Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2006.09.30 - Demanda de la Sangre: Ein Strauß Narzissen

Dieser verdammte … Warum konnte er nicht stillhalten? Konnte nicht warten, bis das Täubchen nicht mehr unter meiner Verantwortung stand? Mich hätte es dann nicht mehr scheren müssen, aber so … Es ist eine drängende Notwendigkeit geworden, mit Ms. Dubrac zu konferieren.

Blicken wir jedoch zunächst zurück. Beginne am Anfang, wie Lewis Carrolls König sagt, und fahr fort, bis Du am Ende angelangt bist; dann halte ein. Die jüngste Festivität des Hauses Nekhrun, unter der Federführung eines jener eitlen, selbstverliebten Pfauen, die Nekhrun mal kopflos flatternd, mal mühsam Rad schlagend um den sorgfältig gestutzten Bart gehen, fand – nicht ernsthaft überraschend – in einem Tanzsaal statt, dem perfekten Präsentierteller für Selbstdarsteller. Entsprechend war – und auch das überraschte mich nicht wirklich – einer der ersten Gäste, die ich dort traf, ein jovialer Vertreter des Ordo Proxima, eifrig darum bemüht, seine Waren zu veräußern. Wünsche sind es, mit denen der Orden handelt. Ihren Preis wählt er selbst. Nun bin ich - des Lesens nicht nur mächtig, sondern auch willig - mit den Spielarten solcher Händel vertraut; angefangen bei John Dee und dem echten Faust über Goethe, Wagner (die Deutschen scheinen eine besondere Faszination für diese Stoffe zu besitzen – und haben sich doch immer wieder verführen lassen) und Daniel Webster. Bei mir hatte der Orden also nichts zu gewinnen, welcher mit der Silberzüngigkeit eines Handlungsreisenden für die Encyclopædia Britannica um seine potentielle Kundschaft herumscharwenzelte. Ich verwies ihn an das Haus des Narziß, unsere Gastgeber. Nekhrun selbst mag gegen solche Verlockungen weitgehend gefeit sein – sonst hätte er wohl niemals dieses Alter erreicht – doch umgeben wird er von solchen, die Unbekümmertheit und Leichtsinn zu Bettgenossen auserkoren haben.

Kurz darauf zweifelte ich auch an der relativen Bodenständigkeit Nekhruns, als er plötzlich (gemeinsam mit anderen Vertretern seines Hauses) in Gesang und Tanz ausbrach. Ich schrieb das peinliche Schauspiel den Neigungen des Hauses an sich zu; wurde jedoch eines Besseren belehrt, als Cay, die sich mit mir über Schwäche und Kraft, Gut und Böse gestritten hatte, plötzlich wie ein Derwisch zu tanzen begann. Ich fühlte mich an Arnold Bax erinnert, der mir damals erklärt hatte, dass man im Leben alles einmal ausprobieren sollte – außer Inzest und Volkstanz. So plötzlich, wie Cay in ihr irisches Gestampfe ausgebrochen war, so plötzlich packte mich die Grille und ich legte meinen Standpunkt auf eine Weise dar, die man höchstens mit viel gutem Willen als „Gesang“ bezeichnen würde. Nun, wenigstens hatte ich nicht gegen die Bax-Gesetze verstoßen; aber vor allem war offensichtlich, dass wir alle unter bestimmten Umständen nicht mehr Herr unserer Sinne waren. Mit Lothringus Dämonenpack hatte es offenbar nichts zu tun – eher mit Poltergeistern, die ihren Schabernack mit uns trieben – oder aber mit dem Ordo Proxima, der den Vorgängen ohne jedes Zeichen der Überraschung mit süffisantem Lächeln folgte.

[…] Richard Rijksvogt – wie ein grauer, mechanischer Papagei mit einer Pendelvorrichtung gleichmäßig nickend, Zustimmung heuchelnd – vielleicht nicht unbedingt ein populärer, aber in jedem Falle umworbener Tischgast Nekhruns (…) Aufgeblasen und selbstgefällig, wie die Katze, die am Rahmtopf genascht hat, schlich Rijksvogt irgendwann vorbei und rieb mir - nur ungenügend zwischen Belanglosigkeiten verpackt - unter die Nase, dass er ja jetzt ein Kind des Hofes der Nacht geworden sei … armer Narr. Nun ist er unsterblich, sicher. Aber er ist immer noch Isidors Lakai; der Unterschied zu vorher ist der, dass er auch in hundert Jahren noch herbeigeeilt kommt, wenn seine Herrschaft am Klingelseil zieht.

