gesellschaft geblieben bin, anstatt einfach zu gehen, und Vicente zu vergessen?
Doch will ich das wirklich? Ist es mein wahrer Wunsch, das zu werden? So zu werden? Jede Nacht Blut trinken müssen? Nie wieder einen Sonnenuntergang sehen? Nie wieder eine Blumenwiese im Sonnenschein oder die wunderschöne blaue Farbe des Ozeans bewundern? Und doch, es wurde mir gesagt, dass die Wahrnehmung so viel schöner und intensiver wird. Das spräche doch wieder dafür, oder nicht?
Ja, es ist mein Wunsch!
Ich will es.
Ich will es mit jeder Faser meines Seins, doch fürchte ich mich zugleich davor.
Was bedeutet Ewigkeit? Für immer, kein Ende...
Noch vor wenigen Wochen, ja sogar vor wenigen Tagen, hätte ich diesen Wunsch verneint. Doch seit der gestrigen Nacht weiß ich, dass ich mich mit der Ablehnung dieses Wunsches selbst belog, mir selbst etwas vormachte.
Erschreckend, dass ich so etwas schreibe, mir etwas derart eingestehe. Bin ich verrückt geworden?
Haben mich die Ereignisse der letzen drei Monate in den Wahnsinn getrieben? |
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Datum: |
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21.05.2006 |
Autor: |
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Hathor |
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In der Zeitung unter „Geburten“ zu finden:
Die Zeit vergeht,
und vieles geht verloren.
Das Leben vergeht
und wird wiedergeboren.
Tod ist Tod und Leben ist Leben.
Ein Ende, ein Anfang
und ...
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