Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2000.05.01 - Vlavius und Chantals Reiseimpressionen Seite 1 von 2

Griechenland, im Mai 2000

Chantal seufzte, seit etwa zwanzig Minuten lief Vlavius nun schon vor ihr her, ohne jegliche Anstrengung und Anzeichen von Luftmangels. Sie schüttelte den Kopf, wie konnte ein Vampir auch unter solchen Sachen leiden?

Der Aufstieg des Berges, auf dem das Orakel von Delphi, der Tempel, thronte zog sich elendig lang hin. Mit jedem Schritt, mit jedem Meter, den die beiden dem Tempel näher kamen, beschleunigten sich die Schritte des Vampirs und der Abstand zwischen ihm und seiner Erwählten wurde von Sekunde zu Sekunde größer.

"Chantal, wo bleibst du denn?" Sie hob den Kopf, rang nach Atem und knurrte leise etwas Unverständliches, ehe sie ihr strahlendstes Lächeln aufsetzte und sich zu Vlavius wandte. "Ich komme gleiche, ich möchte den Ausblick noch kurz genießen." Vlavius nickte wissend und Chantal sank auf einem der großen Steine zusammen, während der Vampir wieder weiter rannte.

Nach einer kurzen Atempause erhob sie sich wieder und ging diesmal langsamer und gemächlicher den Berg hoch, stieg die steinern Stufen empor bis zum Tempel, wo sie Vlavius andächtig auf den Knien verhaarend vorfand.

Chantal blickte sich in der Ruine des wohl einst großen Tempels um, besah sich den riesigen Berg, der sich an der Rückseite der Ruine erhob und ließ sich dann neben Vlavius nieder und betrachtete ihn nachdenklich. "Was hast du?"

Der Vampir blickte sie an, als wäre er überrascht, nicht allein zu sein. "So viele Erinnerungen...", er erhob sich und ging mit langsamen, raumgreifenden Schritten auf den einstigen Eingang des Tempels zu, der nun nur noch aus zwei einsamen Säulen bestand.
Chantal blickte ihm etwas verwirrt hinterher, zuckte dann mit den Schultern, erhob sich ebenfalls und folgte ihm in geringem Abstand. Sie warf einen Blick auf Vlavius' Rückseite und spürte sogleich, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Betreten schaute sie zu Boden und vergrößerte den Abstand zu ihrem Mentor wieder ein Stück.

An den Eingangssäulen angekommen verharrte der Vampir, streckte seine Hand aus und wartete bis Chantal ihre Hand in die seinige legte, wobei er das leichte Zittern ihrer Hand gut spüren konnte. Ein gutmütiges Lächeln rang über seine Lippen, bevor er leise flüsternd fragte: "Kannst du es spüren?" Ein fragender Ausdruck legte sich auf das Gesicht der Erwählten. "Was denn? Das es kalt ist?" Erbost holte Vlavius nach Luft, doch bevor ein Wort über seine Lippen glitt, hielt er kurz inne, lächelte milde und zog seinen Mantel aus, um ihn seiner Erwählten um die Schultern zu legen. "Danke..", Chantal seufzte, konnte den schelmischen Ausdruck in den Augen aber nicht verbergen und schaute sich deshalb wieder um. "Was hast du denn nun?"

Lächelnd nahm er sie wieder bei der Hand und führte sie in den Tempel, der die Worte, die er nun flüsternd zu ihr sprach, wie die Zeit den Tempel, unter dem Widerhallen ihrer Schritte verschluckte. 

Zwei Stunden später traten die Beiden wieder aus der Ruine des Tempels hervor. Auf Chantals Gesicht zeigte sich Müdigkeit, doch auch Verwunderung und stille Andacht, während die beiden den Abstieg hinunter in die Stadt begannen, bevor die Sonne aufging.

Hafen von Santa Monica, im September 2000

Ein Rucken ging durch das Schiff, als es im Hafen von Santa Monica anlegte.