[…] der stolze Herr des Hauses DeBoncoeur, der die Schilderungen und das fraglose Werben des Gastgebers mit scheinbarer Gelassenheit über sich ergehen ließ. Ich sehe sehr wohl, was Nekhrun vorhat. Nun, ich werde sicherlich nicht so lange warten wie Shakespeares Herzog von Buckingham und mich erst dann rühren, wenn mein Kopf schon lose auf meinen Schultern sitzt; so, wie Nekhrun seine Fäden spinnt, so spinne ich meine.

[…] Der Abend – die Nacht! – war, zu meiner Überraschung, außerordentlich ruhig verlaufen – befriedigend sogar in mancherlei Hinsicht. Einen Strich durch meine Rechnung machte freilich zum Ende der Veranstaltung hin der verfluchte Asphyx […]. Camilla hatte eine ihrer Erwählten an den Hof der Nacht gesandt und sie meiner Obhut überantwortet. Im Grunde wechselte ich mich während der Veranstaltung mit Cay ab, was das Im-Auge-behalten anging; auch war das Täubchen eindringlich instruiert, mit wem Umgang praktikabel, mit wem er nicht empfehlenswert sei. Ausdrücklich warnte ich vor Asphyx. Jedoch ließ sich die Kleine nicht davon abbringen, mit ihm zu sprechen. Es kam, wie es kommen musste: Asphyx begann mit Provokationen, versuchte sogar, mich in die Knie zu zwingen; und als er sah, dass er nichts gewinnen konnte, da brach er ihr das Genick, bevor ich ihn zu Boden warf. Nun, halten wir fest: das Opfer war eine junge, dumme Gans, die nicht hören wollte und dafür mit ihrem Leben bezahlt hat. Aber sie war mir anvertraut – nicht irgendeinem Tom, Dick oder Harry, sondern mir. Asphyx hat meinen Ruf beschmutzt; und dafür werde ich ihm eines Tages die Rechnung präsentieren.

[…] Letztendlich kam es zu einem weiteren Todesfall; wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat Haus Abbadon versucht, ein neues vampirisches Schäfchen in seine kleine Herde aufzunehmen und ist bei diesem Versuch kläglich gescheitert. Bei der Präsentation der beiden Leichen konnte Nekhrun sich nicht die Anmerkung verkneifen, dass es sich bei den Todesfällen einmal um einen „Unfall“ (die Erwählte unseres Hauses) und einmal um ein „Verbrechen“ (der Versuch der Zeugung durch Haus Abbadon) handele, wobei ersteres schade und das zweite zu ahnden sei. Dann monologisierte er abermals über die ungeschriebenen Gesetze des Hofes der Nacht und brabbelte davon, wie diese auszulegen seien. Das gab mir freilich die Steilvorlage zu einer passenden Replik, während ich mich nur mühsam zu beherrschen vermochte. „Ich hoffe, ich habe meinen Standpunkt klar gemacht,“ beendete er sein Lamento, und ich entgegnete daraufhin: „Ihr habt sogar zwei Standpunkte deutlich gemacht. Der erste ist Eure Auslegung der Gesetze der Nacht. Der zweite präzisiert Wert und Bedeutung des Gastrechts im Hause Nekhrun. Gute Nacht.“ Danach verbeugte ich mich leicht und zog mich augenblicklich und ohne eine Antwort abzuwarten zurück. Niemand wird mich der Unhöflichkeit oder der Lüge schelten können; aber jedem steht frei, die Worte so zu lesen, wie es ihm beliebt.

(aus den Aufzeichnungen von Lawrence Edward Selwyn, Esq.)

2006.09.30 - Demanda de la Sangre: Ein Strauß Narzissen
Datum:   15.12.2006
Autor:   Lawrence
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
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