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2007.02.03 - VI. Akt: Crimen Vitae: Aufspiel zum letzten Tanze |
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Viele menschliche Kulturen haben über die Jahrhunderte hinweg wechselhaft ihren Blick auf die Natur des Vampirs gerichtet.
In ihren Augen erschienen wir als Kadaver, die sich verwesend aus Gräbern erhoben oder als lechzende Salonlöwen mit besonderer Vorliebe für die Reize des anderen – wie auch des eigenen – Geschlechts. Als melancholische Liebende zogen wir andere mit hinab ins Grab, als von der Hölle Gezeichnete erflehten wir göttliche Erlösung. Wir streiften durch Medizinalberichte und politische Essays (dem guten Voltaire haben wir zu verdanken, dass man Kapitalisten heute als „Vampire“ bezeichnet – eine Ungerechtigkeit unserer Art gegenüber, wie ich finde), durch bleischwere Balladen, epische Poeme und schäbige Schauerliteratur. Wir wurden unendlich häufig als Implikation missbraucht und von Symbolisten misshandelt.
Die schlimmste, möglicherweise entwürdigendste Behandlung wird uns freilich zuteil, seit sich Monsieur de Lioncourt der Dienste einer obskuren früheren Autorin pornographischer Literatur in New Orleans bedient und verbreiten lässt, er sei nicht nur der Gott der Vampire sondern überdies nichts weniger als ein gefallener Engel, der Heiligsprechung näher als dem Purgatorium. Für Hausfrauen auf der ganzen Welt sind unsere zärtlichen Hände, unser verführerischer Kuß, das Strahlen unserer makellosen Züge und die entwaffnende Unbedarftheit unseres Gemüts seitdem ein Ideal für Schlafzimmer und Herd geworden.
Machen wir uns nichts vor. Die meisten von uns riechen überhaupt nicht – wir transpirieren nicht, wir verwesen nicht. Mangelnde Körperhygiene – mangelnde Kleiderhygiene – ist die einzige Ursache für unästhetische Mißstände und eher eine Eigenheit von Mitgliedern des Hauses Khaan denn von Vampiren im Allgemeinen.
Den Älteren von uns mag bestenfalls der Ruch von Mottenkugeln anhaften; aber ich möchte lieber nicht anführen, was wir – mit unseren sensiblen Sinnen – mitunter an menschlichen Aromen zu erdulden haben. Das Melancholische an uns ist ein Gemütszustand, der nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken ist, dass das Leben – so es eine Ewigkeit währt – nicht gänzlich frei von Langeweile sein kann. Die Vorstellung, der Himmel hieße größere Vergnügungen für uns bereit, kann nur die exzentrische Illusion weniger sein. Religiosität ist – nicht zuletzt in Anbetracht der Tatsache, dass unsere Lebensart fast als eine Parodie der christlichen Eucharistie erscheint - selten eines unserer hervorstechenden Merkmale. Hervorstechend. Das bringt mich auf diese praktische kleine dentale Einrichtung, die uns ermöglicht, weitgehend schmerzfrei das Blut unserer Wirte für sie weitgehend schmerzfrei zu trinken.
Wirte, ja. Ganz egal, was ein verquerer Romantiker sich auch denken mag, letztlich sind wir Parasiten, spezialisierte Lebewesen, die sich ausschließlich von einer einzigen Quelle ernähren, von menschlichem Blut. Parasiten sind wir natürlich nur aus menschlicher Sicht – so, wie der Mensch aus unserer Perspektive kaum mehr ist als Schlachtvieh. Das ist eine pragmatische Betrachtung, ausgesprochen von einem, der den Menschen näher steht als die meisten anderen seiner Art.
Ich mag Menschen, und ich schätze mitunter ihre Nähe, ihre Kreativität, ihre Lebensfreude und ihren Einfallsreichtum sehr. Aber das macht mich noch lange nicht zu einem Philanthropen. |
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Datum: |
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11.02.2007 |
Autor: |
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Lawrence |
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Ich bin tot!
Bin ich tot? Ja, würde mir jeder bestätigen... ich atme nicht, mein Herz schlägt nicht und doch...ich lebe... anders, intensiver, verwirrter, seltsamer, aufregender, durstiger, schn...
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