2008.06.20 - Der schwarze Ring |
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Getrieben von Sehnsucht, Verzweifelung und Trauer streifte ich durch die Wälder in der Umgebung von Dublin, denn dort bei den Ruinen von Mellifont Abbey, zwischen den alten Gemäuern, die so viel Würde und Weisheit ausstrahlen, ist mein Herz zu Hause.
Ich wollte der Eintönigkeit meines Alltags entfliehen und Ruhe sowie Frieden finden, doch was ich fand, sollte etwas ganz anders sein.
Schon unzählige Stunden hatte ich dort zwischen den Türmern verbracht, die Nonnen und Möchne einst ihr Heim nannten, doch als ich dieses Mal dort saß, fiel mir, wie noch nie zuvor, ein Kreuz auf, schmiedeeisern und wunderschöne verziert mit Kristallen, die in der Sonne funkelten, verborgen unter wildem Efeu und Rosen.
Wieso hatte ich es nie bemerkt und wieso bemerkte ich es ausgerechnet jetzt??
Ich war fasziniert von seiner Schönheit und konnte meinen Blick nicht abwenden, doch wollte ich dies auch nicht, denn mich erfüllte mich ein nie gekanntes Glücksgefühl.
Wie magisch angezogen, erhob ich mich und ging auf das Kreuz zu und schob behutsam das Efeu beiseite, wobei ich einen Vogel aufschreckte, der es sich dazwischen bequem gemacht hatte. Von Erfurcht ergriffen, wagte ich erst nicht es zu berühren, zu groß meine Angst, ich könne seiner Schönheit mit nur einer Berührung etwas anhaben.
Nach einer Ewigkeit, so kam es mir jedenfalls vor, hob ich zaghaft die Hand und strich sachte über die Kristalle, wobei ich bemerkte, dass schon einge herausgebrochen waren. Doch da, in einer der Vertiefungen, in der ein besonders großer Kristall fehlte, glänzte etwas so unglaublich hell, dass es mich fast blendete. Mit zitternder Hand und rasendem Herzen, griff ich in die Vertiefung hinein und zog es heraus, legte es in die Handfläche und betrachtete es gebannt.
Es war ein Ring! Ein Ring mit schwarzem Stein!
Ich war gefesselt von dem tiefen schwarz des Steins, das mich völlig in seinen Bann zog. Noch nie in meinen Leben hatte mich etwas so fasziniert und mir gleichzeitig solche Furcht eingeflösst.
Doch ich konnte einfach nicht anders als den Ring überzustreifen und genau in diesem Moment erfüllte mich eine Welle von Glück, Leidenschaft und Fröhlichkeit, mein Herz raste und fort waren alle Sorgen und aller Kummer.
Vergessen war, was mich hierher getrieben hatte und was ich hier gesucht hatte. Ohne mich noch einmal nach dem Kreuz, das mich so fasziniert hatte umzudrehen, machte ich mich auf den Heimweg.
Diesen Ring würde ich nie wieder ablegen... |
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Datum: |
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21.06.2008 |
Autor: |
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Suzanne de Belfort |
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