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2006.03.12 - Tagebucheintrag von Pia |
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Ich muss zugeben, so schrecklich der Rest des Abends auch war, die Gäste in ihrer Erscheinung und ihrem Aussehen waren eine wahre Wonne für das Auge! Zunächst genoss ich diese Eindrücke, hatte ich doch schon immer einen ausgeprägten Sinn für Schönheit und Ästhetik. Damit kam ich, solange ich noch nicht dem Schrecken und der Angst verfallen war, an dem Abend auf meine Kosten als Genießerin.
Jetzt, da ich hier sitze und schreibe, fällt mir auch wieder ein, dass ich ja diese Tatjana gesehen hatte, als sie den Saal betrat! Ich hatte auf Grund der weiteren Geschehnisse ganz vergessen, dass ich sie an dem Abend gesehen hatte. Ich hatte mir noch vorgenommen, sie anzusprechen, denn schließlich war sie diejenige, durch die Santiago auf mich aufmerksam geworden war. Verflucht soll sie sein! Mussten sie und Santiago ausgerechnet am selben Tag wie ich in der Havanna Lounge sein?! Aber das ist wohl weder die Schuld von ihr noch von Santiago.
Doch zurück zu den Ereignissen des Abends:
Devon und ich saßen kaum mit Vicente an einem der Tische, ich war noch damit beschäftigt, all diese fremden Eindrücke zu verarbeiten, die auf mich einprasselten, als einige wenige der Anwesenden, sie scheinen mir im Nachhinein in irgendeiner Weise eng mit dem Schicksal verknüpft zu sein, sich an die Gäste wendeten. Sie sprachen von einem Opfer, welches noch vor Mitternacht dargebracht werden müsse. Ich versuchte noch zu verstehen, was dort vor sich ging, als ich, ehe ich mich versah, von einem dieser seltsamen Schicksalswesen an der Hand genommen und in die Mitte des Saales mitgenommen wurde. Erst jetzt wurde mir so ganz langsam klar, was mit mir geschah: Ich sollte eine der Erwählten sein, welche als Opfer in Frage kamen!
Ich oder ein anderer der zehn Menschen, die nun in der Mitte des Saales standen, sollte geopfert werden!
Getötet! Ermordet!
Ich hatte solche Angst!
Womöglich sollte ich noch am selben Tag sterben! Und das aus einem Grund, den ich nicht verstehen konnte! Was passierte da mit mir? Was war nur los auf diesem Fest? Wo war ich hier nur hinein geraten?
Der Preis, sollte die Opferung nicht vor Mitternacht geschehen, sollte ein noch höherer sein als das Leben eines einzigen Menschen, was genau der Preis sein sollte, ist mir bis heute schleierhaft geblieben. Es sollte jedoch alle anderen betreffen, welche auf dem Fest waren, soviel habe ich verstanden.
Ich hatte solche Angst!
Ich stand da, in der Mitte des Saales, all diese fremden Gesichter starrten mich an, ich kam mir schon jetzt vor wie das Lamm auf dem Opferaltar.
Ich hatte solche Angst!
Ich blickte zu Vicente rüber, aber der schien zunächst nicht sonderlich beeindruckt von der Situation. Zum Glück war Saskia da, eine Erwählte, die ich am Abend zuvor auf Haus Morgenröte kennen gelernt hatte. Auch sie war eine der zehn „Opferkandidaten“. Auch sie hatte Angst. In unserer Angst klammerten wir uns beide aneinander. Saskia versuchte mich zu beruhigen. Sie sagte, nicht ich wäre es, die heute den Tod finden sollte, sondern sie selbst würde heute sterben. Wie konnte sie so etwas nur sagen!
Wie am Abend zuvor fühlte ich mich wie in einem bösen Traum und hoffte, bald aufzuwachen.
Aber es war kein Traum, nein, es war real! So unglaublich mir das jetzt, nach zwei Wochen, auch erscheinen mag. Es war real!
Wenn Saskia nicht da gewesen wäre, ich wäre einfach zusammengebrochen! Zum Glück kam Vicente dann doch irgendwann zu mir und tröstete mich durch seine Umarmung und beruhigende Worte, die er mir zuflüsterte. Dadurch fühlte ich mich schon wieder besser, die Todesangst war zwar noch nicht gebannt, doch ich hatte immerhin wieder das Gefühl, aus eigener Kraft stehen, reden und handeln zu können. Mir kam der Gedanke an Flucht, einfach raus aus dem Gebäude, in ein Taxi, nicht zurückblicken, alles vergessen und nie nie nie wieder daran denken. Diese Möglichkeit wurde jedoch ganz schnell zunichte gemacht: Jemand teilte allen Anwesenden mit, dass alle Ausgangstüren fest verschlossen seien und nicht geöffnet werden konnten.
Ich saß in der Falle! Wie eng und bedrückend kam mir der Saal nun auf einmal vor!
Die Schönheit und Ästhetik war völlig vergessen. |
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Datum: |
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15.03.2006 |
Autor: |
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Hathor |
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Hallo Gabriel,
es tut mir leid, dass Du so lange auf Deinen Bericht ... auf meinen Brief warten musstest.
Aber allein die Vorstellung, der Gedanke an Dich machte es mir unmöglich zu schreiben.
...
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