Theater der Vampire - Vampire Live Rollenspiel mit Nordic LARP Elementen -
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2006.03.12 - Tagebucheintrag von Pia Seite 5 von 5

Aber zurück zu dem Bacchanal-Fest: Nur etwas beruhigt und immer noch verstört ließ mich Vicente wieder auf die Gesellschaft los, da er sich noch um andere Dinge kümmern musste. Ich lief umher, wagte es aber nur noch mit Leuten zu sprechen, die ich bereits von der Nacht zuvor kannte.

Ich sagte Santiago (oder Sin) wie sehr ich es bedaure, ihn getroffen zu haben. Er sagte, dass es ihm Leid tut. Ich traf Devon, die, wie ich, ebenfalls völlig verstört war. Für sie war es, ebenso wie für mich, erst der zweite Abend am Hof der Nacht. Und dann machte ich den Fehler, Valerie danach zu fragen, wie sie das alles denn aushalten könne, schließlich verkehre sie ja schon länger in dieser obskuren Gesellschaft. Ihre Antwort stürzte mich dann endgültig in eine schwarze Tiefe der Lethargie und der Resignation, aus der ich erst wieder erwachte, als ich mit Devon und Vicente in der Villa Asusena in Berlin war. Valerie antwortete mir, dass die Art und Weise, wie sie von der Existenz der Vampire erfahren habe, sie abgehärtet habe, denn sie erfuhr von der Existenz dadurch, dass Vicente ihren Lebensgefährten zerfetzt habe und sie dann mitgenommen habe.
Das gab mir den Rest für den Abend! Danach war mir alles egal. Ich fiel und fiel und fiel, und erst in Berlin, als Vicente mir wieder seine Aufmerksamkeit schenkte, kam ich zurück in die Realität.

In der Villa Asusena war Vicente so zärtlich und so bemüht um mich, so nett. Und dabei musste ich zunächst immer wieder daran denken, was Valerie gesagt hatte. Dennoch, irgendwie schafft Vicente es immer wieder, dass ich in seiner Gesellschaft alles um mich vergesse und mich völlig der Faszination hingebe, bei ihm, in seiner Nähe und für ihn zu sein.

Und das, obwohl auf dem Bacchanal-Fest, in all den vielen Situationen, in denen ich jemanden brauchte, in denen ich mich nach Nähe, Schutz und Geborgenheit sehnte, war nicht er für mich da, sondern andere Personen. Da waren Saskia, Nekhrun und vor allem Calliope, die mir mit ihrer Nähe Trost spendeten. Ich müsste mich doch viel mehr zu diesen Leuten hingezogen fühlen, als zu Vicente!

Und nun?
Es tut mir so gut, mich in meine Arbeit zu stürzen um alles für den Moment zu vergessen. Seit dem Bacchanal-Fest bin ich so produktiv und inspiriert wie nie! Liegt es daran, dass ich mich so sehr in meine Arbeit flüchte, oder hat mich etwa dieses Wochenende am Hofe der Nacht inspiriert?

Ich habe zwei Wochen gebraucht, um mir darüber klar zu werden, ob ich noch einmal den Hof der Nacht besuchen soll. Ich habe mich dafür entschieden.
Und das trotz des Grauens dieses einen Abends.
Ich weiß, dass es mir wahrscheinlich Verderben und Tod bringen wird, aber ich kann nicht anders, meine Gefühle zwingen mich dazu.
Ich weiß, dass ich noch nicht annähernd die Gefahren erahnen kann, die mir drohen, wenn ich wieder den Hof der Nacht betrete, aber ich habe keine Wahl.
Ist es Todessehnsucht? Oder Faszination der Gefahr?
Ich vermisse Calliope, Bastet und Nekhrun so sehr, ich denke so oft an sie…
Und ich kann mir nicht vorstellen, weiter zu leben, ohne je wieder die Umarmung von Vicente spüren zu dürfen. Ich sehne mich so sehr danach, dass es mich schmerzt, dass es mir in meinem Herzen sticht wie von tausend Nadeln.

Und dann gibt es da noch diese Möglichkeit…
Vielleicht, vielleicht, ja ganz vielleicht gibt es diese Möglichkeit, dass ich meine Mutter wieder finde. Jetzt, bei längerem darüber Nachdenken macht es Sinn...
Sie war es doch, die mir immer und immer wieder sagte: "Pia, Du bist etwas Besonderes, Du wirst Dinge sehen, die den anderen Menschen verborgen bleiben." Hat sie wirklich das damit gemeint, was ich jetzt gefunden habe?

Und jetzt gerade in diesem Moment, wo ich diese letzten Zeilen geschrieben habe, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Das letzte Mal, als ich diese Worte "Du bist etwas Besonderes." hörte, war es aus dem Mund von Calliope, einem dieser "Wesen der Nacht".

Liebste Mutter, Mam!
Wärest Du hier, mit Dir könnte ich reden, Du würdest mir zuhören und mich verstehen!
Du wärest der einzige Mensch, dem ich all das anvertrauen und erzählen könnte!

Aber ich weiß nicht, ob ich Dich wirklich wieder sehen möchte, denn falls sich diese kleine Möglichkeit bewahrheitet, bist Du nicht mehr so wie früher. Nein dann muss ich Dich fürchten anstatt mich in die Geborgenheit Deiner Arme zu begeben. Aber das könnte ich nie, ich könnte Dich niemals fürchten, egal, was passiert ist.
Ich weiß nicht, was ich mir wünschen soll, Dich wieder zu sehen oder lieber, dass Du längst seit vielen Jahren tot bist!

Jetzt, da ich diesen Abend endlich in Worte gefasst habe, ihn endlich verarbeitet habe, geht es mir schon besser Ich hoffe, dass ich in dieser Nacht besser schlafen werde als in den Nächten der letzten zwei Wochen.
Ich habe das Gefühl, dass ich nun wieder dem Schicksal ins Auge sehen kann, was auch immer es mir bringen wird.

Neuen Mut habe ich gefasst, das Ufer wieder gefunden.

2006.03.12 - Tagebucheintrag von Pia
Datum:   15.03.2006
Autor:   Hathor
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Theater der Vampire - Vampire Live - von M. Schroeder
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