Introductio Haus Magnus |
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Nun, meine werten Leserinnen und Leser, meinen Namen, Camilla Dubrac, kennen Sie bereits, dennoch bin ich Ihnen die Geschichte meiner Herkunft schuldig.
Ich bitte Sie höflichst, mir zu verzeihen, wenn ich erst dort beginne, wo ich... nun... zu diesem Wesen, diesem Vampir, der ich jetzt bin, geworden bin.
Meine ursprüngliche Herkunft ist dermaßen indiskutabel, dass ich mich ihrer schäme. Nebenbei bemerkt habe ich die bittere Erfahrung machen müssen, dass, wenn ich von meiner Herkunft berichtete, die Leute sich lustig über mich machten, oder versuchten, es zu ihrem, sagen wir einmal "Vorteil", zu nutzen.
Ich wurde in einer jener Nächte auf Pointe du Lac gemacht, in denen der schwere, süße Duft des blühenden Jasmins vermischt mit der typischen Schwüle über den Gärten hing und einem nahezu den Atem raubte.
Gerade vor ein paar Wochen erst hatte ich mich von einer schweren Krankheit, einer Infektion, erholt und ich war froh, überhaupt noch am Leben zu sein.
Dies war im Sommer des Jahres 1791.
Master Louis, zu dem ich ob meines Status ein sehr inniges Verhältnis pflegte, benahm sich seit meiner Erholung sehr seltsam.
Ich traf ihn immer erst nach Sonnenuntergang im Herrenhaus an, und dann meist in Gesellschaft eines blonden, affektierten Gecken, der sich sehr respektlos, um nicht zu sagen, frech benahm.
Sein Name war, wie ich bald erfuhr, Lestat... Lestat de Lioncourt. Bis heute weiß ich nicht, weshalb er ausgerechnet zu Louis finden musste, um dann unser aller Unglück zu schmieden.
Eines Abends, es kostete mich all meinen Mut, schlich ich Master Louis und diesem Lestat in den Garten nach und verbarg mich hinter einer Jasminhecke, so dass ich für sie nicht zu entdecken war, so glaubte ich jedenfalls. Ich wollte unbedingt wissen, was die beiden verband, weshalb Louis sich neuerdings so geheimnisvoll und kühl gab. Was war nur so bemerkenswert an diesem Lestat, ich meine außer seinem Hochmut und seiner Kühnheit? Und seinem fast schon spürbaren Groll gegen mich, den er nahezu immer hegte, obwohl ich mich sehr um Höflichkeit auch ihm gegenüber bemühte?
Hinter der Jasminhecke kauernd fand ich keine Worte, für das, was ich sah, für das, was die beiden Herren miteinander taten. Es ... es schien, als ob sie sich im nachtschwarzen, feuchten Gras liebten.
Verängstigt und voller Verwirrung ob des Gesehenen wandte ich mich von dem Anblick ab und wollte mich zurück in das Herrenhaus stehlen, jedoch war es schon zu spät!
Eine Hand riss mich grob an meiner Schulter herum und ich sah in die wilden Augen Lestats. Ich sah, dass sein Mund blutverschmiert und sein Blick voller Wut und Hass war. "Guten Abend, kleine Jasminblüte!" flüsterte er in einem zischelnden Ton nahe an meinem Ohr, "na, hast du alles gesehen, ja?! Nun, gut, dann wird es wohl Zeit, Louis Lebewohl zu sagen!!!" Ich zitterte vor Angst und mir war so übel, dass ich gegen ein Erbrechen schier ankämpfen musste. "Bitte tut mir nichts, Monsieur!" flehte ich, "ich habe nichts gesehen, ich werde nichts sagen, gar nichts, bitte .... BITTE!" Ich weinte und versuchte, mich los zu reißen von seinem Griff, der dem einer eisernen Klaue glich. Er lachte maliziös auf und schrie mich an: "DU!!! Du hast schon immer zwischen Louis und mir gestanden, ich habe es nie verstanden, was er an Dir findet, aber es spielt auch keine Rolle mehr! Ich werde Louis fortan für MICH haben!!!" Ich schrie auf vor Angst und Verzweiflung, schrie um Hilfe.
Wo war Louis nur, wollte er mir nicht helfen? Er hatte mich doch schließlich auch vor Mr. Delaware gerettet und wo war er jetzt? Hatte ich nun, da dieser blonde Teufel auf Pointe du Lac residierte, meinen Wert für Louis verloren?
Lestat ließ mich noch ein kleines Weilchen zappeln, bis meine Kraft, mich zu wehren, langsam versiegte. Ich sah ohnehin keinen Sinn mehr darin.
Ich war vor Angst einer Ohnmacht nahe und das letzte, was ich spürte, war, dass er mir mit etwas Spitzem, ich glaube, mich erinnern zu können, dass es seine Eckzähne waren, meine Kehle aufriss.
