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2005.11.26 - Tsagaan Tsar: Tagebucheintrag von Melody |
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Ich weiß gar nicht, wo und wie ich anfangen soll, den gestrigen Abend zu beschreiben. Nur eines kann ich sicher sagen. Er war geprägt von Angst. Einer Angst, die alles übertraf, was ich bisher empfand, selbst jene Furcht in den Nächten, in denen er sich in mein Bett schlich. Es geschah so viel...aber ich muss versuchen, es zu ordnen.
Kurz bevor wir das Schloss, in dem das Fest stattfand, betraten, trafen Storm und ich auf einen jungen Mann. Ich hielt mich hinter Storm, auch dieser Mann machte mir Angst, obwohl er freundlich wirkte... er stellte sich als Wolf vor und Storm beschloss, dass wir mit ihm gemeinsam hinein gehen würden.
Als wir den Raum betraten, der nur von Kerzen und gedimmten Kronleuchtern sanft erhellt wurde, wurden wir von zwei merkwürdig gekleideten Frauen empfangen. Wir wurden, jeder nacheinander, mit einem seltsamen, fremdartigen Ritus empfangen. Die Frau zu meiner Linken legte einen Stock vor meine Füße. Ich weiß nicht, ob es war, um mich aufzuhalten oder ob es einen anderen Sinn hatte. Die andere auf meiner rechten Seite schwang eine Rassel. Ich blieb stehen, so lange der Stock auf dem Boden lag und hielt Storm am Rucksack fest, als sie weitergehen wollte. Sie fuhr mich an, was das denn sollte, aber ich hob meine Füße erst, als der Stock wieder hochgehoben wurde. Ich weiß nicht, warum.
In diesen paar Sekunden hatten wir Wolf aus den Augen verloren. Wir haben uns, nachdem wir uns in dem mit schönen Tüchern und vielen Fellen und Teppichen geschmückten Raum umgesehen hatten (und Storms Anblick einige sehr befremdliche Blicke auf sich gezogen hatte...) an eine Wand, wo auch so ein hübsches Tuch hing, gesetzt. Doch nur wenige Minuten später sprach uns ein Mann an, dessen Anblick mir das Blut in den Adern gefrieren ließ; völlig in schwarz gekleidet, eine schwere Kette als Gürtel, wilde rote Haare, die in sein Gesicht hingen, aber den Blick auf seine Augen frei ließen....ich wünschte, sie hätten sie verborgen.
Wir sollten den Platz räumen für den Musiker, also packten wir unsere Sachen wieder und setzten uns 2 Meter weiter rechts in eine Türnische. Dort saß schon ein Mann in der Kleidung eines Soldaten, aber er ignorierte uns und da Storm sich nicht an ihm zu stören schien, gab das auch mir genug Sicherheit, mich neben sie zu setzen.
Kurze Zeit später kam auch jener Mann zurück, der uns von unserem ersten Sitzplatz vertrieben hatte. Er stellte sich mit einem Namen vor, den ich mir nicht merken konnte und den auch Storm nicht auszusprechen vermochte, es sei ein Stammesname, aber wir könnten ihn auch Jonathan nennen. Diesen Namen, sein Gesicht, den Blick seiner Augen und den Klang seiner Stimme werde ich nie wieder vergessen...
Storm und er unterhielten sich, zuerst über ihr Aussehen. Ich schwieg und hörte zu, versuchte mir meine Angst nicht anmerken zu lassen, aber ich war nicht sehr erfolgreich. Schließlich kamen sie auf Musik zu sprechen und Jonathan erzählte, für ihn sei die schönste Musik die Schreie von Menschen. Noch jetzt klopft mein Herz schneller, wenn ich daran denke. Er war auch einer von ihnen! Ich rutschte ein Stück näher zu Storm, versuche ihr zu erklären, was er war, aber so wie sie mir vorher nicht geglaubt hatte, glaubte sie mir auch jetzt nicht, tat Jonathans Worte als das Geschwätz eines Angebers ab. Er lachte nur. Sah sie diesen raubtierhaften Blick denn nicht?!
Sie unterhielten sich weiter, als wäre nichts gewesen und ich weiß nicht mehr, wie das Thema schließlich auf mich kam. Ich glaube, Jonathan fragte, warum ich nicht sprach. Ich wäre am liebsten einfach gegangen, geflüchtet, aber meine Muskeln wollten mir nicht gehorchen. Irgendwann streckte er die Hand nach mir aus. Ich weiß nicht, ob er mich wirklich berühren oder mir nur Angst machen wollte. Letzteres ist ihm gelungen...
