2007.06.03 - Brief von Genevieve an ihre Eltern |
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Aus dem Französischen
Liebste Mutter, liebster Vater,
ich dachte mir, es wäre an der Zeit, Euch einmal zu schreiben, denn für ein Telefonat fehlt mir, genauso wie Euch, die Zeit.
Ich habe mich hier in Deutschland recht gut eingelebt. die Kollegen in der Kanzlei sind nett und sie erklären mir geduldig die Unterschiede zwischen den Rechtssystemem in Frankreich und Deutschland. Auch meine Arbeiten im Bereich Europarecht kommen gut voran.
Inzwischen konnte ich auch einige Kontakte knüpfen.
Ich habe eine Designerin namens Marlita kennengelernt. Sie schneidert diverse Anzüge für mich, die ich in der Kanzlei und bei Gericht gut tragen kann. Zudem haben wir eine etwas persönlichere Ebene gefunden.
Ihr wisst ja selbst, wie schwer ich mich mit neuen Bekanntschaften tue. Eine weitere Bekanntschaft ist ein Journalist namens Gabriel Ritter. Ein merkwürdiger Mann. Irgendwie geheimnisvoll, aber er wirkt auch ein wenig düster. Bisweilen auch recht distanziert.
Nicht so distanziert ist Tatjana. Sie hat eher etwas Wildes, Unbeherrschtes. Ich denke, ich werde mich ein wenig vor Ihr in Acht nehmen müssen. Sonst schlage ich noch meinem kleinen Bruder nach.
Apropos, wie geht es Etienne? Ich habe länger nichts von ihm gehört. Ich hoffe, es geht ihm gut. Bitte sendet ihm einen dicken Kuss von mir und sagt ihm, dass ich ihn lieb habe.
Ich habe Euch noch nichts von meiner letzten Reise erzählt. Ich hatte das große Vergnügen auf eine persönliche Einladung hin nach Bremen zu reisen. Eine meiner Bekanntschaften, Sir Archibald Fox, feierte die Ankunft einer Verwandten aus Indien und festigte so noch einmal die Verwandtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen England, Indien und auch Bremen.
Ja, Ihr lest richtig. Sir Archibald ist Engländer. Und allen Vorurteilen zum Trotze bin ich sehr freundlich von ihm empfangen worden. Allerdings hattet Ihr recht, als Ihr sagtet, die Engländer wären kulinarische Banausen. Die englische Küche kann der französischen bei Weitem nicht das Wasser reichen.
Dafür hatte ich einen schönen Abend und konnte sogar einige der Anwesenden mit meinem Wissen um englische Tänze beeindrucken. Zumindest hatte ich den Eindruck, bei einem Herrn Toyotomi einen gewisse Impression hinterlassen zu haben. Da lob ich mir Madame Dupon, meine Tanzlehrerin im Internat.
Ansonsten war es ein recht ruhiger Abend und ich bin unbehelligt wieder zu Hause angekommen.
Ich hoffe, dass ich auch bald wieder zu Besuch kommen kann. Wir könnten uns ja im Ferienhaus treffen. Ich würde zu gern wieder die blühenden Lavendel-Felder sehen!
Liebste Mutter, liebster Vater, ich sende Euch die herzlichsten Grüße und dicke Küsse.
Eure
Genevieve |
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Datum: |
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10.07.2007 |
Autor: |
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Aurora |
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