Daraufhin folgte ein heißer, ziehender Schmerz und ein tiefer Fall in eine Dunkelheit, in der Schwarz noch die hellste aller Farben war.
Ich war nun also tot.
Ich weiß nicht mehr, wie lange der Fall in diese endlose Dunkelheit war, dann jedoch wurde ich schlagartig wieder hinauf katapultiert, so schnell, dass es Schwindel erregend war.
Langsam kam ich zu mir, das Dunkle wurde erst schwarz, dann grau in allen Nuancen, bis es schließlich weiß wurde und urplötzlich in ein sattes blutrot umschlug.
Ich schlug die Augen auf und sah über mir Louis´ Gesicht, er hatte Tränen in den Augen.
"Ich weiß gar nicht, wieso du jetzt weinst, mein Freund!" sprach Lestat mit giftiger Stimme, " sie wird dir jetzt ewig so erhalten bleiben und sie muss dir mehr als dankbar sein für deinen Kuss! Welche N..." "Sprich das Wort
nicht aus!" brüllte Louis.
Lestat zuckte gleichgültig mit den Schultern: "Gut, welche BEDIENSTETE hat schon eine solche Chance?!"
Ich begriff weder, worüber die beiden sprachen, noch was mit mir oder Louis geschehen war.
Ich fühlte mich schwach, zumal sich ein gewaltiger Schmerz explosionsartig in meinem Körper ausbreitete, der mich geradezu wahnsinnig werden ließ.
Ich rappelte mich mit letzter Kraft auf, stieß Louis beiseite und strauchelte umher, um mich irgendwo zu übergeben. "Camilla!!!" schrie Louis und wollte mir helfen, Lestat hielt ihn jedoch zurück: "Lass sie, du weißt,
das geschieht mit UNS allen!"
Mein Körper schien alle Flüssigkeiten auszuspeien und ich konnte nichts dagegen tun.
Nach einiger Zeit, ich weiß nicht wie viel, war dieses Martyrium vorbei und ich war vollkommen beschmutzt.
Ich schämte mich furchtbar und wollte nur noch ins Haus, um mich zu säubern.
Noch immer begriff ich nicht, WAS mit mir geschehen war, aber ich spürte ganz deutlich, dass sich etwas an und in meinem Körper verändert hatte.
Ich säuberte mich sehr gründlich und dann, nach einer ganzen Weile, wagte ich es, in einen Spiegel zu sehen, doch was ich sah.... dieses Geschöpf, das mir entgegenblickte, war anders als ich. Mein rotes Haar glänzte mehr als sonst, meine grünen Augen waren immer noch grün, jedoch wohnte ihnen nun eine undefinierbare Kälte inne, die ich bis jetzt noch niemals bemerkt hatte.
Als ich auf meine Hände blickte, sah ich, dass meine Fingernägel wie poliertes Glas wirkten und als ich schließlich meinen Mund öffnete, sah ich, dass ... oh Gott, nein, meine Zähne! Meine Eckzähne waren zu spitzen, messerscharfen Fangzähnen geworden...
Ich schrie vor Entsetzen und warf einen Kerzenleuchter aus Silber in den Spiegel, um mein neues Antlitz nicht mehr sehen zu müssen...
Nun war ich also auch zu solch einem "Ding" geworden, einem Vampir, der sich vom Blute der Menschen nähren musste, um selbst zu überleben.
Ich würde von nun an ewig jung und schön bleiben und Nacht für Nacht stärker werden, jedoch um einen hohen Preis, und ich war mir nicht sicher, ob ich bereit war, ihn zu zahlen.
Noch nicht...
Einige Nächte später, es war Louis nun endlich gelungen, mich zu trösten und mich ein wenig auf mein neues "Dasein" einzustimmen, beschloss ich, dass es nun an der Zeit war, meine neu gewonnenen Kräfte für MICH zu nutzen.
Ich hatte kein höheres Ziel, nein, ich wollte bloß Rache, für das, was man mir schon in meinem sterblichen Leben angetan hatte und so zog ich hinaus in die Nacht, um mutwillig mein erstes Opfer zu töten.
Als ich meine Rache beendet hatte und die kleine hölzerne Hütte am Ufer des Mississippi blutüberströmt verließ, wusste ich nicht, was ich empfinden sollte. Ich bereute nicht, was ich getan hatte, nein, ER hatte es verdient, ja, das hatte er... Aber war es deshalb recht, dass ich ihn tötete? Ich würde zu Louis gehen und ihn um Rat fragen, ich wollte seine Absolution, denn ich war noch nicht in der Lage, die Konsequenzen für mein Handeln zu tragen, aber ich war mir sicher, dass ich auch dies bald lernen würde.
Dies ist also die Geschichte meiner „Schöpfung“, wie ich es nenne.
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Datum: |
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26.07.2004 |
Autor: |
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Camilla |
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