Ich wich ein Stück zurück und wieder lachte er. Es schien ihm Spaß zu machen. Er fragte, ob ich Angst vor Körperkontakt habe, aber Storm legte eine Hand auf mein Bein und lenkte ihn so von diesem Thema ab. Doch dann sprach er von Traumata und wollte wissen, ob ich in meiner Kindheit auch eines erlitten habe. Ich schwieg, aber bei seinen Worten verkrampfte sich mein Körper, ohne dass ich es bewusst getan hätte und meine Finger gruben sich in meinen Arm. Mit diesen paar Worten hatte er es geschafft, all die Bilder hinaufzubeschwören, die zu verdrängen mich so viel Mühe gekostet hatte. Und wieder lag nur grausame Belustigung in seinem Blick. Er erinnerte mich an eine Raubkatze, die mit ihrer Beute spielte. Wieder streckte er die Hand aus und wieder wich ich zurück. Dieses Spiel schien ihm zu gefallen und dieses Mal gab er sich nicht damit zufrieden sondern stand auf und kam auf mich zu. Ich wollte aufspringen, fliehen, so weit fort von ihm, wie es mir möglich war, doch meine Glieder fühlten sich an als wären sie aus Gummi und ich konnte nichts weiter tun, als mich mit Händen und Füßen weiter nach hinten zu schieben, bis ich mit dem Rücken an der Wand saß. Storm hatte sich vor mich gestellt und fauchte Jonathan an, er solle mich in Ruhe lassen, während alles, wozu ich im Stande war, war die Knie anzuziehen, die Arme darum zu schlingen und mein Gesicht hinter meinen Armen zu verbergen.
Tränen rannen über mein Gesicht und leises Schluchzen bahnte sich den Weg aus meiner Kehle. Noch nie zuvor habe ich solche Angst empfunden. Er ist eine grausame Bestie! Er sagte zu Storm, er wolle nur mit mir spielen. Es machte ihm Spaß, mich so zu sehen! Und ich konnte nichts dagegen tun. Wieder habe ich die Kontrolle verloren...
Irgendwann war er fort und Storm kniete vor mir, versuchte mich zu trösten, zu beruhigen, aber wieder kamen mir die Bilder dieser Vision, oder was immer es gewesen war, in den Sinn. Ich wollte ihr davon erzählen, ihr sagen, was ich ihr bisher davon verschwiegen hatte, dass ich sie tot gesehen hatte und dass sie sich nicht mit Jonathan anlegen sollte, damit sie nicht so endete, aber ich brachte die Worte nicht heraus.
Dann kam eine Frau in einem Ballkleid aus schillernden Farben mit einer blutroten Maske vor den Augen auf uns zu. Ich erkannte sie, sie war es...auch sie hatte ich gesehen, sie hatte mir...jenen Weg gewiesen. Sie sprach zuerst mit Storm, über den Brief, denn sie erhalten hatte und wer ihn ihr geschickt haben könnte. Ich stand still daneben und hoffte, dass sie mich einfach übersehen würde. Was sie nicht tat...
Sie fragte, warum ich auf dem Fest sei und nach langem Zögern erzählte ich ihr von den Bildern, die ich gesehen hatte. Immer wieder hakte sie nach, wenn ich ins Stocken geriet, lockte die Worte aus mir hervor und die ganze Zeit über zierte jenes geheimnisvolle, wissende Lächeln ihre Lippen. Ich erzählte ihr von Jason und sie sagte mir, dass er es nicht geschafft habe, auf dem Fest zu erscheinen, doch führte sie mich zu einer Gruppe, zu denen er wohl auch gehörte. Haus Lucius, wie ich später erfahren sollte. Ich setzte mich zu ihnen, zu einer Frau, die sich als Owlivia vorstellte. Sie trug ein langes weißes, fließendes Kleid, römisch, wie mir später einfiel, und einen Lorbeerkranz im Haar. Auch sie schien der modernen Welt seltsam entrückt, wusste nichts mit Storms Aussehen und Auftreten anzufangen.
Sie war so sanft und freundlich, es fiel mir schwer, sie nicht zu mögen, ihr nicht zu vertrauen und doch gab sie offen zu, auch einen von ihnen zu sein. Sie fragte mich, warum ich so verstört sei, ob ich Angst habe und nach langem Zögern erzählte ich ihr von Jonathan. Sie stellte mir einen Mann zur Seite. Als ich vor ihm zurückwich, meinte sie lachend, er sei ein Mensch und würde mich nicht beißen. Sie konnte es ja nicht wissen...
Dieser Mann wurde mir als Richard Rijksvogt vorgestellt und Owlivia versprach mir, dass er mich diesen Abend über beschützen würde. Ich gab mir Mühe, nicht ein weiteres Mal vor ihm zurückzuschrecken und wieder war es Storms Anwesenheit, die mir den Mut dafür gab. Sie schien sich sehr angeregt mit ihm zu unterhalten, worüber weiß ich nicht. Ich war zu sehr mit dem Gedanken beschäftigt, dass Owlivia mir gesagt hatte, ich könne in der nächsten Nacht mit Jason reden.
