2007.02.03 - VI. Akt: Crimen Vitae: Vampire haben keine Hoden |
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Mittlerweile bin ich es gewohnt, „Böhmische Dörfer“ zu bereisen. Damit meine ich bestimmte Flecken dieser Erde, mit denen das Navigationsgerät meines Wagens nichts anzufangen weiß. Und als ich - am Rande der Großstadt - von der kleinen, verlassenen Gemeindestraße in einen unbeleuchteten und ausgefahrenen Waldweg einbog, wusste ich, dass mich auch diese Reise am Ende zu so einem Flecken führen würde, der sich bislang tapfer gegen jegliche satellitengesteuerte Reisezielbestimmung gewehrt hat.
Die Suche, auf die ich mich seit Anbeginn meines Treibens am Hof der Nacht begeben hatte, schien kurz vor ihrem Ende. Nicht, dass sie etwas mit meinem Erscheinen in dieser nächtlichen Waldszenerie zu tun hätte.
Jedoch war sie in meinem Kopf allgegenwärtig. Das Geheimnis von Johann von Veil, Urahn meiner väterlichen Linie, stand kurz davor, gelüftet zu werden. Und ebenso der Grund, warum man seine Existenz vor rund einem Vierteljahrhundert aus den Chroniken und den Büchern der Familie zu streichen versucht hatte. Doch waren die letzten Puzzleteile noch nicht zusammengefügt. Die Bedeutung des kleinen, silbernen Fingerringes, welcher mich seit seinem Fund vor rund zwei Jahren stetig begleitete, und welcher Zeuge der bacchanalischen Opferung werden sollte, zu der ich später auserkoren wurde, schien sich ebenso wenig in das Gesamtbild einfügen zu wollen, wie die Alpträume und Geistererscheinungen, die mich seit diesem Nahtoderlebnis mittlerweile ständig heimsuchten.
Was fehlte, war der große Durchbruch - der Aha!-Effekt, wenn Sie so wollen. Meine Gedanken tanzten im Kreis. Was sollte mich anderes interessieren, als dies. Die Bitte von Sophie, sie und unser Haus auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung des Hauses Abbadon zu vertreten, war bei mir daher auf Genervtheit und Unlust gestoßen. Wie viel jedoch die Interessen eines Einzelnen gegen die Interessen eines Hauses wiegen, wurde mir deutlich, als ich mich einige Zeit später über den feuchten, vor Steinen knirschenden Waldboden auf etwas zu bewegte, das sich hinter einigen kahlen Buchen zu verstecken versuchte und von der Straße aus nicht mal zu sehen gewesen war. Es besaß einen kleinen Parkplatz, an dessen Rand einige Strahler ihr kaltes Licht von unten gegen das Astwerk der Bäume warfen, und welcher bereits vollkommen überfüllt war, weswegen nicht zuletzt ich meinen Wagen hatte etwas abseits abstellen müssen.
Angelina, Luzia und Aido waren freundlich und zuvorkommend wie immer, und es tut mir im Nachhinein ein wenig leid, dass ich ihre Mühen und den Stolz, den sie für die Errichtung dieses Hospiz empfanden, nicht wertschätzen konnte. Schnell sah ich Claire, die sich an eine Seite des kleinen Saales zurückgezogen hatte. Ich wandte mich zu ihr, doch ihre Worte waren deutlich und ich wäre sehr naiv gewesen, wenn ich in Anbetracht ihrer Umstände eine andere Entscheidung von ihr erwartet hätte, als die, in Zukunft unserem Haus fernbleiben zu wollen. Doch nun, da es ausgesprochen worden war… nackt.. kalt… hart… traf es mich unendlich tief, sodass ich mich letztendlich wie betäubt erhob und den Saal verlassen musste… |
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Datum: |
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06.02.2007 |
Autor: |
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Argus |
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