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2008.04.19 - Memento Mortis: Resümee |
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Setz Dich, Hieronymus! Hast Du etwas zu schreiben bei Dir? Gut. Ich möchte, daß Du einige Dinge für mich festhältst, die zu vergessen ich bedauern würde.
Ja, richtig, sie betreffen diese Begebenheit vor kurzer Zeit. Ich, Friedrich von Hardenberg, beherbergte eine Hochzeit in meinem Hause. Wie kurios.
Bitte?
Es ist mir durchaus nicht entfallen, daß auch ich verlobt bin, mein Lieber, aber das ist eine gänzlich andere Angelegenheit. Eine Angelegenheit überdies, derer ich mich nicht um jeden Preis erinnern muß. Schreibst Du schon?
Dann streich alles bisher!
Gut. Also… Es war die Nacht zum zwanzigsten April, doch halt… vielleicht sollte ich erwähnen, daß ich just zuvor von einer längeren, nun, Reise zurückgekehrt war.
Das spielt keine Rolle, Du würdest es ohnehin nicht verstehen. Außerdem ist dies eine Erfahrung, die ich auch bar jeder Aufzeichnung nicht vergessen werde.
Nein, es war wohl nicht in jeder Beziehung ausschließlich angenehm. Durchweg lehrreich jedoch, in der Tat! Wie dem auch sei, ich kehrte zurück, und ich möchte annehmen, meine Rückkehr war zu einem nicht geringen Teil unerwartet. Sophie war ein wenig… überrascht. In bestem Sinne versteht sich!
Ja, eine ergreifende Szene, wahrlich. Doch das sind Nebensächlichkeiten. In selbiger Nacht jedenfalls bat ich Sophie, an meiner Seite als Älteste des Hauses zu fungieren. Der Hof der Nacht hat sich doch ein wenig verändert, und sie ist mit den jungen Häusern und ihren Gepflogenheiten…
Du sollst schreiben, nicht kommentieren! Ich finde jederzeit einen Diener, der sich jeglicher Unverschämtheit zu enthalten und auf seinen Platz zu besinnen weiß, also hüte deine Zunge! Denk Dir, was sagen zu müssen Du glaubst. Nein! Denk nicht einmal, schreib nur!
Und streiche den letzten Absatz.
Schön. Sophie also ist nun gemeinsam mit mir Älteste des Hauses, und wie ich zu bemerken nicht umhinkonnte, hat sie es in meiner Abwesenheit mit diverserlei Dingen gefüllt. Sie hat nun einmal ein Faible für lärmenden, kleinen Firlefanz. Wie sagt man noch dazu?
Nein, nicht Spieluhren… ach ja: Säuglinge. Schon die Bezeichnung ist obszön! Nicht genug damit, daß sie zu jeder Unzeit plärren. Sie riechen unangenehm, und sie glotzen mit einer so erbarmenswerten Dummheit in die Welt. Nun ja, man hat sich ihrer angenommen, und ich schätze den Frieden, der wieder in das Haus eingekehrt ist. Die anderen freilich sind geblieben. Ich habe mir ihre Namen nicht gemerkt, aber zwei von ihnen hatten in einer törichten Aufwallung des Gemüts zu heiraten beschlossen, was mich schließlich zu den Geschehnissen des bezeichneten Abends führt.
Sophie oder irgendwer sonst… wahrscheinlich Sophie... Sophie also hatte Gäste geladen. Viele Gäste. Die Kapelle unseres Hauses war so voll von ihnen, daß ein unbeschwertes Promenieren unter den steinernen Arkaden kaum mehr möglich war. Man hatte sogar einen Pfaffen besorgt, um der Verbindung den Segen zu geben. Das war noch vor meiner Rückkehr, doch da ich bereits wieder im Hause weilte, bestand nunmehr selbstverständlich keine Notwendigkeit für einen Mittler. Ich habe also seinen Platz eingenommen.
Erstere ist eine dumme Frage. Natürlich! Und warum der Mummenschanz? Weil ich Freude daran hatte, deshalb! Oh, Du hättest ihre Gesichter sehen sollen, als ich die Maske fallen ließ!
Nein, Hieronymus, mir geht es gut. Das war ein Lachen. Ich habe also des Priesters Platz eingenommen und ihre Schicksale aneinandergeschmiedet. Sie werden schon noch sehen, was sie davon haben. Hatte ich übrigens erwähnt, daß die Braut zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit sterblich war? Sie war es! Sophie hat dem Bräutigam die Endlichkeit seiner Angetrauten nach der Zeremonie recht anschaulich vor Augen geführt. Das gute Kind… nicht sehr überraschend hat er sie zu einer der unsrigen erhoben, noch während sie in den letzten Zügen lag, doch eine Kleinigkeit ist ihm dabei entgangen. Du weißt doch sicher von den Eigentümlichkeiten meiner Linie?
Nicht? Nun, egal! Es gibt jedenfalls ein Vermächtnis, das zu beachten meine Nachkommen gehalten sind. Michael… Michael ist der Name des Bräutigams, jetzt fällt es mir ein! Und die Braut heißt… Lyra. Bewundernswert, daß mir ihre Namen bereits so geläufig sind! Wie ich jedoch auszuführen begonnen hatte, hatte Michael seiner Gattin nicht das ganze Erbe meines Blutes geschenkt. Jedes Versäumnis solcher Art hinterläßt eine Lücke im Gewebe der Wirklichkeit, und wo sich ein Platz bietet, findet sich alsbald etwas, das ihn zu füllen bereit ist.
Ich habe Dir doch schon einmal von den Welten jenseits der Nebel erzählt? |
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Datum: |
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09.05.2008 |
Autor: |
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Novalis |
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Getrieben von Sehnsucht, Verzweifelung und Trauer streifte ich durch die Wälder in der Umgebung von Dublin, denn dort bei den Ruinen von Mellifont Abbey, zwischen den alten Gemäuern, die so viel Wü...
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