Für eine kurze Weile fühlte ich mich fast wohl und vergaß beinahe meine Panik, auch wenn sie noch immer an Rande meines Bewusstseins lauerte und mich nie vergessen ließ, in wessen Gegenwart ich mich befand. Doch es dauerte nicht lange, bis sie wieder ihre Klauen nach mir ausstreckte. Jonathan war wieder da...
Und wieder gab ich ihm, was er wollte und flüchtete panisch in die Nische am Fenster. Doch Richard hielt, was Owlivia versprochen hatte. Er stellte sich vor mich, zusammen mit Storm. Ich nahm kaum wahr, was sie sprachen, war zu sehr damit beschäftigt, mich in meiner Angst zu verlieren. Manchmal hasse ich mich dafür...
Irgendwann war er wieder verschwunden, aber das Gefühl, Beute zu sein, verließ mich den ganzen Abend lang nicht mehr.
Irgendwann gab es Essen, so reichhaltig, wie ich es noch nie gesehen hatte. Ein ganzer Raum mit zwei großen Tafeln, auf denen das Buffet stand...noch nie habe ich so gut gegessen. Und Storm wohl auch nicht, denn sie machte sich mit Heißhunger über das angebotene Essen her und auch ich konnte mich seit langer Zeit einmal wieder richtig satt essen.
Danach setzten wir uns vor den Kamin, dessen Glut uns angenehm den Rücken wärmte. Wir blieben nicht lange alleine. Links von uns saß sehr altertümlich gekleideter Japaner und bald gesellte sich noch ein Mann in weiblicher Begleitung dazu, der ein Gespräch mit Storm begann, aus dem ich mich heraushielt...wie immer...
Immer wieder schweifte mein Blick durch den Raum, auf der Suche nach Jonathan und einer Möglichkeit, ihm zu entfliehen, sollte ich ihn entdecken, doch nirgends im Raum war er zu sehen. Ich entspannte mich ein wenig, vielleicht hatte er das Fest ja schon verlassen. Doch ich hatte die Tür in meinem Rücken vergessen...
Ich schrak auf, als ich das leise Rascheln von Kleidung neben mir hörte und wandte den Blick zur Seite. Doch was ich sah, ließ mein Herz einen Schlag aussetzen. Da hockte er neben mir, die Lippen zu einem Grinsen verzogen...
Meine Muskeln reagierten, bevor ich darüber nachdenken konnte und ich war aufgesprungen, nur um auf meiner Flucht über den Japaner und dessen Holzschwert zu stolpern. Wieder saß ich mit dem Rücken zur Wand, weil meine zitternden Beine nicht weiter hatten tragen können. Und wieder stand er vor mir, nur abgehalten von Storm, und schien sich über all das prächtig zu amüsieren.
Ich wagte es nicht, den Blick zu heben, hatte ihn starr auf meine Knie gerichtet, die ich mit den Armen umschlungen hatte. Ich weiß nicht, wie er so nah an mich herankam, dass ich sein Flüstern hören konnte. „Wir sprechen uns noch.“
Ich presste meinen Kiefer so fest zusammen, dass es schmerzte, den Blick noch immer nicht hebend, doch offenbar war er schon wieder fort. Neben mir war Storm, die mir beruhigende Worte zuflüsterte und auch die Frau im schillernden Gewand war wieder da. Sie nahm mich an der Hand und führte mich zu einer Fensternische, in der Richard mit einer Frau saß, die ich nicht kannte.
Noch immer hatte sich mein Puls nicht beruhigt und mein Blick irrte unruhig durch den Raum. Ich bekam kaum mit, was sie zu mir sagten.
Irgendwann tauchte noch ein Mädchen auf, ich glaube, sie stellte sich als Angelina vor und sagte, dass sie mir gerne helfen würde, es aber nicht konnte...ich weiß nicht warum, aber ihr Angebot ließ mich ein wenig beruhigen.
Schließlich schlug mir Richard vor, dass ich den Winter bei Haus Lucius verbringen könnte, wenn ich wollte und nach einigem Zögern nahm ich sein Angebot an. Es war besser, als ein Winter auf der Straße, auch wenn das hieß, dass ich Storm eine Zeit lang nicht sehen würde, weil sie Unterschlupf bei Haus Khaan gefunden hatte.
Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit, mich ein wenig auszuruhen und mir keine Gedanken darüber machen zu
müssen, wo ich die nächste Nacht verbringe und doch beunruhigt mich der Gedanke, dass ich nun mit... ihnen...in einem Haus schlafe.... |
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Datum: |
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08.03.2006 |
Autor: |
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Melody |
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Wasser, so scheint es mir, ist für das Weltverständnis der Khaaner im Speziellen, wie auch für jedes sich durch eine gewisse Art von Stoffwechsel auszeichnende Lebewesen im Allgemeinen, von element...
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