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2006.07.29 - Schattenlichter: Tagebucheintrag von Pia |
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Nach einer (langen!) Schrecksekunde gab ich Asphyx eine patzige Antwort, woraufhin er wiederum beleidigend und verletzend antwortete, doch ohne weiteren Schaden anzurichten fort ging. Sobald er endlich nicht mehr in direkter Nähe war, merkte ich erst, welch schreckliche Angst ich gehabt hatte, wie sehr ich innerlich zitterte, und dass ich anscheinend die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Ich atmete aus und musste mich enorm beherrschen, nicht auf der Stelle zu Boden zu sinken, da meine weichen Knie ihren Dienst verweigern wollten. Doch ich war so stolz auf mich, dass ich nicht sofort bei Asphyx’s Auftauchen wieder in Panik verfallen war, sondern mich behauptet hatte.
Und dann sagte Vicente ich solle Stärke nicht mit Übermut verwechseln. Wie sehr hat mich das in dem Moment verletzt! Er hat gut Reden, er ist auch nicht so sterblich und verletzlich wie ich!
Was soll ich denn nur tun? Wie kann ich nur seine Forderung erfüllen? Ich muss mich zusammenreißen, alles Jammern nutzt doch nichts! Ich muss es versuchen, immer wieder versuchen, stark zu sein. Es muss mir einfach gelingen! Dennoch, es nagt schrecklicher Zweifel an mir, ob ich je den Anforderungen Vicentes genügen werde.
Wie vor einem halben Jahr, als ich noch in Köln wohnte und gerade das Bacchanal überlebt hatte, geht es mir nun: Ich wünschte, es gäbe jemanden, mit dem ich darüber reden könnte, dem ich mich anvertrauen könnte, doch halte ich selbst meinen Wunsch für derart abwegig und verrückt, dass ich mich nicht getraue, dies jemandem anderes als Vicente gegenüber zu äußern.
Nicht einmal Calliope und AiDo, denen ich so sehr vertraue.
Nicht einmal Devon, mit der ich nun schon so viel zusammen erlebt habe, und die vielleicht am ehesten diesen Wunsch verstehen könnte.
Doch wieder zurück zu dem Abend des Salons des Arts. Ich sollte an diesem Abend nicht nur die Vampir-Erschaffung von Abdiel erleben, sondern auch noch die zweier anderer Menschen: Lorenzo und seiner geliebten Frau Vivien. Sophie von Hardenberg, deren Erwählte die beiden waren, hatte sie aus einem für mich unverständlichen, politischen Grund vergiftet.
Es gab da einen politischen Eklat, da einige der Vampire sich beleidigt, missachtet oder nicht genug „gebauchpinselt“ von den Mitgliedern des Salons des Arts fühlten. Die Veranstaltung, auf der wir weilten, war ihnen ein Dorn im Auge, es wurde als Auflehnung angesehen. Calliope erklärte mir, dass es damit zu tun habe, dass es einen „Ordo“ innerhalb der vampirischen Gesellschaft gäbe, und das dürfe nur sein, wenn ein Vampir in diesem Ordo sei, was bei dem Salon des Arts (sie nannten sich wohl vorher „Ordo Artium“) nicht der Fall sei. Das sah man wohl als Auflehnung an und es kam an dem Abend zu einer lautstarken Diskussion in den Räumlichkeiten. Die Diskussion wurde jedoch schnell nach draußen verlagert, damit Interessierte sich weiter der Kunst widmen konnten.
Ich kann dieses Dilemma nicht nachvollziehen. Und im Grunde interessiert mich das politische Geplänkel auch nicht. Oder sollte es das besser doch? Begebe ich mich nicht in große Gefahr, wenn ich diese Politik am Hofe der Nacht weiterhin „umgehe“? Denn gerade Nekhrun spielte in der Diskussion an diesem Abend anscheinend eine wichtige Rolle. Ich hätte von ihm eher vermutet, dass er den Abend voller Kunst genießen würde. Aber da habe ich ihn wohl völlig falsch eingeschätzt. Vielleicht sollte ich mich doch näher mit dem leidlichen Thema beschäftigen? Doch es ist mir so zuwider!
Jedenfalls war das anscheinend der Grund dafür, dass Sophie ihre beiden Erwählten vergiftete. Camilla, eine Vampirin, mit der ich mich bereits auf der Hochzeitsfeier von Tschesar und Aurelia kurz unterhalten hatte, machte Lorenzo in einem recht schnellen Akt zu einem Vampir und ermutigte ihn gleich darauf, dasselbe mit Vivien zu tun. Er folgte dieser Aufmunterung und machte, gleich nachdem er selbst zum Vampir geworden war, seine geliebte Partnerin ebenfalls zu einem Vampir. Und dann behauptete Sophie, sie habe die beiden doch nicht vergiftet. Ob sie gelogen hat? Oder hätten die beiden überlebt?
Ich ging raus ins Freie, um das Gesehene zu verarbeiten. Ich war hin und her gerissen zwischen Entsetzen und Faszination, gar Neid? Bin ich so verrückt?
Und dann noch Juliette. Warum hat sie uns verlassen? Wieder warnte sie mich vor Vicente, nachdem sie sich von ihm abgewendet hatte. Doch was bedeutet das für einen Vampir? Was bedeutet es für Juliette? Sie lebte doch ohnehin schon lange woanders. Und was bedeutet es für Vicente? Sind das alles Fragen, auf denen man nur dann die Antwort kennt, wenn man selbst ein Vampir ist?
Und die Suche nach meiner Mutter? Ich hatte es mir so fest vorgenommen, das diesmal endlich in Angriff zu nehmen. Doch war der Abend wieder so ereignisreich und erschreckend, dass es mir einfach nicht gelingen wollte. Aber es wird ja noch andere Treffen geben. Und vielleicht habe ich ja irgendwann eine Ewigkeit Zeit, sie zu finden. |
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Datum: |
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10.08.2006 |
Autor: |
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Hathor |
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Hei, was für ein Spaß! War darauf vorbereitet, in den Untiefen mediokrer Malerei zu schwelgen, fünftklassiges Versmaß und die betuliche Fleischbeschau einer Modepräsentation zu sehen und mich dab...
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