2007.05.26 - Das Geschenk aus Fernost: In Memoriam |
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"Frevelmut soll man eher löschen als Feuersbrunst"
(Herakleitos, 490 v.Chr.)
Was gedenken Sie jetzt zu tun?...wer war er? – ihr Schöpfer?
Wie konnte es dazu kommen?...ist er tot?
Was geschieht mit Mary?...was gedenken Sie mit ihrem toten Körper anzufangen?
Oh mein lieber Edward –
bereits 12 Stunden sind seit der Nacht vergangen, als wir uns zum letzten Mal gegenüberstanden.
Ich war erstaunt, dass Du Dich extra zu einer Reise nach Bremen aufmachtest, obgleich es mich nicht verwunderte, da ich wusste, dass Du schließlich über alle Schritte Deiner bezaubernden Schwester Samsara im Bilde warst. So wie Du immer im Bilde warst, was mich angeht. Wurde ich von Dir nicht ausgewählt? Zugegeben Deine Schule meines neuen Lebens war von strenger Hand geführt, die ich zuweilen auch benötigte. Ich, der damals in Bombay lebend, glaubte mit einem Universitätsabschluss in Rechtswissenschaften und dem aristokratischen Hintergrund auch diese neue Existenz mühelos meistern zu können, hatte diesen harten und oft erbarmungslosen Führungsstil auch gebraucht. Und doch war seit Anbeginn unseres gemeinsamen Zusammenlebens in Indien ein Konflikt gegenwärtig und für jeden zu spüren, der, wie Du weißt auch später weder durch Deinen Schöpfer noch von Samsara geschlichtet werden konnte. Du akzeptiertest nicht, dass mein Leben davon geprägt gewesen war, mich um andere zu kümmern und was unsere Natur auch immer sein mag, mit Menschen zu leben und sie zu achten.
DU, der Menschen, wie auch unseresgleichen behandelte wie Werkstoffe in einem Unternehmen, die jederzeit zu ersetzen seien - Du, der glaubte, eine andere Meinung, als die eigene gäbe es nicht, wagtest tatsächlich mit derselben Gelassenheit in mein Haus zu kommen, um mich zu belehren und mich bloß zu stellen? – gar zu vernichten?
Sicher, die Feier sollte davon geprägt sein, Samsara in den Bund MEINES Hauses aufzunehmen. Ihr fiel der Abschied von Indien sehr wohl schwer. Doch Du machtest es ihr auch sehr einfach, sich zu lösen und die Existenz aufzugeben. Wer macht dies aus freien Stücken, wenn nicht der Name Fox dahinter steht? Welche gemeinsame Zukunft hatte sie schon mit Dir auf dem selben Kontinent? Hatte Sie überhaupt eine Chance zu leben? Selbst Dein Schöpfer hielt sich zuweilen lieber in einem abgelegenen Bergdorf auf, als Dich in seiner Nähe zu wähnen.
Und der Abend sollte doch so friedlich werden. Sicher – er war dies auch lange Zeit. Ich war hocherfreut, dass so viele Gäste unserer Einladung folgten. Gäste von Rang und Namen. Selbst die derzeit größten Kontrahenten gaben sich die Ehre und haben es geschafft, was wir nicht schafften – sich in trauter Zweisamkeit den gleichen Raum zu teilen! – ohne dass es, wie von Dir zu Anfeindungen und Versuchen der Unterwerfung kam. Hätte ich nicht weit vor unserem gemeinsamen Zusammentreffen während meiner Ausbildung nicht schon einige zaghafte Schritte auf dem diplomatischen Parkett unternommen, ich hätte Dich meinen Freunden am liebsten zum Fraße vorgeworfen. Ich hätte dabei, so denke ich, ganz nach Deiner Devise gehandelt, „ Erst handeln – dann fragen!“ Mir und Samsara wäre es durchaus gelungen, die Gäste anhand weniger Beispiele davon überzeugen zu können, welch ein Tyrann Du doch warst – und wie war es doch mit der Eigenschaft eines Mörders bestellt?
Und Du hast es tatsächlich gewagt, unsere liebe Mary zu töten und dazu mich in meinem Haus vor unseren Gästen zu brüskieren. Das war der Gipfel dessen, was Du Dir in Deinem langen Leben erlaubtest. Ich hörte davon, dass ähnliche Verfehlungen von Dir bereits vor langer Zeit in Indien aktenkundig gemacht wurden. Sicher – Du handeltest in diesen Fällen grundsätzlich in Notwehr oder es waren schlicht Missverständnisse und ein Mensch stirbt nun mal schneller. Überdies warst Du ohnehin immer schon gern Richter und Henker zugleich, ein Wort der Verteidigung war Dir schier fremd. Warst Du nicht zugleich auch Richter bei Deiner bezaubernden Schwester Samsara ? Du hattest, wie Du mir einst mitteilen ließest, auch nicht die geringste Anerkennung für sie empfunden. Ich bin Dir derweil schon abhanden gekommen und stand bereits auf eigenen Beinen. Nur sie war es noch, die Du noch schikanieren konntest, obwohl ihr euch auf Augenhöhe begegnen solltet. Wie oft habe ich versucht sie zu sehen und Du hast es verstanden, jeden Kontakt zu unterbinden. Du sahst wohl, wie sich langsam Dein starkes Bündnis, bestehend aus Familienmitgliedern, gegen Deine Kontrahenten auflöste. Dein Schöpfer hatte Dir schon vor ewigen Zeiten den Rücken gekehrt. Hätte er einst, damals in den Tagen Deiner Jugend, das Notwendige getan, wäre ich nicht gezwungen gewesen, diesen Schritt gegen Dich zu unternehmen.
Ein Abend, der so glücklich und gesellig werden sollte, endete mit einem solchen Schlussstrich. Warum nur konntest Du nicht einmal mich als DEINEN Gastgeber akzeptieren und Dich als mein Gast fühlen. Fiel Dir dieser Schritt wirklich so schwer? All diese lieben Gäste sind von Deinem Abgang durch mich, die Hand Deines Sohnes entsetzt gewesen und ich hoffe, dass Du mir auch über Deinen Tod hinaus keinen Schaden zufügst. Wenngleich ich zur Zeit allerhand zu erklären habe. „Ich musste diesen Weg gehen“, erklärte ich mich und schon nach einiger Diskussion stimmten die mit denen ich sprach, mir zu.
Etwas anderes, als Deinen schnellen Tod, hätte ohnehin eine Eskalation zur Folge gehabt, in deren Verlauf wir beide und ansonsten Unbeteiligte, wie auch Freunde das Leben gelassen hätten. Ich musste ein Blutbad vermeiden. Du hättest Dich sicher darin verstanden vor dem Publikum, Deine Opfer als Täter anzuklagen und wuschest Deine Hände in Unschuld. Zum ersten Mal ist es Dir nicht gelungen, das Blatt zu wenden.
Und Mary - sie kann nicht ersetzt werden. Sie ist einzigartig und sie wird immer in unseren Herzen bleiben. Und Du Edward, Du hat es mal wieder geschafft einen großen Auftritt zeitlich pointiert zu inszenieren.
Aber mein Bester, wie für jeden von uns gilt irgendwann: Time is running out...Gute Nacht ! |
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Datum: |
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11.06.2007 |
Autor: |
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Sir Archibald |
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