Die untergehende Sonne tauchte den Hafen in ein Schauspiel aus verschiedenen Rot- und Gelbtönen und verlieh dem Ganzen so etwas Surreales. Chantal stand am Bug und wartete, bis die letzten Sonnenstrahlen versiegt waren und ging dann hinunter in die Kabine von Vlavius und ihr. Sie klopfte grinsend auf den Eichensarg. "Vlavius? Bist du wach? Wir sind da." Es dauerte einen kurzen Moment bis sich der Sargdeckel öffnete und Chantal einen Blick in den mit goldenem Samt ausgeschlagenen Sarg werfen konnte.
"Guten Abend...", sie musste sich ihr Grinsen verkneifen als Vlavius sich aus dem Sarg erhob.
"Du scheinst eine ausgezeichnete Laune am heutigen Abend zu haben." Der Vampir blickte Chantal fragend an, während diese versuchte, nicht weiter zu grinsen. Es sah einfach zu komisch aus, wie er jede Nacht aus seinem Sarg stieg. 

"Natürlich. Wir sind in Amerika. Dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Der Wagen steht schon bereit. Wir fahren ungefähr 12 Stunden, also nimm deinen Sarg und trag ihn rüber ins Auto." Sie nahm ihre Taschen und wandte sich eiligst von Vlavius ab, begann wieder zu grinsen und eilte raus, noch er etwas sagen konnte.

Sie ging zu dem bereitstehenden Van, verstaute ihre Taschen und wartete dann, dass Vlavius endlich rauskam. 
Als er nach zwanzig Minuten immer noch nicht aufgetaucht war, entschloss sie sich, einmal nachzusehen und begab sich zurück auf das Schiff. "Was ist, hast du deinen Sarg nicht durch die Tür bekommen?"

Sie trat in die Kabine ein, blickte sich fragend um und erblickte Vlavius schweigend auf einem der Sessel sitzend.
"Habe ich dir je die Geschichte von Alexander erzählt?" Chantal schüttelte den Kopf leicht. "Nein, aber was hat das mit dem Sarg zu tun?" "Er war ein Erwählter unseres Hauses, dem das Geschenk der Unsterblichkeit nur für eine Nacht gegeben ward. Sein Vater Markus Tiberius kümmerte sich fünf Jahre lang um seine Erziehung, bis er ihn schließlich für würdig empfand, das einzige Geschenk, dass er ihm noch machen konnte empfangen zu lassen. Vier Jahre zuvor hatte Alexander einmal zuviel dem Alkohol zugesprochen."

Chantal schluckte, sie hatte selber in den letzten Wochen und Monaten öfter mal gerne zu tief ins Glas geschaut. "Und im Rausch, in einem Anflug überschwänglicher Euphorie, hatte er seinem Lehrer die Hand auf die Schulter gelegt und ihm gesagt, er solle noch einmal zum Wirt hinüber gehen und eine neue Runde bestellen, da er, durstig sei. Markus Tiberius schaute Alexander lediglich an, ließ ihn seine Hand ausstrecken und gab ihm einen Klaps auf die Handfläche. Vier Jahre später, am Abend als er sein Geschenk empfangen sollte, doch praktisch noch immer ein Erwählter war, trug Markus Tiberius seinem Schüler auf, eine Karaffe heran zu holen. Alexander schaute seinen Mentor aufsässig an und antwortete, er solle es selber tun. Markus Tiberius tat, wie ihm geheißen wurde und wenige Stunde später zeugte er ein Kind, dass jedoch bereits bei seiner Geburt an einem Kreuz im Garten stand und bis zum Sonnenaufgang über die Schönheit der Nacht weinte."

Vlavius wandte seinen Blick von Chantals Gesicht ab und blickte auf ihre Hand. Der Erwählten war mittlerweile jede Farbe aus dem Gesicht gewichen und eher unbewusst streckte sie die Hand aus, woraufhin Vlavius ihr einen Klaps auf die Handfläche gab und sich erhob. Er lächelte sie freundlich an, zwinkerte ihr zu und ging dann zum Auto. Kaum das der Vampir den Raum verlassen hatte, sank Chantal auf die Knie und versuchte dem Zittern ihres Körpers wieder Einhalt zu gebieten.

Später auf der Fahrt nach Las Vegas wurde kein Wort gesprochen.


2000.05.01 - Vlavius und Chantals Reiseimpressionen
Datum:   03.09.2004
Autor:   Janina
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
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