2005.02.26 - Passion der 7: Camillas Brief |
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Als der Walzer endete, entliess Jerome mich und ich konnte mich endlich wieder „frei“ bewegen. Monsieur McCallum empfing mich mit einem zweiten Glas Wein, welches ich dankbar annahm. Ich trank schnell und gierig, in der zweifelhaften Hoffnung, vielleicht die Wirkung des Weines zu verspüren und meinen Ärger über Jerome zu mildern. Wenn ich nur gewusst hätte, was er eigentlich plante. Ich setzte mich, um nachzudenken, als ich wiederum durch das laute Gehabe der Gesellschaft Tamburlaine gestört wurde und das machte mich erst recht rasend. „Monsieur McCallum, ihr müsst mich entschuldigen, aber... ich habe Hunger und es ist nicht gut, wenn ich hungrig bin, versteht ihr? Er verstand nicht ganz, dennoch schickte ich ihn weg, er sollte nicht sehen, WAS aus mir wurde, wenn ich hungrig war. Schliesslich stand ich wieder auf und suchte die Nähe des jungen Gecken namens Xavier, den ich ohnehin schon ins Auge gefasst hatte. Ich begann eine zwanglose Unterhaltung, in der ich ihn fragte, ob er wisse, was Etikette sei, „ja, natürlich weiss ich das!“ antwortete er belustigt und ich fragte weiter, ob er auch wisse, wie man dieses Wort schreibe. Xavier begleitete mich ohne zu zaudern in eines der oberen Turmzimmer des Schlosses, in dem man ungestört war. Ich hatte nun keine Lust mehr, mich zu unterhalten, ich war bloss noch hungrig und wurde ungehalten ob dessen. „Was ... was tut ihr da, Madame?“ „Nichts, gar nichts, mein Lieber... Es ist nur so, ich bin sehr hungrig und das ist nicht gut!“ Ich drängte ihn zum Rückwärtsgehen, so dass er nicht fort konnte und stiess ihn gegen eine der Wände, um mir das von ihm zu nehmen, was ich so dringend benötigte. Dann trank ich von ihm, was ihm offensichtlich sehr grosses Vergnügen bereitete, denn der Junge stöhnte auf und zog mich enger an sich heran, so dass ich fast die Beherrschung über mich verlor, ich konnte mich nur mit grosser Mühe von ihm losreissen. Ich zügelte meine Gier, verschloss seine Wunde und lies ihm sein Leben, so wie es die besondere Weise unseres Hauses ist.
Xavier war ein wenig wie in Trance, während ich ihm zuflüsterte, dass er mich nun nicht mehr vergessen und sich nach mir verzehren würde, mich aber jetzt verlassen müsse. Mit sehr unsicherem Gang taumelte er die Treppenstufen hinunter zurück in den Saal, immer zu mir heraufblickend, während ich noch oben an der Brüstung stand und mein perlendes Gelächter den Turm erfüllte.
Als ich den Ballsaal wieder betrat, wurde gerade zu einem Spiel aufgerufen, in welchem jedes Haus einen Erwählten in einen Kreis von Vampiren schicken sollte, und jener Erwählte musste mit verbundenen Augen durch Berührungen oder andere Sinne die Angehörigen seines eigenen Hauses finden, während alle der UNSRIGEN um ihn kreisten. Fehlte der Kandidat, durfte man sich eine kleine „Strafe“ für ihn ausdenken. Neugierig gesellten sich Tatjana und Monsieur McCallum zu mir und fragten, was es mit dem Spiel auf sich habe, und sahen mich erwartungsvoll an. „Nein, ihr haltet euch da raus!“ sagte ich nur knapp, es kam überhaupt nicht in Frage, dass sie an diesem Spiel teilnahmen. Ich hatte eine andere, viel bessere Idee! Wenn ich die Spielregeln recht verstanden hatte, wurde nicht explizit erwähnt, dass HAUSEIGENE Erwählte geschickt werden sollten. Ich ging daraufhin auf Xavier zu und flüsterte: „Monsieur, nehmt ihr doch für mich an dem Spiel teil!“ Mit diesen Worten stiess ich ihn sanft in den entstehenden Kreis, in dem ihm sofort eine Augenbinde angelegt wurde, jedoch beschwerte er sich, dass dieses Tuch unbequem sei. Ich schlich mich hinter ihn und sagte ihm leise, dass es ihn vielleicht freute, dass dieser Schal meiner sei, den ich für das Spiel zur Verfügung gestellt hatte. Xavier war sofort zufriedener und schon begann das Spiel auch.
Die Erwählten gingen blind umher, ich stellte mich Xavier in den Weg, aber er erkannte, dass ich nicht zu seinem Haus gehörte, wahrscheinlich roch er mein Parfum und schob mich darauf hin lächelnd weg, um dann einer Dame seines Hauses in die Arme zu laufen. Er hatte das Spiel gewonnen und nahm das Tuch von seinen Augen. Er sah zu mir herüber und steckte mein Tuch lächelnd ein, während ich in höchstem Maße amüsiert war. Im nächsten Augenblick sah ich, wie eine andere Erwählte des Hauses Tamburlaine „blind“ auf mich zuging und ich stellte mich ihr demonstrativ in den Weg. Sie berührte mich sehr sanft, was mich angenehm erschaudern liess, so weich... ich erwiederte ihre Berührungen ebenso sanft, was ihr, so erschien es mir jedenfalls, auch nicht unangenehm zu sein schien. Dennoch erkannte sie, dass ich nicht zu ihrem Haus gehörte und so gewann auch sie das Spiel. Als sie ihr Tuch abnahm, geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte: Die Dame küsste mich sehr zärtlich auf die Lippen und instinktiv erwiederte ich diesen Kuss, ich hatte keinerlei Scham deswegen, eher im Gegenteil, es hätte mich nach mehr verlangt...
Mein Hunger war wieder um ein Vielfaches entfacht, und so entfernte ich mich lächelnd von dieser Dame, deren Namen ich nicht mehr erfuhr.
In meiner Suche nach jemandem, der meinen Hunger zu stillen vermochte, stiess ich auf einen jungen Herrn, der mich im Saal schon mehrfach beobachtet hatte, wie es mir schien. Er kam auf mich zu und begrüsste mich sehr elegant mit Handkuss und begann ein Gespräch mit mir, in dem ich erfuhr, dass sein Name Marius Nachtsheim war. Leider war ich durch meinen Hunger schon sehr unkonzentriert, so dass ich nicht vielmehr über dieses Gespräch berichten kann. Es gelang mir, Monsieur Nachtsheim ebenfalls in das Turmzimmer zu locken, und auch er wusste nicht, wie ihm geschah.
Ich machte kein grosses Aufhebens und nahm direkt von ihm, wobei er mich aufgeregt an sich presste und nach mehr verlangte: „Ja, nimm mehr von mir, bitte!“ entfuhr es ihm und ich konnte dieser Einladung wohl kaum widerstehen. Als mein Hunger einigermaßen gestillt war, liess ich von ihm ab und verschloss seine Wunde.
Daraufhin verliessen wir beide das Turmzimmer und kehrten in den Saal zurück, wo Monsieur Nachtsheim sich etwas erschöpft, aber mit einem Lächeln von mir entfernte. Mercurius, „mein Schicksal“, auf das ich immer wieder traf, hatte wohl beobachtet, wie ich mit Monsieur Nachtsheim den Saal verliess und so kam er zu mir, um mir zu sagen, dass ich Acht geben solle, da Monsieur Nachtsheim nicht gänzlich ungefährlich sei. |
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Datum: |
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16.03.2005 |
Autor: |
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Camilla |
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