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Februar 2015 |
05.02.2015 - 08:54 |
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Mitglied seit 25.02.2004 |
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Wir sind verdammt, allein aufgrund unserer Anwesenheit. Strenggenommen ist es eine Sünde, hier zu sein, zu wissen, oder auch nur zu ahnen, und nicht zu gehen oder die Sonne zu grüßen. Ein unlösbares Dilemma.
Ich schaffe es nicht mehr, diesen Gedanken zu verdrängen. Je mehr ich bete und studiere, desto dringlicher wird das Gefühl, dass ich, wir alle, hier langsam zerkocht werden, wie der buchstäbliche Frosch im langsam sich erhitzenden Wasser. Wir spüren das Böse zu unseren Füßen nicht, aber es ist da, hat begonnen sich zu zeigen, in unsere Gedanken zu stehlen, sei es durch steigende Präsenz oder durch langsame, politische Zermürbung.
Etwas in mir versucht, diesen Pessimismus zu zernagen. Bisher sah ich unsere "besondere" Rolle nur als die eines Katalysators, Futter für die Maschine, die unausweichlich unser Blut und unsere Asche zermahlt. Aber dann ist da dieser kleine, goldene Funke.
Ihn zu erklären ist schwer, es entzieht sich (mal wieder) meinem Beschreibungsvermögen, aber ich kann mich vage nähern.
Etwas in mir legt mir nahe, dass in der Beschreibung des Endes die Hoffnung auf Intervention (intercedere) liegt. Die Entscheidung, in diesen Texten den Blickwinkel entweder darauf zu legen sich vorzubereiten und fatalistisch Ende und Erlösung zu erwarten... es ist verlockend.
Doch es will mir nicht einleuchten. Also nichts zu tun. Im Gegenteil. Diese brennende Unruhe in mir, schwach, aber deutlich genug, dass ich ständig glaube, etwas zu übersehen.
Es blitzen ständig Bilder auf, keine Visionen, aber Erinnerungen, wie ein Finger in der Wunde, wie ein
SIEH HIN
wie ein
ES IST ALLES HIER WAS DU SEHEN MUSST
und es sind Dinge, die in meinem Kopf gemeinsam noch keinen Sinn ergeben.
NOCH
(Tagebucheintrag unbekannter Herkunft, datiert auf Januar 2015)
"Ich spreche nicht zu Euch damit Ihr mit gesenktem Haupt zur Schlachtbank geht!"
Während der Winterschlaf auf der großen Bühne Einzug gehalten zu haben scheint, rotieren die Räder hinter den Kulissen gerade zu. Wie Mühlsteine, deren Unaufhaltsamkeit von zermalmender Kraft ist. Und wie ist wohl die Wirkung eines Mühlsteins auf ein Säugetier?
(handschriftliche Randnotiz im Buch der Zeit)
Die Umkehrung. Der Widerspruch im zerbrochenen Spiegel. Die Formulierung legte nahe, dass es JEMAND anderes sein müsste. Und doch der deutliche, überdeutliche Hinweis, da ist nichts und niemand.
Der Beitrag wurde 2 mal editiert, zuletzt von Mercurius am 05.02.2015 - 08:58.
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